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Wirtschaft: Ab in die Sonne

Wer sich früh für ein Urlaubsziel entscheidet, kann mit Rabatten rechnen. Meist gibt es eine Preisgarantie

Nasskaltes Wetter, grauer Himmel, kurze, dunkle Tage: Es gibt wohl keinen besseren Zeitpunkt als den Februar, um darüber nachzudenken, wo man im nächsten Sommerurlaub am besten die Sonne genießen kann. Das heitert nicht nur auf – zusätzlich locken auch noch Frühbucherrabatte.

Immer mehr Reiseveranstalter belohnen ihre Kunden, wenn sich diese für die nächsten Ferien bis zu einer bestimmten Frist frühzeitig entscheiden. Stichtag ist in den meisten Fällen der 31. März. Wer bis dahin eine Pauschalreise bucht, kann „Turboabschläge“, „XXS Superkinderfestpreise“ und „XXL Bonus“ mitnehmen oder auch mal „sechs Nächte zahlen und sieben bleiben“. „Rabatte haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen, und die Angebote werden immer vielfältiger“, sagt Sibylle Zeuch vom Deutschen Reiseverband (DRV). Der Trend gehe weg vom Last-Minute-Geschäft. Schnäppchen mache eher der, der sich früh festlegt. Der Grund: „Die Veranstalter haben dadurch mehr Planungssicherheit und können mit ihren Partnern bessere Verträge aushandeln. Diese Vorteile geben sie an die Kunden weiter“, sagt Zeuch.

Das Risiko ist gering, denn meist erhalten Frühbucher eine Preisgarantie. „Werden die Reisen ab April billiger, müssen unsere Kunden nur den günstigeren Preis begleichen“, sagt Isabella Partasides von Thomas Cook Reisen.

Wie viel allerdings abgezogen wird, sieht von Fall zu Fall unterschiedlich aus. Genaues Hinschauen lohnt sich. Die Rabatthöhe hängt von Abflughafen, Reiseziel und -dauer ab. Bei Flugreisen von Neckermann lassen sich pro Person und Woche bis zu 50 Euro sparen. Tui gewährt sogar bis zu 200 Euro Nachlass. Bei Eigenanreise bieten 83 Prozent aller Häuser im Katalog von 12-Fly Abschläge an. „Bei einem Urlaub im europäischen Ausland können bei einer Buchung bis zum 31. März 98 Euro pro Person und Woche gespart werden“, sagt 12-Fly-Sprecherin Tanja Kraus. Bei Fernreisen sei noch mehr drin: „Wer bis Ende April einen Urlaub beispielsweise in der Karibik bucht, kann 140 Euro sparen.“ Und Thomas Cook lockt Familien nach Mauritius – mit Festpreisen von 112 Euro für Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren. Einjährige reisen fast immer kostenlos. Mehrere Veranstalter bieten inzwischen einen eigenen Frühbucherpreisteil an. Bei Tui gilt der allerdings nur noch bis zum 14. Februar. Kurzentschlossene Familien zahlen für ihren Nachwuchs mit dem „XXS Kinderfestpreis“ derzeit nur 99 Euro: für eine Woche auf den Balearen.

Der Haken bei solchen Superschnäppchen: Oft gelten diese Angebote gerade nicht in der Hauptferienzeit – für Eltern schulpflichtiger Kinder ist das ein Problem. Ähnliche Einschränkungen finden sich bei den meisten Veranstaltern. Denn die reagieren mit ihren Preisen immer auch auf die Nachfrage: Was ohnehin gut läuft, muss ja nicht billig verkauft werden. Wer bei Thomas Cook Reisen an einem Freitag im Februar eine Flugpauschalreise bucht, kann bis zu 100 Euro pro Person sparen. Doch dieses Angebot gilt nur für Abflüge im April und ab München.

Das Publikum, das gezielt nach solchen Frühbucherrabatten sucht, ist ähnlich preisbewusst wie die Zielgruppe, die Discounter für sich ausgemacht haben. So bietet Aldi über seinen Reisepartner, die Tui-Tochter Berge & Meer, seit Anfang 2007 Urlaubsvarianten an, die laut Stiftung Warentest fast konkurrenzlos billig sind. Das Konzept ist einfach: nicht mehr als fünf ganz unterschiedliche Reisen zu einem möglichst günstigen Preis, die im Internet oder über das Telefon gebucht werden. „Wir agieren dabei auch oft gegen den Markt: Läuft Mallorca im Winter nicht so gut, können wir eine Woche schon mal für 199 Euro pro Person verkaufen“, sagt Berge & Meer-Geschäftsführer Reiner Meutsch. Derzeit hat er die Balearen nicht im Sortiment: zu teuer.

Die begrenzte Auswahl ist einer der Gründe, warum die klassischen Reiseveranstalter die Konkurrenz der Billiganbieter nicht fürchten. Ein anderer sind fehlende Vergleichsmöglichkeiten. „Im Reisebüro wird man beraten und kann sich zwischen unterschiedlichen Angeboten entscheiden“, sagt DRV-Sprecherin Zeuch. Und bei Reklamationen müsse man sich als Kunde nicht direkt mit dem Reiseveranstalter herumschlagen. „Der Supermarktverkäufer kann da nicht weiterhelfen.“ Durch den Marktauftritt von Aldi und Konkurrent Lidl, der sogar schon einen zehnseitigen Katalog anbietet, habe sich nichts grundsätzlich geändert. „Im Reisebüro gibt es meist ähnliche Angebote.“

Meutsch sagt, dass seine Kunden im Durchschnitt 120 Tage vor Reiseantritt buchen. Bei 12-Fly liegt der Frühbucheranteil im Sommer bei mehr als 70 Prozent, und auch andere Veranstalter sagen, immer mehr Urlauber legten sich zeitig fest.

Sind Last-Minute-Reisen out? Nein, sagt zumindest L’Tur. Einen Trend zum früheren Buchen sieht der Spezialist für Ferienentscheidungen in letzter Minute nicht. „Im Gegenteil, wir haben 2006 sogar zugelegt“, sagt Tanja Dauth von L’Tur. Der Ticketverkauf im Vorjahr sei von 750 000 auf 770 000 gestiegen, Städtereisen waren besonders gefragt. „Kurzfristig mal weg ist angesagtm, und wir werden auch 2007 zulegen“, sagt L’Tur-Vorstand Karlheinz Kögel. Derzeit habe das Unternehmen täglich über zwei Millionen Angebote für den Abflug innerhalb der nächsten vier Wochen im Angebot.

Alexander Heinrich, Juliane Schäuble

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