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Apotheke

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Apotheken im Test: Berliner Risiken und Nebenwirkungen

Die Stiftung Warentest warnt: Auf die Beratung in Apotheken kann man sich nicht verlassen. Doch die Branche weist die Vorwürfe zurück.

Falsche Auskünfte zu Medikamenten, Fehler beim Blutdruckmessen, Pannen beim Zusammenmischen von Rezepturen: Von 20 getesteten Berliner Apotheken sind nach einer am Donnerstag veröffentlichen Untersuchung der Stiftung Warentest acht „mangelhaft“, nur eine schneidet mit „gut“ ab. „Miserabel“ nennt Hubertus Primus, Chefredakteur der Zeitschrift „Test“, das Ergebnis. Mehr als die Hälfte der Apotheken erhielt ein „Mangelhaft“ oder ein „Ausreichendend“.

Von den fast 900 Apotheken in Berlin hatten die Verbraucherschützer exemplarisch 18 aufgesucht, die ihren Standort in Einkaufszentren oder Bahnhöfen haben und sich daher auf „eine breite Laufkundschaft und hohe Besucherzahlen einrichten müssen“, betonte Abteilungsleiterin Ursula Loggen. Zudem wurden eine Doc-Morris- und eine Easy-Apotheke geprüft.

160 Testbesuche statteten die Verbraucherschützer den Apotheken insgesamt ab. Die Tester stellten Fragen zur Wechselwirkung von Medikamenten (siehe Kasten), ließen sich den Blutdruck messen und erkundigten sich nach dem richtigen Sonnenschutzmittel für einen Karibik-Urlaub. Zudem wollten sich die Testkunden in den Apotheken ein Gel mischen lassen, um eine Hauterkrankung zu behandeln. Und für einen 10-jährigen Schüler, der sich angeblich schlecht konzentrieren kann, fragten die Tester nach konzentrationsfördernden Nahrungsergänzungsmitteln.

Das Ergebnis: „Keine Apotheke überzeugte beim Blutdruckmessen“, heißt es im Testbericht. Obwohl oft überhöhte Werte gemessen wurden, wiederholte das Personal die Messung nur in vier Fällen. Ruhezeiten wurden vor der Messung nicht eingehalten.

Auch bei den Fragen nach Medikamenten machten viele Apotheken Fehler. „Einfache Fragen wurden falsch oder nicht vollständig beantwortet“, kritisierte Primus. Nur die Apotheke im Ring-Center, die Testsiegerin, absolvierte diese Prüfung fehlerfrei, die Konkurrenz patzte. Bemerkenswert: Die Versandapotheken, die im vergangenen Jahr getestet worden waren, hätten hier besser abgeschnitten, sagte Primus.

Auch bei der Aufklärung über den richtigen Lichtschutzfaktor bei Sonnenschutzmitteln lag die Hälfte der Apotheken falsch. Und bei der Frage nach den Konzentrationsproblemen des Kindes verkauften viele der vermeintlichen Mutter Pillen statt die Testerin zum Kinderarzt zu schicken, wie es sich nach Meinung der Stiftung gehört hätte.

Bei der Bitte, auf Rezept ein Mittel für eine Hauterkrankung zu mischen, sagten vier Apotheken von vornherein nein, obwohl das zu ihrem Leistungsspektrum gehört. Angeblich seien die Substanzen nicht erhältlich. Wahrscheinlicher sei jedoch, dass das Personal den Zeitaufwand – eine Stunde – für das Mischen scheute.

Die Bundesvereinigung der Apothekerverbände (ABDA) will sich die Daten genauer ansehen. „Wir nehmen das sehr ernst“, sagte Sprecherin Ursula Sellerberg dem Tagesspiegel. Auch die Apothekerkammern führen Testbesuche durch – rund 18 000 waren es in den vergangenen drei Jahren. Ihr Fazit: „Wir haben eine deutliche Qualitätsverbesserung festgestellt“, sagte Sellerberg. Noch kritischer äußert sich Anja Thünemann, Inhaberin der „mangelhaft“ getesteten Potsdamer-Platz-Apotheke. Sie hält das Testergebnis für falsch. Der Test sei nicht repräsentativ, sagte sie dem Tagesspiegel. Zudem seien die Fragen nicht so gestellt worden wie die Stiftung behauptet.

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