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Wirtschaft: an Michael Rottmann Leiter der Zins- und Devisenstrategie der Hypo-Vereinsbank

Deutsche Anleihen bleiben erste Wahl

Europa steckt in einer Verfassungs- und Budgetkrise. Wirkt sich dies nachteilig auf Wechselkurse und Anleihemärkte aus?

Nachdem die Einigung zum Haushaltsplan der Jahre 2007 bis 2013 spektakulär scheiterte, steckt die EU zweifellos in der tiefsten politischen Krise ihrer Geschichte. Doch mit Krisenbewältigung hat Euroland Erfahrung. Die Währungskrisen der Jahre 1992 und 1993 sind ein Beispiel. Im September 1992 verließen Großbritannien und Italien das Europäische Währungssystem (EWS), nachdem die extrem restriktive Geldpolitik der Bundesbank viele in einer Rezession befindliche europäische Länder hart traf.

Die heutige Diskussion um die „One-size-fits-all“-Geldpolitik ist also nicht neu, sondern war 1992 bei deutschen Leitzinsen von über acht Prozent akuter als heute. Wäre 1993 nach der Lira und dem Pfund auch der Franc aus dem EWS ausgeschieden, hätte dies womöglich das Ende des gemeinsamen Währungsprojekts bedeutet. Die Regierungen wendeten seinerzeit einen Kunstgriff an: Sie erweiterten die Schwankungsbreiten der EWS-Währungen. Das Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht“ gilt bis heute – notfalls werden die Spielregeln geändert. Daher wird die Währungsunion auch die aktuelle Krise überleben.

Für Anleger bleiben innerhalb der Euro-Bondmärkte deutsche Staatsanleihen erste Wahl, auch wenn griechische, portugiesische und italienische Anleihen gegenüber zehnjährigen Bundesanleihen Zinsvorteile von bis zu 25 Basispunkten bieten. Sollte sich die Diskussion um den Austritt eines einzelnen Landes nochmals verschärfen, würden deutsche Staatsanleihen von ihrer Funktion als „sichere Häfen“ profitieren und die Zinsdifferenzen dürften sich ausweiten. Droht ein Auseinanderbrechen der EWU, würde auch die Forderung nach einer eigenständigen leichteren Geldpolitik lauter. Zehnjährige Renditen von deutlich unter drei Prozent wären dann keine Überraschung.

Der Außenwert des Euros wird allerdings noch geschwächt bleiben und unter einem latenten Vertrauensverlust leiden. Unter diesem Aspekt macht beispielsweise eine Beimischung britischer Anleihen mit Laufzeiten bis zu fünf Jahren in größeren Depots durchaus Sinn.

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