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Zeitung im Salon am 22. Januar: Mark Twain in Berlin

Weihnachten 1891, Körnerstraße 7 in Berlin-Tiergarten: Drei kleine Mädchen lachen Tränen. Denn ihr Vater, kein Geringerer als der berühmte Autor Mark Twain, deklamiert für sie mit übertriebener Leidenschaft aus dem „Struwwelpeter“, den er extra für diesen Anlass ins Englische übersetzt hat.

Weihnachten 1891, Körnerstraße 7 in Berlin-Tiergarten: Drei kleine Mädchen lachen Tränen. Denn ihr Vater, kein Geringerer als der berühmte Autor Mark Twain, deklamiert für sie mit übertriebener Leidenschaft aus dem „Struwwelpeter“, den er extra für diesen Anlass ins Englische übersetzt hat. Seine Tochter Clara erinnert sich daran später so: „Vater konnte den Suppen-Kaspar gut verstehen, denn er selbst mochte die deutsche Suppe auch nicht leiden.“ Mark Twain verbrachte mit seiner Frau und den drei Töchtern den Winter 1891/92 in Berlin, zuerst in der Körnerstraße, dann, standesgemäßer, im Hotel Royal Unter den Linden. Es gab außer der Suppe noch mehr, was er an der deutschen Hauptstadt nicht mochte. Zum Beispiel die Lügen der Wohnungsmakler – er hat sie in einer satirischen Geschichte überzeichnet. Auch das Durcheinander der Berliner Hausnummern brachte ihn zur Verzweiflung: „So etwas hat es seit dem Chaos zu Anbeginn der Welt nicht mehr gegeben.“

Twain war in Berlin eine Berühmtheit

Aber überwiegend gefiel ihm die Stadt sehr gut, ihre „herrliche Architektur“, ihre schnurgeraden Straßen, und, ja, ihre perfekte Verwaltung. Für die Berliner war Twain eine Berühmtheit, er wurde in die Salons und sogar zu einem Dinner mit dem Kaiser eingeladen – der allerdings hinterher befand, der Mensch Twain sei weitaus weniger lustig als seine Texte. Episoden wie diese schildert Tagesspiegel-Redakteur Andreas Austilat, verantwortlich für die Seite „Die Geschichte“ in der Sonntagsbeilage, in seinem Buch „Mark Twain in Berlin. Bummel durch das europäische Chicago“ (Bebra Verlag, 216 Seiten, 19,95 Euro, mit einem Vorwort von Harald Martenstein). Fünf bisher unveröffentlichte Geschichten von Twain über Berlin sind in dem Buch ebenfalls enthalten, darunter eine zum hochaktuellen Thema „Wie man in Berlin eine Wohnung mietet“. Darüber hinaus viele Abbildungen und jede Menge herrlicher Twain-Zitate wie: „Ich glaube, es gibt nichts auf der ganzen Welt, was du in Berlin nicht lernen kannst, außer der deutschen Sprache.“

Zeitung im Salon am 22. Januar, Beginn 19.30 Uhr, Eintritt inkl. Sekt und Zwei-Gang-Menü 20 Euro, Anmeldung hier.

BUCHVERLOSUNG Wir verlosen Exemplare des Buchs. Teilnahme unter www.tagesspiegel.de/gewinnen mit dem Stichwort „Salon“ oder per Postkarte an Der Tagesspiegel, Askanischer Platz 3, 10963 Berlin bis zum 3. Januar.

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