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Treuhand-Abzocker: Millionen einer Ost-Firma verjubelt

Michael R., der sich 14 Jahre nach seiner Flucht als mutmaßlicher Drahtzieher im einem der größten Fälle von Vereinigungskriminalität verantworten musste, wurde zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt.

Berlin - Der „Treuhand-Abzocker“ räumte dann doch drei Punkte der Anklage ein und bereitet so ein überraschend schnelles Prozessende: Michael R., der sich 14 Jahre nach seiner Flucht als mutmaßlicher Drahtzieher im einem der größten Fälle von Vereinigungskriminalität verantworten musste, wurde zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt. Das Landgericht sprach den 66-jährigen Ex-Manager gestern der schweren Untreue schuldig.

Der Mann hatte nach der Wende gemeinsam mit Geschäftspartnern die Ost- Berliner Wärmeanlagenbau GmbH (WBB) von der Treuhandanstalt gekauft. Die Firma, die zu DDR-Zeiten Heizkraftwerke und Fernwärmeleitungen baute, hatte zu dem Zeitpunkt noch 1225 Mitarbeiter und war mit einem Stammkapital von vier Millionen Mark im Handelsregister eingetragen. Rottmann, zuvor Manager eines Unternehmens mit Sitz im Ruhrgebiet, trat als Macher auf: „Wir werden Kraftwerke bauen wie andere Brötchen backen.“ Vier Jahre später war von der WBB nur noch eine leere Hülle übrig.

Drei von zwölf Anklagepunkten blieben. In den Jahren 1991 und 1992 habe der Angeklagte mit Gehilfen einen Schaden von rund 50 Millionen Euro verursacht, befanden die Richter. Davon sollen etwa 20 Millionen Euro bei Rottmann selbst versickert sein. Nichts sei mehr da, beteuerte der Angeklagte. Er hatte sich Mitte der 90er Jahre abgesetzt. Es tauchten Bilder auf, die den international Gesuchten auf einer Jacht zeigten. Im Jahr 2000 wurde er nahe London zwar gefasst, Rottmann aber zahlte eine hohe Kaution und kam frei. Er kämpfte gegen seine Auslieferung, bis er im Juli 2009 nach Berlin reisen musste.

Eine „Aushöhlungsabsicht“ von Anfang an war Rottmann und seinen bereits verurteilten Gehilfen nicht nachzuweisen. Nach der Übernahme der WBB aber habe er mehr Kapital entnommen als erlaubt. Sein Ton klang leidend, als der Angeklagte von Überforderung sprach sowie von „gravierenden Fehleinschätzungen“, falscher Beratung und davon, dass er auf der Flucht pro Jahr wohl eine halbe Millionen Euro verbraucht habe. Geblieben sei ihm nichts. Seine Frau soll mit einem Tennislehrer nach Spanien gegangen sein. Die Zeit bis zur Ladung zum Strafantritt wollte Rottmann nun gern in Freiheit verbringen. Die Richter aber ordneten Haftfortdauer an. K.G.

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