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Wirtschaft: an Michael Rottmann Leiter der Zins- und Devisenstrategie der Hypo-Vereinsbank

China kauft weiter Anleihen

Steigen nach der Aufwertung der chinesischen Währung die Renditen in Euroland?

Nach der Aufwertung des chinesischen Renminbis – auch Yuan genannt – befürchten viele, dass die asiatischen Zentralbanken weniger Anleihen kaufen werden. Die Befürchtung ist plausibel, wenn man sich die Dynamik ansieht, mit der die Weltwährungsreserven in den vergangenen Jahren gewachsen sind. Die asiatischen Länder besitzen insgesamt etwa zwei Drittel der weltweiten Währungsreserven. Das entspricht einer Summe von rund 3,5 Billionen US-Dollar. Allein die Währungsreserven der vier größten Reservenhalter (Japan, China, Taiwan und Südkorea) vervierfachten sich vom Ende der Asienkrise Anfang des Jahres 1998 bis jetzt von knapp 500 Milliarden US-Dollar auf rund 2000 Milliarden US-Dollar.

Diese Angebots- und Nachfrage-Überlegungen betreffen in erster Linie den US-Anleihemarkt, doch auch für den heimischen Bondmarkt darf die Bedeutung nicht unterschätzt werden. So wurden laut IWF zum Jahresende 2003 rund 64 Prozent aller Währungsreserven in US-Dollar und immerhin rund 20 Prozent in Euro gehalten.

Kurzfristig ist nicht mit einer erhöhten Volatilität zu rechnen. Die moderate Aufwertung des chinesischen Renminbis um 2,1 Prozent ist kein Zeichen für ein abruptes Ende der chinesischen Zentralbankkäufe. Im Gegenteil: Die geringe Aufwertung macht Appetit auf mehr und könnte die spekulativen Geldströme nach China kurzfristig sogar noch anschwellen lassen. Dies würde zu einem unverändert anhaltenden Aufbau chinesischer Währungsreserven führen und ist unter Angebots- und Nachfrage-Gesichtspunkten unterstützend für den US- und Euroland-Bondmarkt zu werten.

Erst bei weiteren Aufwertungen des Renminbis von deutlich mehr als zehn Prozent gegenüber dem US-Dollar dürfte der Aufbau von Währungsreserven an Dynamik verlieren und einen negativen Impuls in den langfristigen Renditen hinterlassen. Solche weiteren Schritte sind momentan aber nicht absehbar. Derzeit veranschlagt US-Notenbankchef Alan Greenspan den positiven Effekt der Zentralbanknachfrage in den USA auf rund 0,5 Prozentpunkte. Der Effekt für den Bondmarkt in Euroland dürfte hingegen etwas geringer ausfallen.

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