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Brandenburg: Trauerkundgebungen: Das andere Gedenken

Trotz großer Betroffenheit über die Terroranschläge in den USA wird in Brandenburg eine gewisse Zurückhaltung und auch Unsicherheit bei den Trauerbekundungen beobachtet.Die Erschütterung sei groß, aber sie äußere sich stiller, kommentierte der Cottbuser Generalsuperintendent und Vorsitzende des Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rolf Wischnath, diese Eindrücke.

Trotz großer Betroffenheit über die Terroranschläge in den USA wird in Brandenburg eine gewisse Zurückhaltung und auch Unsicherheit bei den Trauerbekundungen beobachtet.

Die Erschütterung sei groß, aber sie äußere sich stiller, kommentierte der Cottbuser Generalsuperintendent und Vorsitzende des Aktionsbündnisses gegen Gewalt, Rolf Wischnath, diese Eindrücke. Es gebe Hilflosigkeit, was man an bestimmten Gesten und am Schweigen bemerken könne, aber auch große Unsicherheit. So seien mancherorts Gemeindevertretersitzungen abgesagt worden, anderswo nicht. Die Unsicherheiten führt Wischnath auch darauf zurück, dass es in den neuen Ländern noch "keine sonderlich ausgeprägte zivilgesellschaftliche Trauerkultur" gebe. Sie sei erst im Werden. In West-Berlin, so Wischnath, gebe es eine lange Tradition bei derartigen Ereignissen, im Osten seien mit dem Untergang der DDR solche Rituale untergegangen. Zugleich hob er hervor, dass die Kirchen in diesen Tagen einen nie dagewesenen Zulauf zu verzeichnen hätten. Sie seien bei solchen schrecklichen Ereignissen auch für Nichtchristen wichtig.

Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) glaubt, dass nicht nur die "intensiven emotionalen und persönlichen Beziehungen" der West-Berliner zu den Amerikanern, die vom Erlebnis der Luftbrücke geprägt seien, zu Unterschieden führten. Er habe den Eindruck, dass es in den neuen Ländern "nicht so viel Verständnis wie in den alten" für die USA gebe. Dies hängt nach seiner Meinung damit zusammen, dass die USA zu DDR-Zeiten "anders gesehen wurden". Doch auch Schönbohm betont, dass die Menschen in Brandenburg und den neuen Ländern betroffen seien: Sie unterschieden jedoch stärker zwischen den Opfern und Angehörigen sowie den USA. Empört habe ihn, so Schönbohm, dass Brandenburger PDS-Genossen in einem Fernsehmagazin sinngemäß erklärt hätten, die Amerikaner müssten sich nicht wundern nach ihren Angriffen auf Kuba und andere Länder.

Schönbohm sprach sich dafür aus, den Jugendaustausch mit den USA zu verstärken. Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) betonte, dass es bereits seit längerem entsprechende Bestrebungen gebe. Auch die Schulpartnerschaften - derzeit 50 - nähmen zu. Er glaube im Übrigen, dass das Entsetzen über die Anschläge in den neuen Ländern größer sei: Die Ostdeutschen hätten keine Erfahrungen mit dem Terrorismus, "die Angst ist deshalb größer." Die Menschen hofften hier, dass die Amerikaner nicht blind losschlügen.

Michael Mara

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