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Anlegerfrage: Nicht auf höhere Zinsen warten

Oliver Borgis, Leiter der Vermögensverwaltung der Weberbank, empfiehlt Geldanlagen in Zeiten niedriger Zinsen.

Ich bin 70 Jahre alt und habe gerade 30 000 Euro aus einer kleinen Lebensversicherung ausgezahlt bekommen. Ich möchte das Geld sicher anlegen. Bundesanleihen und Tagesgeld sind aktuell wenig attraktiv verzinst. Raten Sie mir trotzdem dazu? Oder gibt es bessere Alternativen?

In unsicheren Zeiten sind die wenigen sicheren Anlagen begehrt, daher leider auch wenig ertragreich. Mit Tagesgeldsätzen von 0,25 Prozent und Renditen von Bundesanleihen je nach Fristigkeit von 0,3 Prozent für einjährige bis 2,7 Prozent für zehnjährige sind die Erträge in der Tat sehr dürftig. Völlige Sicherheit, inklusive Schutz vor Inflation, ist sogar nur zu erhalten, wenn man weitere Renditeabschläge in Kauf nimmt. Eine zehnjährige inflationsgeschützte Anleihe rentiert mit 0,9 Prozentpunkten deutlich unter der normalen, also nominalen, Variante.

Inflation lässt sich allerdings – allen Unkenrufen zum Trotz – nicht einfach anknipsen, um sich auf diesem Wege der enormen Staatsschulden zu entledigen. Sie ist derzeit auch keineswegs absehbar. Wahrscheinlicher ist, dass die Zinslandschaft dauerhaft einem niedrigen Gefilde gleichen wird, so wie in Japan – ein Extrembeispiel für eine überalterte Gesellschaft. Das heißt für Sie, dass es sich wohl nicht lohnen wird, auf höhere Zinssätze zu warten.

Wenn Kapitalerhalt das oberste Gebot ist, dann sollte man in der Tat der Versuchung widerstehen, nur aufgrund des niedrigen Zinsniveaus plötzlich risikofreudiger zu werden und Emittentenrisiken zu akzeptieren, die nicht zur eigenen Risikotoleranz passen.

Neben Anleihen des Bundes, der Bundesländer sowie sicherer Staaten wie zum Beispiel Frankreich oder den Niederlanden kann ich Ihnen daher nur noch deutsche Pfandbriefe empfehlen. Aufgrund Ihrer gesetzlichen Übersicherungsregeln sind sie ebenfalls unbedenklich. Ein Pfandbrief mit fünfjähriger Laufzeit wirft mit 2,2 Prozent etwa 0,6 Prozentpunkte mehr ab als die vergleichbare Bundesanleihe.

Sofern Sie das Geld nicht verbrauchen, sondern als Rücklage halten oder vererben wollen, kommt auch eine Anleihe mit längerer Laufzeit in Betracht. Zehnjährige Pfandbriefe liefern immerhin 3,1 Prozent Rendite.

Alternativ zum Direkterwerb empfehle ich einen der sehr kostengünstig gestalteten, börsengehandelten Fonds auf deutsche Pfandbriefe. Diese sogenannten Exchange Traded Funds (ETF) sind als Sondervermögen unabhängig von der ausgebenden Fondsgesellschaft genauso sicher wie ein Pfandbrief selbst. Zusätzlich entledigen Sie sich der Frage nach der Länge der Laufzeiten und der späteren Wiederanlage.

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E-Mail: Redaktion.Geld@tagesspiegel.de, Postanschrift: Verlag Der Tagesspiegel, Redaktion Geld, 10876 Berlin

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