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Wirtschaft: Billiger geht’s immer

Die Kassenbeiträge könnten schon bald wieder steigen. Da hilft nur eins: ein Wechsel

Gerade haben sich die Verbraucher an höhere Zuzahlungen für Medikamente und an die Praxisgebühr gewöhnt, da drohen die gesetzlichen Krankenkassen schon wieder mit höheren Beiträgen. Wenn die Politik nicht eingreift, warnte AOK-Chef Hans Jürgen Ahrens kürzlich, dann steigen die Beiträge schon im nächsten Jahr um bis zu 0,8 Prozentpunkte. Für Versicherte eine Hiobsbotschaft. Weil immer weniger Menschen in die Sozialversicherung einzahlen und die Menschen immer älter werden, müssen die verbleibenden Beitragszahler immer höhere Lasten schultern.

Auch durch die scheinbare Absenkung der Beitragssätze im vergangenen Juli sollte man sich nicht täuschen lassen. Die Kassenbeiträge sind seitdem zwar im Schnitt um fast einen Prozentpunkt gesunken, unter dem Strich zahlen Arbeitnehmer und Rentner aber mehr. Der Grund: Seit 2005 wird ein „Sonderbeitrag“ von 0,9 Prozent fällig, an dem sich die Arbeitgeber nicht beteiligen. Bei einem Bruttoeinkommen von 2000 Euro macht das im Monat 18 Euro zusätzlich.

Wer sparen will, dem bleibt daher nur eins: die Kasse wechseln. Die Beitragsunterschiede zwischen den billigen und den teuren Anbietern betragen bis zu zwei Prozentpunkte. „Bei einem höheren Einkommen kann man durch den Wechsel zu einer billigeren Kasse rund 35 Euro im Monat sparen“, sagt Wolfgang Schuldzinski von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die folgende Übersicht soll Ihnen die Suche erleichtern.

KASSEN FÜR PFENNIGFUCHSER

Wer nur möglichst billig versichert sein will, keine Extras erwartet und auch keinen Wert auf Geschäftsstellen vor Ort legt, kann sich allein am Beitragssatz orientieren. Die Standardleistungen sind bei allen Kassen fast identisch, sie unterscheiden sich nur in Zusatzangeboten. Mit 12,0 Prozent vom Bruttoeinkommen ist die IKK Direkt unter den bundesweit offenen Kassen unschlagbar, gefolgt von der BIG – Die Direktkrankenkasse (12,1 Prozent) und der BKK ATU (12,3 Prozent). Betriebskrankenkassen verzichten auf ein dichtes Geschäftsstellennetz und bieten Beratung per Telefon oder online an. Das spart Personal.

KASSEN FÜR SERVICEBEWUSSTE

Wer sich lieber persönlich in einer Geschäftsstelle beraten lässt, ist bei den großen Kassen am besten aufgehoben. Zu den günstigeren der bundesweit zugänglichen gehören die Gmünder Ersatzkasse mit 190 Geschäftsstellen und die Techniker Krankenkasse (beide 12,8 Prozent) mit bundesweit 214 Geschäftsstellen. Beide Kassen bieten außerdem ein medizinisches Beratungstelefon am Wochenende an. Auch die KKH (13,2 Prozent) oder die Hanseatische Krankenkasse (13,3 Prozent) gehören zu den günstigeren Anbietern für Menschen, die Wert auf ortsnahen Service legen.

KASSEN FÜR FAMILIEN

Für Familien mit Kindern dürfte vor allem interessant sein, ob die Kasse eine Haushaltshilfe zahlt, wenn ein Elternteil krank ist. Eigentlich kommen die Kassen nur dann für eine Haushaltshilfe auf, wenn die Person, die den Haushalt versorgt, im Krankenhaus oder zur (stationären) Kur ist oder wegen Krankheit ihrerseits häusliche Pflege benötigt. Außerdem muss ein Kind unter zwölf Jahren im Haushalt sein. Doch einige Kassen zahlen auch dann, wenn der Elternteil, der normalerweise den Haushalt führt, wegen Krankheit ausfällt. Voraussetzung ist ein ärztliches Attest. Die günstigste bundesweite Kasse, die diese Extraleistung anbietet, ist die IKK Direkt mit einem Beitragssatz von 12,0 Prozent. Bei den großen Kassen gibt es noch die Gmünder Ersatzkasse, die Techniker Kasse sowie die AOK Berlin.

KASSEN FÜR GESUNDHEITSBEWUSSTE

Wer sich gesund ernährt, Sport treibt und/oder regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen geht, kann bei einigen Kassen einen Gesundheitsbonus bekommen. Die meisten Versicherer spendieren ein Fitnessgerät oder ein Saunahandtuch, andere honorieren gesundheitsbewusstes Verhalten mit einer Geldprämie oder erstatten die Zuzahlung. Die günstigste bundesweite Kasse, die sowohl eine Sachprämie als auch Erlass oder Ermäßigung bei den Zuzahlungen anbietet, ist die IKK Direkt.

KASSEN FÜR ÄLTERE

Einige Kassen zahlen auch dann für eine Haushaltshilfe, wenn keine kleinen Kinder betreut werden müssen. Voraussetzung ist, dass der Versicherte laut ärztlichem Attest seinen Haushalt nicht mehr führen kann. Zu diesen Kassen gehört die AOK Berlin, die mit einem Beitragssatz von 14,6 Prozent allerdings sehr teuer ist. Sehr viel günstiger sind die SKD BKK (12,4 Prozent) oder die BKK R+V (12,5 Prozent). Die BKK R+V und die Techniker zahlen außerdem einen erhöhten Hospizzuschuss – für Sterbende, die keine Klinikbehandlung benötigen und nicht zu Hause versorgt werden müssen.

KASSEN FÜR RÜCKENKRANKE

Fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Rückenschmerzen. Viele Kassen haben sich darauf eingestellt und bieten gezielte Rückenschulungen an. Dazu gehören alle bundesweiten Ersatzkrankenkassen und einzelne Betriebskrankenkassen. Die günstigste bundesweite Kasse, die Rückentraining als Kassenleistung anbietet, ist die BKK R+V, die günstigste Kasse für Berliner ist die SKD BKK.

Auch viele andere Kassen haben spezielle Programme für chronisch Kranke wie Diabetiker oder Herz-Kreislauf-Kranke im Angebot. Fragen Sie gezielt nach. Die Teilnahme kann mit einem Erlass der Zuzahlungen oder der Praxisgebühr belohnt werden.

KASSEN FÜR EXPERIMENTIERFREUDIGE

Versicherte, die unter chronischem Kopfschmerz leiden und zur Linderung auf Akupunktur schwören, können sich nicht automatisch auf ihre Kasse verlassen. Sie zahlt nur in Ausnahmefällen. Die günstigste, bundesweite Kasse, die diese Zusatzleistung anbietet, ist BIG – Die Direktkasse.

KASSEN FÜR SELBSTSTÄNDIGE

Selbstständige und Freiberufler können sich bei allen Kassen zu einem ermäßigten Beitragssatz ohne Krankengeld versichern. Wer jung, gesund und freiwillig versichert ist, kann außerdem von der Beitragssatzerstattung profitieren, die einige Kassen anbieten. Die günstigste bundesweite Kasse wäre in diesem Fall die BKK Direkt mit einem ermäßigten Beitragssatz von 10,8 Prozent.

WEITERE INFORMATIONEN

Die aktuellste Übersicht über Beiträge und Leistungen der Kassen gibt die Zeitschrift „Finanztest“ (5/2006), auf der unsere Zusammenstellung basiert. Die VZ NRW bietet einen Ratgeber „Gesetzliche Krankenversicherungen“ an. Er kostet 12,90 Euro und kann telefonisch unter 0180/5001433 bestellt werden.

Maren Peters

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