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Wirtschaft: Auf den Stich genau

Chemische Mückenmittel schützen am besten vor den Plagegeistern – wer empfindlich ist, sollte vorsichtig damit umgehen

Wer bevorzugtes Ziel von Mückenattacken ist, sollte die nachfolgende juckende Beule wie ein Qualitätssiegel tragen: Denn nicht nur Mücken, auch Menschen dürften ihn besonders attraktiv finden. Grund sind so genannte Pheromone, die für die sexuelle Anziehungskraft verantwortlich sind, wie Michael Dehn von der Universität Düsseldorf herausgefunden hat. Wer besonders viele davon hat, gilt als besonders lecker. „Einige Menschen riechen eben gut, die anderen weniger gut“, sagt Andreas Krüger, Insektenforscher am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.

Wer zwar gut riecht, aber trotzdem lieber allein bleibt, kann sich schützen. Er sollte aber genau darauf achten, welches Mittel er auf seine Haut streicht, denn die Wirkung von Mückenmitteln ist höchst unterschiedlich. Die Stiftung Warentest hat 14 Einreibemittel geprüft, doch nur einem einzigen mit dem hübschen Namen „Anti Brumm forte“, dem zugleich billigsten Mittel, attestierten die Tester ein „sehr gut“ in der Wirksamkeit. Es hatte zwei verschiedene Arten der kleinen Blutsauger gleich lange von der Haut fern gehalten. Im Gesamtergebnis wurden fünf Produkte mit „gut“ bewertet, weil sie die Insekten für zwei bis höchsten vier Stunden vertrieben, sechs dagegen mit „mangelhaft“. Grundsätzlich gilt: Chemische Mittel wie der Testsieger „Autan Active Lotion“ wirken, rein pflanzliche Mittel, die zumeist aus Mischungen ätherischer Öle bestehen, beeindrucken Mücken dagegen überhaupt nicht.

Dabei sind nicht alle Mücken gleich gefährlich: Von den rund 1500 Arten stechen nur 130. Und auch von denen greifen nur die Weibchen an, die mit dem Blut ihren Nachwuchs ernähren. Die Männchen trinken lieber Blütennektar. Wenn eine Mücke sticht, gibt sie mit ihrem Speichel bestimmte Proteine, also Eiweißkörper, in die menschliche Haut ab, auf die wir allergisch reagieren. Der Körper wehrt sich – und schüttet das Gewebshormon Histamin aus, das zu Juckreiz und Quaddelbildung führt.

Zu den Verlierern im Kampf gegen die Stecher und damit auch der Stiftung Warentest gehört das „Djungel Deo“ vom Hersteller Scandic Outdoor. Das Produkt wurde von „Öko–Test“ noch mit einem „sehr gut“ gekrönt, weil es auf pflanzlichen Inhaltsstoffen aufbaut. Nach dem vernichteten Urteil der Stiftung Warentest überlegt das Unternehmen jetzt, die Rezeptur zu ändern. „Der Hersteller ist gerade in Schweden, um herauszufinden, was zu tun ist“, sagt Geschäftsführer Gunnar Molander.

Das zeigt das Dilemma der Mückenabwehr: „Die chemischen Mittel sind der Gesundheit zwar nicht zuträglich, wirken aber am besten“, sagt Monika Krause von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Testsieger Autan setzt auf den Wirkstoff Bayrepel. Wie der Konkurrenzwirkstoff DEED legt er einen Duftmantel um die Haut, der die kleinen Vampire vertreibt. Auch Bayrepel kann zwar bei sensiblen Menschen Hautirritationen auslösen, das toxikologische Risiko schätzen Experten aber als geringer ein. Verbraucherschützerin Krause rät trotzdem, sehr zurückhaltend mit Mückenmitteln umzugehen. „Jeder Mensch, der heute gereizt reagiert, kann morgen eine Allergie bekommen“, sagt sie. „Die Allergieschwelle sinkt, darum sollte das Risiko reduziert werden.“

Autan-Hersteller Johnson Wax bescheinigt seinem Mittel zwar gesundheitliche Unbedenklichkeit, empfiehlt aber ebenfalls, vorsichtig zu sein. „Natürlich gibt es immer Menschen, die allergisch auf die Mittel reagieren“, sagt Unternehmenssprecherin Cordula Lachmund. Sie empfiehlt, die Produkte zunächst vorsichtig auszuprobieren – und bei Kindern unter zwei Jahren gar nicht anzuwenden.

Die EU-Biozid-Richtlinie erfasst ab Mitte 2004 auch Mückenmittel, die bislang als Kosmetika galten. Sie schreibt eine strenge Bewertung der von dem Produkt ausgehenden Risiken für Mensch und Umwelt vor. Lachmund versichert: „Wir wenden die Standards schon seit Jahren an.“

Maren Peters

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