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Wirtschaft: Begrenzter Freiraum

Am 1. Januar werden die Sparerfreibeträge fast halbiert. Was Sparer und Anleger jetzt tun müssen

Die Zeit drängt: Bis Anfang Dezember sollten Sparer und Anleger Kassensturz machen und Freistellungsaufträge überprüfen. Wer sich rechtzeitig einen Überblick über seine Konten, Sparbücher und Wertpapierdepots verschafft und alte Aufträge aktualisiert, kann Geld sparen. Denn am 1. Januar 2007 wird der Sparerfreibetrag nahezu halbiert. Einige Banken haben es besonders eilig: ING Diba und Postbank fordern ihre Kunden auf, schon bis 1. bzw.15. Dezember mögliche Änderungen mitzuteilen.

„Kein Grund zur Torschlusspanik“, meint Uwe Döhler von „Finanztest“, denn bei den meisten Sparanlagen würden die Steuerzahlungen erst am Jahresende fällig. Dennoch empfiehlt der Experte, sich frühzeitig mit dem Thema zu beschäftigen: „Die Masse der Durchschnittssparer ist betroffen.“ Angesichts steigender Zinsen dürften die neuen Freibeträge ab 2007 schnell ausgeschöpft sein.

Statt wie bisher 1421 Euro (inklusive 51 Euro Werbungskostenpauschale) können künftig nur noch Zinsen in Höhe von 801 Euro pro Person und Jahr steuerfrei kassiert werden. Bei gemeinsam veranlagten Ehepaaren sind es statt 2842 Euro nur noch 1602 Euro. Wer nichts tut, riskiert unnötige Steuerzahlungen und bürokratischen Aufwand. Die Banken kürzen nämlich jeden Freistellungsauftrag automatisch um 56,37 Prozent, wenn der Sparer nicht handelt – auch dann, wenn der bisherige Betrag unter dem künftig zulässigen Freistellungsvolumen liegt.

Von den nicht freigestellten Zinsen und Dividenden zieht die Bank Steuern (plus Solidaritätszuschlag) ab: 30 Prozent bei Zinseinnahmen, 20 Prozent bei Dividenden, die allerdings auch künftig nur zur Hälfte besteuert werden. Dieser Vorteil soll allerdings 2008 mit der Einführung einer pauschalen Abgeltungssteuer abgeschafft werden.

Hat man zum Beispiel bei einem Tagesgeldkonto bisher 500 Euro Zinsen steuerfrei gestellt und unternimmt nichts, bekommt man ab 1. Januar 2007 nur noch knapp 282 Euro Zinsen steuerfrei ausgezahlt. Auf den Restbetrag von 218 Euro führt die Bank rund 69 Euro Zinsabschlagsteuer inklusive Solizuschlag ab. Für Singles wäre es also ratsam gewesen, für 500 Euro einen neuen Freistellungsauftrag zu erteilen und weitere 301 Euro auf andere Konten zu verteilen.

„Sparer und Anleger sollten prüfen, wo sie in diesem Jahr Freibeträge nicht voll ausgeschöpft haben“, rät Uwe Döhler. Bei Konten, auf denen im kommenden Jahr keine größeren Bewegungen zu erwarten seien, sei dann eine Reduzierung sinnvoll, um Spielraum für andere Anlageformen zu haben. Generell sei ratsam, die Freibeträge dort zu konzentrieren, wo die meisten Zinsen anfallen.

Eine zusätzliche Möglichkeit, dem Fiskus zu entkommen, haben Familien. So kann es zum Beispiel sinnvoll sein, Geldbeträge auf die Kinder zu übertragen. Denn: Mit dem Grundfreibetrag von 7664 Euro plus Sparerfreibetrag, Werbungskostenpauschale und 36 Euro Sonderausgabenpauschale können Kinder 8501 Euro steuerfrei kassieren. Dafür müssen die Eltern aber eine Nichtveranlagungsbescheinigung vorlegen, die das Finanzamt auf Antrag ausgibt. Und Vorsicht ist bei volljährigen Kindern geboten: Übersteigen die Einkünfte und Bezüge wegen der Zinsen auf übertragenes Vermögen den Betrag von (derzeit) 7680 Euro, verlieren die Eltern den Anspruch auf Kindergeld, Kinder- und Ausbildungsfreibeträge sowie auf den Entlastungsbetrag für alleinerziehende Singles mit Steuerklasse II.

Uwe Döhler von „Finanztest“ warnt davor, nur aus Furcht vor dem Fiskus Konten zu plündern oder in riskantere Anlageformen umzuschichten. Wenig hält er auch von Angeboten mit Sofortzins-Option, wie sie etwa die Dresdner Bank oder die Sparkasse Offenbach anbieten. Dabei werden für Festgelder, die zwischen zwei und vier Jahren gebunden sind, hohe Zinsen noch 2006 – also zu alten Freibeträgen – gezahlt. In den Folgejahren sinkt die Verzinsung dann aber auf bis zu ein Prozent. „Ein schöner Werbegag und nur etwas für kleine Summen“, sagt Döhler. Wer 2006 noch „extrem hohe Freibeträge offen hat“, könne sich die Angebote durchaus anschauen. Auf die gesamte Laufzeit der Sparanlagen umgerechnet sei die Verzinsung allerdings „nicht berauschend“. Steuern zu vermeiden, sei beim Sparen nur ein Ziel von mehreren. Nicht aus den Augen verlieren sollten Anleger ein angemessenes Risiko und eine hohe Rendite.

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