zum Hauptinhalt

Trockenheit: Wassermangel bringt Fischer in Not

Die Pegel in Teichen und Flüssen in Brandenburg sind extrem gesunken. Auf Oder und Elbe mussten Güterschiffe den Verkehr zum Teil einstellen.

Potsdam - Auch wenn es dieser Tage wieder herbstlich regnet – auf Oder und Elbe mussten Güterschiffe den Verkehr zum Teil einstellen, Fischer sehen ihre Betriebe in Gefahr und das Landesumweltamt sieht die Mark bereits auf dem Trockenen. „Ich musste im August schon notabfischen“, sagt Christoph Junghanns von der Teichwirtschaft Eulo bei Forst (Spree-Neiße). Dort betreibt er 23 Teiche, 55 Hektar sind diese groß. Im Durchschnitt fängt Junghanns dort 40 Tonnen Fisch, vor allem Karpfen, aber auch Hecht und Schlei. In diesem Herbst werden es wohl nur 30 Tonnen sein. Der Grund: Die Wasserstände in den Teichen gehen zurück. „Wir hatten 30 bis 40 Zentimeter weniger“, berichtet Junghanns. Der Klimawandel fordere zuerst in der Lausitz seinen Tribut. „In den Sommermonaten fehlt einfach das Wasser.“

Tatsächlich gab es im August und September nicht einmal halb so viel Regen wie üblich. „Genau das sind aber die Wachstumsmonate für die Fische, in denen sie viel Wasser brauchen.“ Zudem steigen die Verluste, weil Kormorane, Reiher und Otter es bei niedrigen Pegeln leichter haben, Beute zu machen. Junghanns musste wegen des Wassermangels sogar schon mehrere Teiche außer Betrieb nehmen.

Ähnlich wie dem Forster Fischer geht es den meisten der insgesamt 34 Betriebe, die in Brandenburg 4300 Hektar Teiche bewirtschaften – hinter Sachsen und Bayern ist das Land damit deutschlandweit auf Rang drei. „Das Problem sind die Niederschlagsmengen“, sagt Lars Dettmann, Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes. „Uns fehlt der Landregen, wenn überhaupt, gibt es nur an drei, vier Tagen heftige Gewitter.“ Ließen die Fischer bislang ihre Teiche im Frühjahr dank der Schneeschmelze volllaufen, nehmen sie heute alles mit, was im Winter an Regen kommt, um ausreichende Wasserstände zu erreichen. Optimistisch ist Dettmann keineswegs, die Erlöse brechen weg, der Nachwuchs sucht sich Jobs in anderen Branchen. „Wir wissen nicht, wie es in fünf Jahren aussieht.“

Auch das Landesumweltamt registrierte an zahlreichen Flüssen und Seen im September nur Pegel im Niedrigwasserbereich. Präsident Matthias Freude sagt: „Wir hatten 2009 extreme Phasen. Schon der April war der trockenste seit mehr als hundert Jahren.“ Für die Zukunft sagt Freude Wetterextreme mit längeren Trockenphasen und Starkregen vorher. Der Grundwasserspeicher werde dadurch zu langsam aufgefüllt.

Das hat auch Folgen für die Flüsse, Havel, Spree und Elbe fließen extrem langsam. „Statt 54 Kubikmeter pro Sekunde verzeichneten die Behörden an der Havel einen Durchfluss von nur zwei Kubikmetern.“ In der Spree ist dadurch in den vergangenen Jahren ein Drittel aller dort lebenden Tierarten ausgestorben. „Allein 2006 sind in der Krummen Spree mehrere Millionen Muscheln verendet, das merkt man an der Wasserqualität. Denn es sind unsere billigsten Kläranlagen“, sagt Umweltamtschef Matthias Freude.

Auch die Güterschiffe haben ein Problem auf Elbe und Oder. Der Wasserstand lag in Frankfurt (Oder) bei 80 Zentimetern, beladen brauchen die Schiffe mindestens 1,20 Meter. Selbst leere Kähne blieben auf Sandbänken stecken. Eine wirtschaftliche Güterschifffahrt war auf der Oder nicht möglich. Und die Aussichten sind düster: An der Elbe werde ab 2050 nur noch jedes zehnte Jahr die für Frachtschiffe nötige ganzjährige Mindesttiefe von 1,60 Metern erreicht, sagt es Frank Wechsung vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) voraus.axf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false