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Brandenburg: Übergriffe nach der Saunaparty

Jugendklubleiter wegen Missbrauchsvorwurfs vor Gericht

Velten/Berlin - Nach 50 Bewerbungen hatte es der Sexualstraftäter geschafft: Michael W. war in die Jugendarbeit zurückgekehrt. Trotz einschlägiger Vorstrafe wurde der Mann aus Spandau in Velten als Leiter des Jugendklubs „Oase“ eingesetzt. Er habe auf den Eintrag im Führungszeugnis hingewiesen, sagte der 43-Jährige im Prozess um 31 Übergriffe auf zehn Jungen, darunter seinen Neffen. Man habe sich dennoch für ihn entschieden.

Im Dezember 1997 war der Sozialarbeiter wegen ähnlicher Taten zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Die Bewährungszeit wurde auf vier Jahre festgelegt. Mit dem Urteil wurde ihm für diese Zeit auch untersagt, sich beruflich mit Kindern und Jugendlichen zu befassen. Die Bewährung lief noch, da bekam er von der Arbeiterwohlfahrt den Job als Clubleiter in der „Oase“.

Michael W. ist ein fülliger Mann mit weichen Gesichtszügen. Er beschrieb sich als engagierten Sozialarbeiter. „Viele Jungs haben mich vergöttert im Haus Oase“, sagte er. Sehr freundschaftlich sei es dort zugegangen. Die Opfer waren laut Anklage zwischen elf und 16 Jahre alt. Bei Ausflügen an die Ostsee, nach München und Tschechien oder nach Club-Abenden mit Schwimmen, Sauna und Video – von W. deshalb scherzhaft „SSV-Party“ genannt – sei es zu Übergriffen gekommen. Michael W. aber bestritt die meisten Fälle. Sechs Mal kam es nach seiner Version zu Massagen oder Streicheleien, das jüngste Opfer sei nicht 11, sondern 14 Jahre alt gewesen. Sexuellen Verkehr habe er allerdings mit seinem Neffen gehabt, für den er „mehr als Onkelgefühle“ empfinde. Das gab er zu.

Die Polizei war W. auf die Spur gekommen, weil Nacktaufnahmen seines Neffen im Internet standen. „Das waren FKK-Bilder, die wurden mir vom Computer gestohlen“, behauptete der Angeklagte. Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. K. G.

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