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Tote Babys: Das Elend eines Landes

Angesichts der Zahl der Kindstötungen in Brandenburg muss dringend etwas geschehen, meint Sandra Dassler. Es gibt einen viel zu hohen Anteil von Menschen, deren "Sozialverhalten" bestenfalls rudimentär vorhanden ist.

Die getöteten Babys von Brandenburg – man kann die Fälle kaum mehr auseinanderhalten: In Potsdam steht eine 22-Jährige aus Nauen vor Gericht. In Cottbus läuft der Prozess gegen eine 18-Jährige aus Schwarzheide. Gerade verurteilt worden ist dort eine 23-Jährige aus Lübben; bald beginnt die Verhandlung gegen eine 25-Jährige. Sie alle haben ihre Kinder kurz nach der Geburt getötet.

Florian aus Frankfurt (Oder) hat sechs Monate überlebt. Das war kein Glück, sondern ein Martyrium; der Junge ist qualvoll verhungert und verdurstet. Seine 20- und 21-jährigen Eltern sind am Freitag zu sieben und zehn Jahren Haft verurteilt worden. Die Deutsche Kinderhilfe hat das Urteil als zu milde kritisiert, aber sowohl der Vater als auch die Mutter von Florian waren nicht nur unreif und völlig überfordert, sondern selbst Opfer zerrütteter Familienverhältnisse. Das mögen viele nicht mehr hören und es kann auch nicht vor Strafe schützen – wahr bleibt es dennoch.

Umso wichtiger ist der zweite Kritikpunkt der Kinderhilfe, den viele teilen: Das Jugendamt hat Florians Mutter nach Jahre langer Betreuung mit 18 aus der Fürsorge entlassen – obwohl bekannt war, dass sie große Probleme hatte und möglicherweise sexuell missbraucht wurde. Die „Begründung“, die junge Frau habe ja keine Hilfe beantragt, ist zynisch. Sie zeugt von der Hilflosigkeit vieler Jugendamtsmitarbeiter, die hinter vorgehaltener Hand zugeben, dass sie völlig überlastet und froh über jeden „erledigten Fall“ sind. Hier muss dringend etwas geschehen.

Ebenso wichtig ist die Ursachenforschung. Angesichts der vielen Kindstötungen in Brandenburg ist die Frage nicht nur erlaubt, sondern dringend geboten, was da schiefgelaufen ist. Nicht nur – aber auch – in 40 Jahren DDR, vor allem aber in den fast zwei Jahrzehnten danach. Gerade in den vom Wegzug der Eliten betroffenen Gebieten weisen neben Kindstötungen auch andere Indikatoren darauf hin, dass es einen viel zu hohen Prozentsatz von Menschen gibt, deren „Sozialverhalten“ bestenfalls rudimentär vorhanden ist, deren Familienstrukturen nachhaltig zerstört sind. Und das Elend eines Landes beginnt bekanntlich in seinen Familien.

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