UNTERM ADLER: Thorsten Metzner über Horoskope, Protokollfragen und Null-Wahlkampf
Im Wahlkampf überlassen Brandenburgs Sozialdemokraten nichts dem Zufall – nicht mal ein Horoskop in der Wahlkampfzeitung „Brandenburger“. Die Vorhersagen sind konkurrenz- und koalitionspolitisch abgesichert.
Der Steinbock – Frontmann Platzeck ist einer – kriegt die beste Prognose: „Sie kommen überall gut an, weil Sie mit Argumenten überzeugen können. Sie sind in Bestform.“ Beim Sternbild Krebs – Linke-Spitzenkandidatin Kerstin Kaiser ist einer – liest sich der Eintrag wie ein Therapiehinweis: „Ihnen fehlt die Konzentration. Besinnen Sie sich auf das Wesentliche und lassen Sie sich nicht von Problemen ablenken.“ Mehrdeutig ist das Horoskop für die Widder wie CDU-Spitzenkandidatin Johanna Wanka: „Neue Pläne im Job bringen alles in Fluss. Mit diesem Schwung holen Sie das Optimale heraus.“ Klarer Fall: Nach dem Horoskop geht es weiter mit Rot-Schwarz in Brandenburg.
Mit beginnendem Wahlkampf werden die Sitten in Brandenburgs Koalition rauer – selbst in Protokollfragen. Als jetzt Bahnvorstand Rüdiger Grube mit SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier den Startschuss für ein neues Schienenverkehrsforschungszentrum in Kirchmöser gab, ging es hinter den Kulissen hoch her: Ministerpräsident Platzeck konnte selbst nicht teilnehmen, also setzte seine Staatskanzlei durch, dass die Regierung von SPD-Verkehrsminister Reinhold Dellmann vertreten wird – und nicht von der ranghöheren CDU-VizeRegierungschefin und Wissenschaftsministerin Johanna Wanka. Die Christdemokraten reisten trotzdem demonstrativ zur „Steinmeier-Show“ an, wie der Termin in der CDU hieß. Mancher hatte erwartet, dass Wanka, Protokoll hin, Rücksicht her, das Mikro ergreift. Aber da war die Koalitionsräson dann wohl doch stärker.
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