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Wirtschaft: an Michael Rottmann Leiter der Zins- und Devisenstrategie der Hypo-Vereinsbank

Ernüchterung im zweiten Quartal

Anleihen gehören in jedes ausgewogene Depot. Dennoch treibt viele Anleger die anhaltende Sorge vor einem Crash am Bondmarkt um. Wie groß ist die Gefahr eines Kursabsturzes?

Positive Indikatoren wie der boomende Ifo-Geschäftsklimaindex schüren die Furcht vor deutlich steigenden Leitzinsen und anziehenden Renditen am Kapitalmarkt – also sinkenden Kursen. So logisch dieser Zusammenhang auf den ersten Blick auch erscheint, auf was es ankommt, ist letztlich das Ausmaß der erwarteten künftigen Leitzinserhöhungen. Die Marktteilnehmer haben bereits heute ein Leitzinsniveau von drei Prozent per Ende des Jahres eingepreist, was aus unserer Sicht ein deutlich zu positives Konjunkturumfeld beziehungsweise ein zu negatives Inflationsbild widerspiegelt.

Zwar hat die EZB mehrere Jahre in Folge ihr Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent verfehlt, trotzdem sind langfristige Inflationsängste unbegründet. Das globale Überangebot an Gütern wird die Preise niedrig halten; starke Lohnerhöhungen erscheinen unwahrscheinlich. Höhere Risikoprämien für lang laufende Staatsanleihen sind wenig realistisch.

Der Wachstumsoptimismus basiert auf zu positiven Annahmen, das gilt speziell hinsichtlich Amerikas. Egal, ob sich die mit Furcht beobachtete globale Immobilienpreisinflation bereits in diesem oder nächsten Jahr verlangsamt, die Angst vor den negativen Auswirkungen auf den privaten Konsum in den USA wird weiterhin dominieren.

Man sollte sich somit auch im Euroraum davor hüten, den positiven Trend der Vorlaufindikatoren linear über das Jahr fortzuschreiben. Spätestens im zweiten Quartal wird eine Konjunkturabschwächung in den USA zwar keine Schockwellen aussenden, aber doch zu einer globalen Ernüchterung führen. Entsprechend rechnen wir zum Jahresende mit einem Leitzins von 2,5 oder maximal 2,75 Prozent. Das am Markt gehandelte Niveau von drei Prozent halten wir für unwahrscheinlich. Entsprechend sollte es auch keinen Renditeanstieg von länger laufenden Staatsanleihen geben. Wir erwarten, dass die Rendite von 10-jährigen Staatsanleihen am Jahresende bei rund drei Prozent liegt, verglichen mit dem heutigen Niveau von 3,5 Prozent.

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