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Eiche

© dpa

Umweltbelastung: Eichen sind geschädigt wie nie zuvor

Die Wälder in und um Berlin haben sich leicht erholt, der Sommer tat ihnen gut. Allerdings sind die Eichen weiterhin schwer geschädigt. Etwa zehn Prozent der Bäume sind noch gesund.

Der regenreiche und kühle Sommer war für die Wälder in Brandenburg und Berlin ein Segen. Nach mehreren Jahren mit geringen Niederschlagsmengen und hoher Durchschnittstemperatur konnte der seit 2001 anhaltende Trend einer stetig zunehmenden Verschlechterung des Waldzustandes gestoppt werden. "Vor allem die bei uns dominierende Kiefer hat sich in ihrer Vitalität endlich verbessert", sagte Brandenburgs Forstminister Dietmar Woidke (SPD) gestern bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes für Brandenburg und Berlin. "Dagegen machen uns die Eichen nach wie vor große Sorgen."

Eichen sind besonders geschädigt

37 Prozent aller brandenburgischen Eichen seien deutlich geschädigt. "In Berlin kommen wir leider fast auf die doppelte Zahl", erklärte Berlins Staatssekretärin für Stadtentwicklung, Maria Krautzberger. Nach ihren Angaben weisen nur zehn Prozent der Berliner Waldfläche keine Schäden auf – immerhin zwei Prozent mehr als 2006. In Brandenburg sind 33 Prozent der Wälder schadensfrei, sechs Prozent mehr als im Vorjahr.

In Berlin gibt es praktisch keine Eiche mehr ohne deutliche Schäden. Das liegt vor allem an der hohen Belastung durch den Autoverkehr." "Außerdem können vor allem die bei uns dominierenden Stieleichen mit ihren Wurzeln in Trockenperioden nicht genügend Wasser aus dem Boden aufnehmen“, sagte Elmar Lakenberg, Chef der Berliner Forsten. "Unsere Vorgänger haben vor 150 bis 170 Jahren im Grunewald ein wenig geeignetes Saatgut aus Frankreich ausgebracht. Wir haben daher kaum starke Eichen." 40 Prozent der Berliner Wälder sind Eichen und andere Laubbäume, 60 Prozent Kiefern.

Noch nie waren die Eichenschäden so hoch wie heute

In Brandenburg beherrscht die Kiefer zu 82 Prozent die Wälder, nur fünf Prozent machen die Eichen aus. "Ein regelrechtes Absterben der Eichen gab es in der Vergangenheit schon öfter", meinte der Wissenschaftler Ralf Kätzel von der Landesforstanstalt Eberswalde. "Das trat beispielsweise in den Jahren zwischen 1929 und 1934 oder zwischen 1939 und 1944 auf. Aber noch nie gab es ein so komplexes und lang andauerndes Schadensbild wie jetzt." Als Hauptursache sieht Kätzel die warmen Winter. Die Eichen kämen wegen des fehlenden Dauerfrostes nicht zur Ruhe, würden durch die permanenten Stoffwechselvorgänge ihre Stärkevorräte aufbrauchen und letztlich keine Jahresringe mehr ausbilden. Derart geschwächt würden die Bäume keinen Extremsituationen mehr widerstehen können.

Brandenburg baut seine Kiefernwälder für jährlich 20 Millionen Euro schrittweise zu einem Mischwald mit Eichen und Buchen um. Kiefern allein sind viel anfälliger für Waldbrände und Stürme. "Unsere Wissenschaftler haben noch ein gewaltiges Pensum Arbeit vor sich, um das für uns passende Eichensaatgut zu finden", sagte Minister Woidke. Im Moment brächten Versuche mit Eicheln aus der Türkei vielversprechende Erfolge. Allerdings braucht der Waldumbau Zeit. In den vergangenen 15 Jahren schafften die Forstarbeiter gerade mal die Umgestaltung von 50.000 Hektar. Brandenburgs Waldfläche zählt 1,1 Millionen Hektar.

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