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Die Module des Programms "Cubus" von Team 7 lassen sich vielfältig kombinieren.

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Hifi-Möbel: Es rappelt in der Kiste

In den 80-er Jahren wurde mit Monster-Boxen geprahlt, heute verstecken sich Hifi-Geräte in minimalistischen Möbeln mit raffiniertem Innenleben. Manche Hersteller bieten sogar beides in einem: Komplette Stereoanlagen in eigens konzipierten Gehäusen.

An Lautsprechern kann man deutsche Wohnzimmergeschichte ablesen. Was waren das für Klötze früher, in den 80-er Jahren. Als mächtige Solitäre bewachten sie die Zimmerecken. Je größer, desto repräsentativer.

Später schmurgelte der technische Fortschritt die Boxen zusammen. Fantastischer Raumklang ließ sich auch mit kleineren Lautsprechern herstellen. Understatement war gefragt. Je kleiner, desto edler. Und heute? Sind sie ganz verschwunden - zumindest aus dem Blick. Möbelhersteller und Designer machen sich daran, Lautsprecher zu verpacken und in wohnliche Elemente zu integrieren.

"Natürlich gibt es noch die High-End-Audio-Fans, die ihre Anlagen mit sanft glühendem Röhren-Verstärker oder die schwergewichtigen Edelstahl-Acrylglas-Plattenspieler gerne sichtbar präsentieren", sagt Sebastian Desch, Chef für Interior Design beim österreichischen Hersteller Team 7. "Aber der Trend ist doch, möglichst alles sauber verstaut zu haben - und das in jeder Produkt-Preisklasse. Man möchte zwar zunehmend gute Geräte und auch einen guten Klang, dabei aber keine Gerätetürme offen stehen und einen Haufen Kabel herumliegen haben", sagt Desch - und hat sich an eine Lösung gemacht.

Gegenentwurf zu vordefinierten Home-Entertainment-Möbeln

Traditionell setzt Team 7 auf Vollholzverarbeitungen, so auch hier bei seinem "Cubus Pure Home Entertainment"-Programm. Wie der Name verrät, stellt man sich mit diesem Möbelstück einen minimalistisch anmutenden schlichten Kubus ins Wohnzimmer. Nichts stört daran, auch keine Beschläge. Die Fronten öffnen sich mit sanftem Druck und legen einen Korpus frei, der in seinem Innern ausreichend Platz für jede erdenkliche gängige Technik bietet, verspricht der Hersteller.

Eine rustikale Variante.
Eine rustikale Variante.

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Und hält so mit einer Entwicklung Schritt: "Die Fülle an Geräten, wie etwa externe Speichermedien oder Spielekonsolen, die man gerne unterbringen möchte, wird immer größer. Gleichzeitig wurden die Fernseher immer flacher, die eingebauten Lautsprecher immer kleiner. Das hat zu einem enormen Boom der Soundbars geführt." Und sofern man diese nicht unschön unter den Fernseher hängen oder legen wolle, müsse eine Lösung her, sie in ein Möbel funktional zu integrieren, meint Sebastian Desch. "Außerdem wollen viele Kunden Filme oder Konzerte in ihrem privaten Home Cinema genießen."

So ist ein modulares System entstanden, das sich jeder nach seinen persönlichen Bedürfnissen konfigurieren kann - egal ob er einfach nur seinen Fernseher und den Blu-ray Player verstauen möchte oder ein Heimkino-Enthusiast und High-End-Audio-Anhänger ist. "Wir wollten ganz bewusst einen Gegenentwurf zu vordefinierten Home-Entertainment-Möbeln entwickeln."

Aus Kabelsalat-Erfahrungen gelernt

Ein Zu- und Abluftsystem verhindert, dass die Geräte heißlaufen. "So ein Home-Cinema- 5.1-Verstärker etwa entwickelt ja auch eine ordentliche Temperatur", sagt Designer Desch und hat deshalb - für alle, die das möchten - die Möglichkeit geschaffen, die Geräte quasi "zwangszubeatmen", falls es im Korpusinneren zu warm wird. "Das geschieht über einen Temperaturfühler, der dann bei Bedarf ein oder mehrere Elektroventilatoren im Korpusboden zuschaltet, die die Geräte mit Luft versorgen", erklärt der Österreicher. Wer anfangs auf diese Einrichtung verzichtet, später aber seine Anlage erweitert, kann auch noch nachrüsten.

Der Fernseher sitzt auf einer höhenverstellbaren Säule mit integriertem Kabelkanal und lässt sich je nach Sitzposition im Raum fast um 360 Grad drehen. Mit Aufpreis gibt es zudem eine Dockstation fürs iPhone. Die Kabel verschwinden wohlgeordnet in eigens dafür konzipierten Schächten, lassen sich aber auch schnell und unkompliziert erreichen. Da hat jemand aus Kabelsalat-Erfahrungen gelernt und mitgedacht.

Detail der TV-Einheit mit Kabelkanal.
Detail der TV-Einheit mit Kabelkanal.

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Damit alles nicht zu massig aussieht, lässt Designer Sebastian Desch den Kubus auf einem leicht zurückspringenden Sockel ruhen. So hat es den Anschein, als schwebe das Board ein paar Zentimeter über dem Boden. "Ein Korpusmöbel nur in Holz gefertigt, kann, auch wenn es noch so schön ist, schnell kistig und schwer wirken", sagt Desch. "Da es bei Team 7 natürlich keine Lackoberflächen gibt, schaffe ich den notwendigen Kontrast mit Farbglas, Naturstein oder Leder - eben mit anderen Naturmaterialien."

In diesem Fall sind es Glasflächen, die dem behäbigen Charakter von Holz etwas Hochglanz verleihen, passend zur Funktion dieses Home-Entertainment-Sideboards. Wählbar sind zehn verschiedene Töne, von Weiß über Curcuma, Rot und Bronze bis zu Taubenblau. Auch die Holzfronten sind individuell zu bestimmen, von Ahorn bis Wildnussbaum.

Man sieht den Entwürfen des Österreichers an, dass er nicht nur Innenarchitektur und Möbeldesign studiert hat, sondern auch gelernter Schreiner ist. 2013 wurde Desch für das "Cubus Pure Home Entertainment"-Programm mit dem seit mehr als 60 Jahren vergebenen "iF product design award" ausgezeichnet.

Die Dänen verbinden zeitloses Design mit einem Spitzenklang

Der dänische Hersteller Montana packt in seine "Soundsection" auch gleich die passende Technik.
Der dänische Hersteller Montana packt in seine "Soundsection" auch gleich die passende Technik.

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Kollegen aus Dänemark gehen sogar noch einen Schritt weiter. Das Land kann traditionell mit Zweierlei punkten - zeitlosem, weltberühmtem Design und erstklassigen Hifi-Produkten. Und so bietet die Möbelfirma Montana gleich beides in einem an: Fertige Stereoanlagen in eigens dafür konzipierten Gehäusen - zwei in einem. Oder wie das Unternehmen selbst wirbt: "Das Gesamterlebnis ist die Summe aus Klang, Design und Komfort."

"Montana Soundsection 1-2-3" heißt die Serie; der mittlerweile 84-jährige Gründer des Familienunternehmens auf der Insel Fünen, Peter J. Lassen, hat sie gestaltet. Von ihm stammt auch das modulare und stapelbare Regalsystem, mit dem Montana in den 80er Jahren berühmt wurde.

Vom Prinzip her ähnelt der Korpus aus MDF-Platten des "Soundsection"-Programms diesem Klassiker, viele für Montana typische Details gibt es hier nämlich auch: die gerundeten Kanten, das Leichte, das Modulare.

Im Innern verbirgt sich eine Einheit aus Lautsprechern - in drei Größen wählbar - und einer sogenannten Soundunit. Das ist ein Verstärker plus Digital- und UKW-Radio mit eingebautem AirPlay und DLNA, damit man drahtlos streamen und auf Computer oder Handy gespeicherte Musik abspielen kann. An der Oberseite kann außerdem ein Flachbildfernseher installiert werden. Beim Filmegucken gibt es dann einen entsprechend satten Klang - auch hier trägt man der immer weiter fortschreitenden Heimkino-Entwicklung Rechnung.

Ein Rahmen, in den man Dinge hineinstellt

Ausgetüftelt wurde die Soundtechnik von dem dänischen Hi-Fi-Spezialisten Pointsource Acoustics und Ingenieur Carsten Tinggaard. Die Firma hat sich auf Forschung und Entwicklung im Bereich Wiedergabe von Tönen und Klang spezialisiert und für Montana nicht nur die Produktion der Geräte übernommen, sondern auch die ideale Anpassung an das Möbelstück.

Dabei ging es dem international gefragten Tinggaard und seinem Team um Feinheiten: So werden etwa die Lautsprecherboxen zwischen zwei Bretter eingepasst und liegen auf Füßchen auf, damit nichts dröhnt oder scheppert. Sie verschwinden hinter einem Frontgrill aus perforiertem Stahl - dessen Farbe, wie immer bei Montana, natürlich frei bestimmt werden kann; 48 Töne stehen zur Auswahl.

Bei Montana stehen 48 Farbtöne zur Auswahl.
Bei Montana stehen 48 Farbtöne zur Auswahl.

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Ob man die Module lieber an die Wand hängen oder zum Beispiel auf Rollen auf den Boden stellen möchte, ist jedem selbst überlassen. 24 Grundmodule gibt es, drei Tiefen. Gesteuert wird die Anlage über eine Fernbedienung. Wer will, kann sich auch eine App herunterladen und dann über iPhone oder Tablet schalten und walten.

Kabel sind keine zu sehen, sie verschwinden im Regal. So passt sich die minimalistische, pure Möbel-Sound-Einheit ähnlich gut in alle denkbaren Wohnzimmereinrichtungen ein wie andere Entwürfe des dänischen Unternehmens. Für die Montana-Leute ist die "Soundsection" vor allem eine logische Weiterentwicklung ihrer Wurzeln. Schon vor 30 Jahren verstanden sie ihren heutigen Klassiker, die Regalmodule, einfach als "einen Rahmen, in den man Dinge hineinstellt", so Designer Lassen. Jetzt liefern sie das Ding mit dazu.

Nur eine Neuinterpretation der Konsolsysteme? Eher nicht

Die Grenzen zwischen Möbel- und Audiodesign verschwimmen. Oder sind diese innovativen Aufbewahrungslösungen doch nur eine Neuinterpretation der Konsolsysteme, wie sie in den 50er und 70er Jahre so populär waren? Eher nicht.

Als Ausdruck der digitalen Entwicklung ist der Ansatz der Designer ein anderer: Sie suchen nach Formen für unseren virtuellen Multimedia-Konsum.

Schließlich verschwindet heutzutage alles, entmaterialisiert sich: Keiner kauft mehr CDs, sondern lädt sich mp3-Files herunter - wenn überhaupt. Man kann seine Lieblingsmusik auch einfach streamen. Clouds sind virtuelle Speicher und garantieren Datenfluss zwischen verschiedenen Geräten. Alles ist wireless, kabellos. Der objekthafte Wert einer Stereoanlage schwindet. Gleichzeitig umgeben wir uns mit immer ausgefeilterer Technik und räumen neben dem Sofa Platz für hochwertiges Home-Entertainment in Kino-Qualität frei.

Die Designer reagieren auf beide Tendenzen - und schaffen interessanterweise Möbel, die sich optisch extrem zurücknehmen. "Wir werden natürlich ein waches Auge auf Innovationen haben", sagt Sebastian Desch von Team 7. "Beispielsweise ist die Beamer-Technik noch nicht auf Augenhöhe mit den Fernsehgeräten, wird aber qualitativ stetig besser und kann künftig entsprechend neue, andere Möglichkeiten eröffnen." Die Entwicklung neuer Hifi-Möbel für die Web-2.0-Gesellschaft steht erst am Anfang. Ihre Gestalter werden weiterhin gefordert sein - ästhetisch wie auch technisch.

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