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Eiche

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Umwelt: Eichen in Not

Zwei Drittel der Wälder in Brandenburg sind krank. Grund ist die Trockenheit der vergangenen Jahre.

Eberswalde - Der häufige Starkregen dieser Tage kommt für viele Brandenburger Wälder zu spät. Denn in der Wachstumsperiode im März und April fehlte der Niederschlag, so dass Förster, Waldbesitzer und Forstwissenschaftler derzeit mit großer Sorge den Zustand von Eichen und Buchen und anderen Baumarten beobachten. „So viel Witterungsstress wie in weiten Teilen Brandenburgs hält selbst die gemeinhin als stark und standfest beschriebene deutsche Eiche nicht aus“, sagt Ralf Kätzel von der Landesforstanstalt Eberswalde. Die Lage sei in vielen Gebieten dramatisch. Bereits im Vorjahr stufte der Waldzustandsbericht 48 Prozent aller Eichen als „deutlich geschädigt“ ein. Nach dem milden Winter und den trockenen ersten vier Monaten dürfte die Zahl in nächster Zeit weiter ansteigen.

Die Eichen drücken auch den Gesamtdurchschnitt der Waldschäden stark nach oben. „Nur noch 32 Prozent in der Region Berlin-Brandenburg sind frei von Schäden“, teilte Forstminister Dietmar Woidke (SPD) mit. „Im Jahr 1999 waren noch rund 57 Prozent der Wälder als gesund eingestuft worden. Gleichzeitig stieg der Anteil der ,deutlich geschädigten‘ Wälder seit 2001 von 8 auf heute 18 Prozent.“ Vor allem in den Kreisen Oberspreewald-Lausitz, Uckermark und Havelland machen die Bäume einen überwiegend schwachen oder gar kranken Eindruck. In Elbe-Elster ist sogar mehr als jeder zweite Baum deutlich geschädigt. Die gesündesten Wälder stehen in den Kreisen Oberhavel, Spree-Neiße und Oder-Spree.

Als Hauptursache für die zunehmenden Schäden nennt der Forstwissenschaftler Ralf Kätzel den unausgeglichenen Wasserhaushalt. „Während sich die Kiefer auch auf lange Trockenperioden einigermaßen einstellen kann, sieht es bei der Eiche wirklich schlimm aus.“ Das liege an deren Eigenart, Nährstoffe nur über den jüngsten Jahresring aufzunehmen. Wenn dieser im Frühjahr nicht ausreichend wachse, können sich selbst mehrere Jahrzehnte alte Eichen nicht mehr ausreichend versorgen. Die Blätter werden nicht in erforderlicher Zahl ausgebildet, der Baum wird geschwächt und damit auch anfälliger für Schädlinge.

Zwei bis drei Jahre kann eine Eiche das zwar aushalten. Aber in Brandenburg waren in vielen Regionen die Jahre 1999, 2003, 2005 und 2006 zu trocken. Darunter leiden auch die Buchen, die im Landesdurchschnitt zu 37 Prozent geschädigt sind.

Ein allmähliches Verschwinden dieser beiden Laubbaumarten wäre für das Land geradezu fatal. Denn seit Mitte der 90er Jahre läuft überall ein großes Waldumbauprogramm, mit dem die weitflächige Kiefernmonokultur schrittweise verringert werden soll. „Derzeit steht dieser Nadelbaum noch auf rund 73 Prozent der gesamten Waldfläche“, sagt Jens- Uwe Schade, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. „Damit sind wir in Deutschland das Kiefernland Nummer eins.“ Der Baum sei zwar sehr anpassungsfähig, aber auch sehr anfällig für Brände. Außerdem trage er wenig zur Grundwasserbildung bei. Deshalb strebe das Land eine gesunde Mischung aus Laub- und Nadelbäumen an.

Die Forstexperten sprechen bei der Analyse der Baumschäden noch nicht von den Folgen des Klimawandels. „Für uns ist das immer noch eine Häufung von Witterungsextremen“, sagt Ralf Kätzel von der Landesforstanstalt. Bislang habe die Natur immer versucht, allein mit den veränderten Verhältnissen zurechtzukommen. „Aber es könnte sein, dass es viele Eichen diesmal nicht schaffen.“

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