zum Hauptinhalt

BSR-Vorstand Kramm: "Wir sind günstig"

Lothar Kramm ist Finanzvorstand bei der Berliner Stadtreinigung. Mit dem Tagesspiegel spricht er über orangefarbene Tonnen, grüne Punkte - teuren Sperrmüll.

Herr Kramm, warum bekommen die Bürger kein Geld, wenn sie Altmetalle oder Druckerpatronen zum BSR-Recyclinghof bringen?

Weil das im Interesse der Gebührenzahler liegt. Unsere 15 Recyclinghöfe kosten eine Menge Geld, das vom Gebührenzahler aufgebracht werden muss.

Wie viel ist das?

Über 20 Millionen Euro im Jahr. Wenn wir einzelnen Bürgern etwas dafür geben würden, dass sie uns Papier oder Kupferrohre bringen, gingen die fehlenden Erlöse daraus zulasten aller Gebührenzahler. Es stimmt zwar, dass wir mit der Verwertung solcher Stoffe Erlöse erzielen können, aber die Kosten für die Aufbereitung und Entsorgung aller Stoffe insgesamt sind deutlich höher als die Erlöse, die wir mit der Verwertung dieser Stoffe bekommen. Auf der anderen Seite verlangen wir ja auch nichts, wenn uns die Bürger Dinge bringen, die wir teuer entsorgen müssen. Denn bei dem, was da alles so zusammenkommt, ist die Entsorgung deutlich teurer als das, was wir durch Wertstofferlöse hereinbekommen.

Warum ist das bei den Privaten anders?

Die Privaten suchen sich nur aus, was profitabel ist. Und sie zahlen nur so lange, wie ihre Erlöse höher sind als die Kosten. Als die Papierpreise in den Keller rutschten, haben viele private Entsorger von Bürgern kein Papier mehr angenommen.

Für die Gelbe Tonne, in die man seinen Grüne-Punkt-Müll packt, zahlt man bei Ihrem Konkurrenten Alba nichts.

Doch natürlich zahlen Sie, aber Sie merken das nicht direkt. Die Bürger finanzieren das System an der Ladentheke – über die Preise für Produkte mit dem Grünen Punkt. Die Kosten für die Entsorgung einer Tonne Leichtverpackungen liegen im Übrigen zwischen 200 und 300 Euro.

Warum überlassen Sie Alba das Geschäft?

Wir haben mit unserer Tochter Berlin Recycling in den Ausschreibungen den Kürzeren gezogen, aber das Geschäft bleibt interessant. In zwei Jahren steht die nächste Ausschreibung an.

Alba möchte in Berlin die „Gelbe Tonne plus“ aufstellen, die BSR kontert mit der „Orange Box“. Warum?

Weil das unser Geschäft ist. In Berlin ist die BSR für den Hausmüll zuständig und damit auch für die Entsorgung von Wertstoffen, die bislang in der grauen Tonne landen. Die Bürger werfen vieles in die Restmülltonne, was sich noch verwerten ließe – Altmetall oder Elektrokleingeräte.

Wird die „Orange Box“ Gewinn machen?

Nein, die Erlöse decken die Kosten nicht, aber die stoffliche Verwertung ist kostengünstiger als andere Entsorgungswege, die wir für die graue Tonne haben. Wir brauchen uns im Wettbewerb mit den Privaten nicht zu verstecken. Berlin hat von allen vergleichbaren deutschen Großstädten die niedrigsten Müllgebühren.

Die Sperrmüllabfuhr wird aber teurer …

Bisher kosten die ersten fünf Kubikmeter Sperrmüll 25 Euro, ab dem 1. Januar nächsten Jahres werden es 30 Euro sein. Das ist immer noch sehr günstig.

Das Interview führte Heike Jahberg

Lothar Kramm

ist Finanzvorstand bei der Berliner Stadtreinigung. Die BSR hat 5300 Beschäftigte und gehört zu den größten kommunalen Anbietern in der Entsorgungsbranche.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false