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Wirtschaft: Bunte Versprechungen

Leuchtende Rot-Töne kündigen die Hersteller von Haarfarben auf der Verpackung an – doch die Haltbarkeit ist sehr begrenzt

Spätestens wenn die ersten grauen Strähnen im Haar nicht mehr zu übersehen sind, kommt unweigerlich die Frage: Färben oder nicht? Der Friseur fragt bestimmt. Doch mancher Profi verlangt 30 Euro oder mehr fürs Färben. Bis zu zehn Mal billiger ist neue Farbe fürs Haar, wenn man die Sache selbst macht. Das Angebot an Haarfarben in den Drogerien ist riesig. Aber die Versprechungen auf den Verpackungen werden meist nicht eingelöst. 300 Frauen hielten ihre Köpfe für die Stiftung Warentest hin und ließen sich das Haar rot färben. Ergebnis: Selten kam der gewünschte Ton dabei heraus.

Nur zwei der 15 Produkte erhielten von den Testern das Qualitätsurteil „gut“. Testsieger wurde „L’Oréal Récital Préférence Dunkel glutrot 4.66 G“, dicht gefolgt von „Schwarzkopf Poly Palette Intensiv-Creme-Coloration Rubinrot 678“. Letzteres kostet jedoch mit einem Preis von 3,60 Euro pro Packung nicht einmal die Hälfte vom L’Oréal-Produkt, für das man neun Euro bezahlen muss.

Gerade bei hellen auffälligen Rot-Tönen war die Abweichung von den leuchtenden Farben auf der Verpackung besonders groß. Bei dunkleren Tönen werden die Versprechungen eher eingelöst. Doch lange währt die Freude darüber nicht. In punkto Farberhalt kam kein Produkt über ein „befriedigend“ hinaus. Bei Rot-Tönen ist der Auswascheffekt besonders groß. Dazu kommt – wie bei allen Farben, egal ob künstlich oder natürlich – die Bleichwirkung von UV-Strahlen. Manch helles oder sehr graues Haar hatte vier Wochen nach dem Auftragen die Farbe von Karotten oder schimmerte rosa. Ausnahme: Bei den Farben der Discounter Rossmann und Aldi Nord war die Grauabdeckung auch nach vier Wochen noch „sehr gut“. Allerdings waren die Farben hier von vorneherein dunkler als angekündigt.

Damit die Farbe überhaupt hält, wird das Haar beim Färben aufgeraut. Pflegende Substanzen sollen helfen, die Haare anschließend wenigstens teilweise wieder zu glätten. Das klappte bei fast allen „gut“. Aldi liefert jedoch keine Pflegespülung mit, weswegen die Tester hier in punkto Kämmbarkeit und Griff nach dem Färben nur ein „befriedigend“ vergaben. Auch nach Anwendung von „Schwarzkopf Mahagoni 71“ wirkten die Haare porös und ließen sich nicht gut kämmen.

Die Farbemulsion, die frisch gemixt auf den Haaren landet, ist ein hochreaktives Gemisch und keine Wohltat für die Haare. Bei vielen Menschen kribbelt es auch auf dem Kopf. Die Inhaltsstoffe können die Schleimhäute reizen und Allergien hervorrufen. Im Test gab es aber keine Probleme, sagen die Warentester. Und auch wer auf Produkte aus dem Reformhaus oder Bioladen zurückgreift: „pura vera“ von Börlind oder „Henna plus Henna red“ enthalten ebenfalls konventionelle Chemie. Bei empfindlicher, gereizter oder verletzter Kopfhaut, sagen die Experten, sollte man besser nicht färben. Auch raten sie, die Haare vor dem Färben nicht frisch zu waschen. Die natürliche Fett- und Schuppenschicht schützt die Kopfhaut besser. In jedem Fall sollte man beim Färben Handschuhe tragen und Schultern und Textilien abdecken. Gibt es dennoch Farbflecken auf der Haut, so lautet der Geheimtipp der Friseure: Zigarettenasche auf ein Wattestäbchen geben und die Farbe damit abreiben.

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