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Wirtschaft: an Michael Rottmann, Leiter der Finanz- und Devisenstrategie der Hypo-Vereinsbank

Renditen werden weiter steigen

Die EZB hat die Leitzinsen für den Euroraum unverändert gelassen. Was bedeutet dies für die mittelfristige Entwicklung der Renditen am deutschen Rentenmarkt?

Wenngleich die Europäische Zentralbank den Leitzins unverändert ließ, so machte Notenbankchef Jean-Claude Trichet klar, dass eine Leitzinserhöhung im Juni zu erwarten ist. Diese neue Offenheit beinhaltet positive wie auch negative Aspekte.

Positive, weil die Marktteilnehmer bis dahin fest mit einer Leitzinserhöhung um 25 Basispunkte im Mai rechneten und die EZB somit implizit angedeutet hat, dass sie sich nicht unter extremen Zugzwang sieht, das Leitzinsniveau schnell auf ein deutlich höheres Niveau anzuheben. Mittelfristig überwiegen zunächst die negativen Aspekte: Ob im Mai oder Juni erhöht wird, die Geldmarktsätze werden ansteigen. Das ist keine auf Euroland isolierte Entwicklung. Wann die US-Notenbank den Zinserhöhungszyklus beendet, ist weiter unklar. Die Schweizer Notenbank ist – wie die EZB – mitten im Zinserhöhungszyklus und die japanische Notenbank wird sich vor Jahresende von der jahrelangen Nullzinspolitik verabschieden.

Damit ist die Chance auf niedrigere Renditen an den Kapitalmärkten so lange ad acta gelegt, bis sich die Konjunkturdaten nachhaltig verschlechtern. Ein einmaliger Rückgang in den Geschäftsklimaindikatoren reicht in Euroland nicht aus. Daher ist die Hoffnung auf ein spürbares Kursplus in den kommenden Wochen gering. Im Gegenteil, die global steigenden Zinserhöhungserwartungen haben Carry Trades – das sind Investments in zehnjährigen deutschen oder amerikanischen Staatsanleihen, die zum niedrigen Geldmarktsatz in Euroland, der Schweiz oder Japan finanziert werden – in Yen, Schweizer Franken und Euro kräftig verteuert. In anderen Worten: Die Refinanzierungskosten verdoppelten sich und führten zwangsläufig zur Auflösung spekulativer Engagements, was sich im Renditeanstieg auf den globalen Bondmärkten widerspiegelt.

Vor diesem Hintergrund ist bei zehnjährigen deutschen Staatsanleihen mit einem weiteren Renditeanstieg um bis zu 20 Basispunkte zu rechnen. Erst in der zweiten Jahreshälfte wird das Renditeniveau auf Grund enttäuschender Konjunkturdaten deutlich unter das heutige Niveau von 3,9 Prozent fallen.

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