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Anlagetipps: Afrika ist Markt der Zukunft

Die ganze Welt schaut derzeit nach Afrika zur Fußball-WM. Lohnen kann sich der Blick auf den schwarzen Kontinent auch für Anleger.

„In Afrika warten große Chancen“, ist sich Jens Schleuniger sicher. Der Fondsmanager des DWS Invest Africa hat derzeit 200 Millionen Euro in Afrika angelegt und betreut damit einen der größten Afrikafonds überhaupt. Im Moment sei der Kontinent mit einer Milliarde Menschen, 53 Staaten, mehr als 1000 Sprachen und rund 1500 gehandelten Aktien jedoch noch „einer der letzten weißen Flecken auf der Weltkarte der Geldanleger“, sagt Schleuniger.

Abzulesen ist dies nicht zuletzt an den Börsen: Jenseits der Johannesburg Stock Exchange in Südafrika, die knapp 70 Prozent der gesamten afrikanischen Marktkapitalisierung aufsaugt, gibt es zwar mehr als 20 weitere Handelsplätze. Doch nur in Ägypten, Marokko, Nigeria, Ghana und Kenia liegt die Summe der gehandelten Aktienwerte überhaupt im zweistelligen Milliardenbereich. Wie wenig dies ist, zeigt der Vergleich mit Brasilien: Afrika ist zwar dreieinhalb mal größer, hat fünf mal mehr Einwohner, die Wirtschaftskraft ist nur geringfügig niedriger, doch der Marktwert aller gehandelten Aktien Afrikas ist nur halb so hoch wie der von Brasilien mit 1,3 Billionen Dollar.

Doch der Kontinent erwacht: Der afrikanische Wirtschaftsraum sei inzwischen „nach Südostasien die zweitdynamischste Region der Welt“, lautet das Fazit der neuen Studie „Strategie 2030 – Afrika“, vorgelegt vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut HWWI und der Berenberg-Bank. Der rohstoffreiche Kontinent profitiere von gestiegenen Rohstoffpreisen, vor allem von Chinas Hunger nach Öl, Metallen, Erzen und Gold.

Afrika steht für zwölf Prozent der weltweiten Ölproduktion, für 78 Prozent der Platin-, 48 Prozent der Kobalt- und 52 Prozent der Diamantenproduktion. Der Ausbau der Infrastruktur schreite „mit Riesenschritten“ voran, was den Arbeitsmarkt beflügle. In Nigeria, Ghana, Südafrika und Sambia entwickelt sich eine Mittelschicht, der Konsum trägt dort maßgeblich zum Wachstum bei. Das Wirtschaftswachstum wird in diesem Jahr im Schnitt bei 4,7 Prozent liegen, die Gewinne der Börsenwerte stiegen zuletzt im Schnitt um 25 Prozent. Regierungen bauten Schulden ab, sanierten Haushalte, häuften Devisenreserven an.

Dass viele Anleger Afrika nur mit Begriffen wie Armut, Hunger, Krieg und Korruption verknüpften, sei inzwischen viel zu kurz gedacht, weiß Michael Langer, Berenberg-Volkswirt und Koautor der Studie. „Afrika befindet sich in puncto Wachstum, wirtschaftlicher Stabilität, Bildung und Gesundheit in einer vergleichbaren Situation wie Südostasien vor 25 bis 30 Jahren“, sagt der Volkswirt. Deshalb sei es „sehr plausibel“, dass der Kontinent vor einer ähnlich erfolgreichen Entwicklung stehe. Schleuniger erwartet für die kommenden Jahre „erhebliche Kapitalzuflüsse und steigende Produktivität“. Investoren könnten damit rechnen, ähnliche Renditen wie in den Emerging Markets zu erzielen: Der indische Börsenindex BSE beispielsweise hat sich binnen zehn Jahren verdreifacht.

Allerdings seien auch die Risiken ähnlich. Wer nicht mit starken Schwankungen und zeitweisen Verlusten leben könne, sei in Afrika fehl am Platz, warnt Langer. Auch ein Währungsrisiko ist vorhanden. Breit streuende Fonds etwa investieren auch in Aktien, die in nigerianischen Naira, kenianischen Schilling oder ghanaischen Cedi gehandelt werden. Fondsmanager Schleuniger glaubt jedoch, dass Afrikas Währungen angesichts der wirtschaftlichen Entwicklung mittel- bis langfristig eher vor Auf- denn vor Abwertungen stehen könnten. Für den Euro-Käufer wäre dies ein Vorteil. Mehr als zehn Prozent des Portfolios sollten jedoch auch risikobereite Anleger nicht in Afrika investieren, meint Volkswirt Langer. Zudem müsse der Investor bereit sein, in längerfristigen Zeiträumen von mindestens fünf Jahren zu denken.

Auch China, inzwischen einer der großen Investoren in Afrika, denkt in solchen Zeiträumen. Das Reich der Mitte ist auf dem Kontinent inzwischen so präsent, dass Kritiker bereits von einer Art Neokolonialismus sprechen, zumal sich die Volksrepublik nicht darum schert, ob ihr Geld in demokratisch fortgeschrittenen Ländern wie Botsuana oder in Diktaturen wie dem Sudan investiert ist. China braucht Agrarflächen – und vor allem Rohstoffe. Peking fördert Kupfer in Sambia, Zinn, Kobalt und Gold im Kongo, Öl im Sudan, in Nigeria und in Äthiopien, Uran, Kupfer und Gold in Namibia. Allein von Oktober bis Dezember 2009 hat das Land 20 Milliarden Dollar in Afrika investiert – eine Situation, die Peking selbst als „Win-win-Spiel“ bezeichnet: Beide Seiten profitieren. China erhält Rohstoffe und Einfluss, Afrika umgekehrt gute Preise für Rohstoffe. Die Chinesen helfen beim Aufbau von Infrastruktur, Schulen, Straßen und schaffen tausende von Jobs – was wiederum nötig ist, um einen Markt für chinesische Waren zu schaffen.

Wegen der größtenteils extrem illiquiden Märkte, der zahllosen regionalen Besonderheiten und Sprachen sowie für eine sinnvolle Risikostreuung rät Afrikaspezialist Langer von der Berenberg-Bank deutschen Privatanlegern eher zum Kauf von Fonds denn zu Direktinvestitionen. Inzwischen sind eine ganze Reihe von Fonds auf dem Markt erhältlich. Neben dem 2008 gestarteten DWS Invest Africa aus dem Konzern der Deutschen Bank und dem JPM African Equities von der US-Bank JP Morgan widmen sich seit 2009 auch ipConcept Fund, eine Tochter der DZ Bank (Silk Africa Lions), Nestor (Africa Fund) oder der Schweizer Vermögensverwalter Bellevue (Bellevue African Opportunities) dem schwarzen Kontinent. Seit Jahresbeginn hatten vor allem die Fondsmanager von JP Morgan und von Bellevue das beste Händchen: Sie verdienten, in Euro gerechnet, 23 beziehungsweise 24 Prozent für die Anleger aus den Märkten Afrikas. Alle Fonds halten einen Großteil ihrer Gelder in Südafrika, Nigeria und Ägypten, denn größere Käufe sind wegen der sehr geringen Liquidität in den meisten afrikanischen Ländern noch nicht möglich. Zu den Top-Positionen zählen bei fast allen Fonds die ägyptische Bau- und Telekom-Gruppe Orascom, der südafrikanische Mobilfunk-Provider MTN, die Banken Absa, Standard Bank Group oder First Bank of Nigeria sowie Ölfirmen wie Sasol. Die zukunftsträchtigsten Märkte sieht die Berenberg-HWWI-Studie derzeit neben Nigeria und Südafrika vor allem in Botsuana, Ghana, Kenia, Marokko, Ruanda und auch in Angola, wo in Kürze die erste Börse entstehen soll.

Veronika Czisi

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