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Syrien-Expertin und Buchautorin Kristin Helberg.

© Jan Kulke/photoartberlin.de

Neue Salon-Reihe "Diwan": Wenn Syrer auf Deutsche treffen

Im "Diwan", der neuen Salon-Reihe von Tagesspiegel und Naumann-Stiftung, stellt die Syrien-Expertin Kristin Helberg ihr neues Buch vor und diskutiert mit Ahmad Al-Dali über Missverständnisse zwischen Deutschen und Syrern.

Die Sonderausgabe des Tagesspiegels #jetztschreibenwir am vergangenen Samstag, in der Texte und Fotos geflüchteter Journalisten zu sehen waren, hat große Resonanz hervorgerufen. Viele begeisterte und nur vereinzelte kritische Leserbriefe sind am Askanischen Platz eingegangen – am Sonntag erscheint eine Auswahl auf der Leserbriefseite. Die Redaktion hat die E-Mails der Leserinnen und Leser an die Autoren der Ausgabe weitergeleitet. Bilal Aldumani, einer von ihnen, sagt dazu: „Die Reaktionen der Leser machen mich glücklich. Offenbar haben wir ihre Gefühle berührt und ihren Kopf angesprochen – das ist großartig.“

Journalisten sind Brückenbauer

Ein Wunsch, der in den Leserbriefen wiederholt anklingt, ist: Wir würden die Autoren gerne kennen lernen! Das ist ein Ansporn: Da Journalisten in besonderer Weise „Brückenbauer“ sein können, haben der Tagesspiegel und die Friedrich-Naumann-Stiftung eine neue Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, die Begegnungen mit geflüchteten Journalisten ermöglichen und Themen rund um Flucht, Zuwanderung und deren mediale Aufbereitung behandeln wird.

Die neue Reihe soll „Diwan“ heißen, nach dem persisch-türkisch-arabischen Wort, das so viel wie „Versammlungsort“, aber auch „herrschaftliches Empfangszimmer“, „Sofa“ und „Gedichtsammlung“ bedeutet. Dank der Unterstützung durch die Naumann-Stiftung, die auch Kooperationspartner der Sonderausgabe war, kann eine Simultanübersetzung ins Englische beziehungsweise Arabische angeboten werden.

Ahmad Al-Dali beantwortet Fragen im "Mehr Berlin"-Teil

Die Premiere der neuen Salon-Reihe ist gleichzeitig eine Buchpremiere: Denn die Journalistin und Syrien-Expertin Kristin Helberg hat ein Buch geschrieben, das geradezu ideal zum Anlass passt. Es heißt „Verzerrte Sichtweisen. Syrer bei uns: Von Ängsten, Missverständnissen und einem veränderten Land“ und ist soeben im Herder Verlag erschienen (267 Seiten, 24,99 Euro). Kristin Helberg wird ihr Buch am 21. November im Tagesspiegel-Haus vorstellen und mit einem jungen Syrer diskutieren, den Tagesspiegel-Leser schon länger kennen: Ahmad Al-Dali gibt im samstäglichen „Mehr Berlin“-Teil regelmäßig Auskunft über seine Erfahrungen in Berlin. Hussein Ahmad und andere Autoren der Sonderausgabe werden ebenfalls an dem Abend dabei sein, die Moderation übernimmt Andrea Nüsse, Leiterin des Internationalen Journalisten- und Mediendialogprogramms der Naumann-Stiftung.

Kristin Helberg hat acht Jahre in Damaskus gelebt

Buchautorin Kristin Helberg hat acht Jahre lang in Damaskus als Journalistin gearbeitet und ihre Kenntnisse in ihrem ersten Werk „Brennpunkt Syrien. Einblick in ein verschlossenes Land“ (zweite, aktualisierte Ausgabe 2014) vermittelt. Heute lebt sie mit ihrem syrischen Mann und den gemeinsamen Kindern in Berlin und beobachtet, wie sich Deutschland durch die große Zahl von Geflüchteten verändert. In ihrem neuen Buch erklärt die studierte Politikwissenschaftlerin die Hintergründe des Syrien-Konflikts und warum Syrer und Deutsche die Welt unterschiedlich sehen, sich unterschiedlich verhalten und sich deshalb auch oft missverstehen.

Dabei greift sie auf persönliche Erfahrungen in ihren Damaszener Jahren und mit ihrer syrischen Großfamilie zurück, was das Buch sehr gut lesbar macht. Worüber zum Beispiel wundern sich Syrer, die nach Deutschland kommen? Helberg zitiert syrische Bekannte, die erstaunt feststellen: Im Bus müssen ältere Menschen stehen, weil ihnen keiner Platz macht! Männer küssen sich mitten auf der Straße! Jungen und Mädchen gehen fast nackt zusammen schwimmen und trotzdem passiert nichts!

Freiheit beruht auf gegenseitigem Einvernehmen

Die Freiheit, die hier herrscht, sei so ungewohnt, dass manche Männer glaubten, sie sei unbegrenzt, und etwa das „Nein“ einer Frau nicht akzeptieren. Das, so Helberg, sei die wichtigste Lektion, die aber auch manche Deutsche noch lernen müssen: dass Freiheit auf gegenseitigem Einvernehmen beruht.

Und sie zitiert eine Studie der Universität Münster, die feststellt: Die persönliche Begegnung ist der effektivste Weg, um wechselseitige Vorurteile und Missverständnisse abzubauen. Genau das will die neue Reihe „Diwan“ leisten – und außerdem noch einfach Spaß machen. Herzlich willkommen!

„Diwan“ mit Kristin Helberg und Ahmad Al-Dali, Montag, 21. November, 19 Uhr, Askanischer Platz 3, Eintritt inkl. Sekt und Snack 15 Euro, Anmeldung hier. Für Geflüchtete kostenlos.

Musik: Alaa Zaitounah... Oud Mazen Abu Aasi... Geige Ahmad Nieu... Percussion

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