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Wirtschaft: Auf die richtige Tour

Neue Produkte machen Fahrräder sicherer/Polizei kontrolliert Ausstattung /Ein Dynamo ist vorgeschrieben

Das Fahrrad ist kein besonders sicheres Verkehrsmittel. Jedes Jahr werden mehr als 70 000 Radfahrer bei Unfällen verletzt. Wer sich ein neues Fahrrad kauft oder sein altes aus dem Keller holt, sollte deshalb auf die richtige Sicherheitsausstattung achten. „Am wichtigsten sind Bremsen und Beleuchtung“, sagt Bettina Cibulski vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Die Straßenverkehrsordnung schreibt vor, dass das Fahrrad zwei unabhängig voneinander funktionierende Bremsen haben muss. Ob Rücktritt oder Handbremse ist egal. Die Lichtanlage muss von einem Dynamo angetrieben sein. Anstecklampen mit Batterien sind nur für Rennräder erlaubt – „und zwar nur wenn diese vereinsmäßig sportlich genutzt werden“, erklärt Erhard Reckers von der Verkehrssicherheitsberatung der Berliner Polizei.

Dennoch geht es heute auch schon ohne den klassischen Dynamo, der einem das Treten erschwert, bei Regen oft ausfällt und dessen Leuchtkraft sich bei langsamen Fahrten nur noch als müdes Flackern äußert. „Ein Nabendynamo ist da wesentlich besser“, sagt Cibulski. Er sitzt in der Mitte des Rades, ist kaum witterungsempfindlich und weniger wartungsbedürftig als ein herkömmlicher Felgendynamo. Allerdings kostet der Nabendynamo zwischen 70 und 100 Euro, viermal so viel wie ein normaler Dynamo. „Trotzdem lohnt sich die Umrüstung“, sagt Cibulski. Wer es ganz komfortabel mag, kann den Nabendynamo auch mit einem Sensorlicht kombinieren, das sich je nach Helligkeit automatisch an- oder ausschaltet.

Eine weitere Neuerung soll bald sogar zur Pflicht werden: Leuchten mit Standlichtfunktion, die zum Beispiel auch dann weiter glühen, wenn der Radfahrer an der Ampel steht. Ein entsprechender Entwurf ist beim Bundesverkehrsministerium in Arbeit und soll in etwa drei Monaten in Kraft treten. Dann müssen alle neuen Räder mit dem Standlicht ausgerüstet werden. Zu kaufen gibt es die Leuchten natürlich jetzt schon. Sie sind allerdings etwas teurer als die normalen Vorder- und Rücklichter.

Gerade für Jugendliche spielt beim Fahrrad auch die Optik eine wichtige Rolle. Nicht nur Helme, Schutzbleche und Gepäckträger gelten oft als „uncool“, auch die elf gesetzlich vorgeschriebenen Reflektoren. Um die vorne und hinten kommt man nicht herum, wer aber keine Lust hat, sich auch noch die Speichen mit orange leuchtenden „Katzenaugen“ zuzustecken, kann sich entweder reflektierende Streifen auf die Felgen kleben oder gleich ganze Reifen mit eingebautem Reflektor kaufen, wie sie von den Firmen Schwalbe und Continental angeboten werden.

Die richtige Ausrüstung ist nicht nur sicherer, sie kann dem Radfahrer auch eine Menge Ärger ersparen. In Berlin werden in diesem Sommer wieder Polizisten an den Hauptverkehrsrouten stehen und Fahrräder stichprobenartig auf ihre Verkehrssicherheit prüfen. „Wir werden die Aktionen demnächst beginnen und über mehrere Wochen laufen lassen“, sagt Polizeisprecher Uwe Kozelnik.

Dabei achten die Beamten auf alle sicherheitsrelevanten Merkmale, vom Reflektor bis zur Klingel. „Wenn etwas fehlt, erstellen wir einen Mängelbericht“, sagt Oberkommissar Reckers. „Der Mangel muss behoben und das Rad bei der Polizeidirektion vorgeführt werden.“ Oft werden auch Geldbußen verhängt. Eine fehlende Klingel kostet zum Beispiel zehn Euro.

Doch nicht nur auf die Ausstattung achten die Polizisten, sondern auch auf das Verhalten der Fahrradfahrer. Wer auf der Fahrbahn fährt, obwohl daneben ein markierter Radweg verläuft, muss damit rechnen, von den Ordnungshütern gestoppt zu werden. Immerhin ist die falsche oder verbotswidrige Fahrbahnbenutzung Unfallursache Nummer eins. In Berlin fielen im vergangenen Jahr mehr als 1200 von insgesamt rund 6000 registrierten Fahrradunfällen unter diese Kategorie. Zweithäufigste Ursache waren Fehler beim Einfahren in den fließenden Verkehr.

Stefan Kaiser

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