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Brandenburg: Tore zu am Lausitzring

Klettwitz. „Der Lausitzring ist pleite“ – die Nachricht kam nicht überraschend und traf doch viele Menschen bis ins Mark.

Klettwitz. „Der Lausitzring ist pleite“ – die Nachricht kam nicht überraschend und traf doch viele Menschen bis ins Mark. Gestern Morgen hatten zunächst die Besitz- und wenig später die Betreibergesellschaft des Eurospeedway Lausitz beim Cottbuser Amtsgericht Insolvenz angemeldet. „Jetzt kommt es richtig dick", sagte der Vorsitzende des Amtsgerichts Cottbus, Wolfgang Rupieper, dem Tagesspiegel. Er versicherte, dass der Betrieb am Ring aufrecht erhalten wird und auch die kommenden Rennen wie geplant stattfinden, aber darüber wird letztlich der vom Amtsgericht bestellte Insolvenzverwalter entscheiden.

Gestern standen Besucher des Lausitzrings erst einmal vor verschlossenen Toren, wofür Lausitzring-Sprecher Marc-Thorsten Lenze Verständnis erbat: „Bevor der Insolvenzverwalter keine Entscheidungen getroffen hat, können wir nicht handeln. Aber der Betrieb auf der Strecke geht weiter, auch die Mitarbeiter sind motiviert und sagen sich: Jetzt erst recht!" Wie zur Bestätigung dröhnten gestern schwere Motorräder über den Ring - ein Klub hatte die Strecke für Trainingsfahrten gemietet. Trotzdem erschien der strahlende Sonnenschein vielen Menschen in der Umgebung wie Hohn. Ob in den umliegenden Dörfern, in Senftenberg oder in Cottbus – überall wurden die Köpfe geschüttelt. Der Lausitzring sei zum „Spielball von Interessen der Großen" geworden, auf Kosten der Region. Hintergrund ist die Weigerung der Dekra, ihre Gesellschafteranteile abzugeben, was wiederum der Berliner Bankgesellschaft nach eigenen Angaben die Möglichkeit versperrt, den Eurospeedway zu verkaufen. Möglicherweise eröffnet die Insolvenz jetzt neue Optionen. Manfred Hirrig, der in Erwartung tausender Gäste neben dem Eurospeedway einen Gasthof ausgebaut hat, ist optimistisch: Mit einem neuen Betreiber könne es nur besser werden

Fest steht, dass die Insolvenz für die Bankgesellschaft Berlin ein Befreiungsschlag ist – obwohl sie zu 70 Prozent an den beiden Besitz- und Betreibergesellschaften beteiligt ist. Die Bank hätte beide Unternehmen laut Gutachten jedes Jahr mit Millionenbeträgen alimentieren müssen. Die Rennstrecke brachte bankinternen Unterlagen zufolge sogar die zuständige Immobilientochter des Geldhauses, die IBG, an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Ein Sanierungskonzept sah einen Ausstieg des Landkreises Oberspreewald-Lausitz sowie der Dekra vor, die beide kleinere Anteile an den Gesellschaften hielten. Doch die Dekra weigerte sich. Indem der Berliner Konzern nun den Geldhahn zudreht, erreicht er sein Ziel auf einem kleinen Umweg, heißt es in Bankenkreisen.

Denn bei einer Insolvenz versucht der Verwalter den besten Preis für die ihm überlassene „Konkursmasse“ zu erzielen, um mit diesen Einnahmen die Forderungen der Gläubiger zu bedienen. Im Fall der Rennstrecke ist der wichtigste Gläubiger die Bankgesellschaft Berlin. Sie kann sich also ausrechnen, einen Teil ihrer Millionenkredite zurückzubekommen, wenn der Insolvenzverwalter einen Käufer für die Rennstrecke gefunden hat. Sandra Dassler/Ralf Schönball

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