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Wirtschaft: an Michael Rottmann Leiter der Zins- und Devisenstrategie der Hypo-Vereinsbank

Was Aktien und Renten verbindet

In welchem Zusammenhang steht der Rentenmarkt zum Aktienmarkt, zum Leitzinsniveau und zur wirtschaftlichen Lage?

Generell gilt: Steigende Leitzinsen führen zu steigenden Renditen am Rentenmarkt. Eine Ausnahme ist die Phase der letzten Leitzinserhöhungen. Die Vielzahl geldpolitischer Maßnahmen führte letztlich zu sinkenden Renditen. Der Rentenmarkt versucht also bereits, das Ende eines Zinserhöhungszyklus oder den Beginn eines Zinssenkungszyklus mit zeitlichem Vorlauf zu verarbeiten. Das Gleiche gilt entsprechend mit umgekehrten Vorzeichen.

Damit ist auch der Zusammenhang mit dem konjunkturellen Umfeld beschrieben. Die Leitzinsen folgen der Konjunktur- beziehungsweise Inflationsdynamik mit einer leichten zeitlichen Verzögerung – die Renditen bewegen sich weitgehend parallel zu der Konjunkturdynamik. Die Renditen kehren sich demnach zumeist dann um, wenn auch die Geschäftsklimaindikatoren wie die Ifo-Geschäftserwartungen drehen.

Der Zusammenhang mit dem Aktienmarkt ist hingegen komplexer: Der Aktienmarkt wird vielfach als Vorlaufindikator der Konjunktur gesehen. Ein steigender Aktienmarkt kann sowohl mit steigenden wie auch mit sinkenden Renditen Hand in Hand gehen. Generell gilt: Ein solides globales Konjunkturumfeld spricht für steigende Aktienkurse, leichte geldpolitische Verschärfungen und steigende Renditen. Je stärker der Zinserhöhungszyklus allerdings ausfällt, desto eher geht dem Aktienmarkt die Luft aus und leicht sinkende Aktien können in dem Fall mit noch steigenden Renditen einhergehen. Umgekehrt gilt quasi der gleiche Mechanismus.

Eine Besonderheit stellt die sogenannte Krisenkorrelation dar. In Zeiten von Finanzmarktkrisen sind deutlich fallende Renditen die Regel, ohne dass es dabei zu einer scharfen Konjunkturabschwächung kommen muss. Der Einbruch am Aktienmarkt 1987 ist hierfür ebenso ein Beispiel wie der Spätsommer 1998, als der Hedgefonds „Long Term Capital Markets“ in Bedrängnis kam. Die Gründe für sinkende Renditen waren die Antizipation von Leitzinssenkungen, entweder um das Finanzsystem zu schützen (1998) oder um ein Überschwappen auf die reale Konjunktur zu verhindern (1987).

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