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Wirtschaft: „Der Basistarif ist zu teuer“

Debeka-Vorstand Weber rät Kunden ab

Herr Weber, die Versicherer werben damit, dass man noch in diesem Jahr eine private Krankenversicherung abschließen sollte. Warum?

Weil die Beiträge für neue Vollversicherungen im kommenden Jahr steigen werden. Bei der Debeka werden Beamte wahrscheinlich zwei bis drei Prozent, die Nicht-Beamten vier bis neun Prozent mehr zahlen müssen. Bei anderen Versicherern dürften die Verteuerungen noch höher ausfallen. In der Branche dürften Preissteigerungen bis zu 15 Prozent üblich sein.

Woran liegt das?

Wer im nächsten Jahr eine neue private Krankenvollversicherung abschließt, kann seinen Anbieter wechseln und dabei einen Teil der angesparten Alterungsrückstellungen mitnehmen. Diese zusätzliche Leistung kostet Geld. Das Wechselrecht ist zeitlich nicht beschränkt. Das unterscheidet neue Verträge von den bereits bestehenden Policen.

Ist es für die Kunden nicht besser, höhere Versicherungsprämien zu zahlen und dafür leichter wechseln zu dürfen?

Nein. Die höheren Beiträge zahlt man sein Leben lang. Das heißt, die Nachteile hat man auf jeden Fall. Mit den Vorteilen sieht das anders aus. Nur wenige Kunden wollen den Anbieter wechseln. Wenn sie das tun, stecken oft Makler oder Strukturvertriebe dahinter, die sich die Provision verdienen wollen.

Die Debeka gehört zu den Versicherern, die gegen die Gesundheitsreform vor dem Bundesverfassungsgericht geklagt haben. Warum?

Die Gesundheitsreform bringt viele Verwerfungen. Wechseln können nur die Gesunden, die Kranken sind im Versichertenkollektiv gefangen. Hinzu kommt, dass der Basistarif eine Fehlkonstruktion ist. Für die, die einen privaten Versicherungsschutz wollen, bietet er zu wenig. Für das, was er bietet, ist er zu teuer.

Für wen ist der Tarif denn interessant?

Im Basistarif werden sich vor allem diejenigen treffen, die ihre Versicherungsbeiträge nicht zahlen. Ab dem kommenden Jahr muss jeder, der früher privat krankenversichert war und jetzt gar keine Krankenversicherung mehr hat, in die PKV zurück. Es gibt eine Pflicht zur Versicherung : Für die Versicherer heißt das aber, dass sie niemanden ausschließen dürfen - auch wenn der Versicherte seine Beiträge nicht zahlt. Eine Notversorgung erhalten auch solche Kunden. Darüber hinaus könnte der Basistarif für ältere Versicherte interessant sein, denen ihre Prämien zu hoch sind. Doch für solche Fälle hatten wir schon vor Jahren den Standardtarif eingeführt - des staatlich verordneten Basistarifs hätte es hierfür nicht bedurft.

Roland Weber

ist Vorstandsmitglied der Debeka-Versicherungsgruppe. Die Debeka ist die größte deutsche private

Krankenversicherung. Mit Weber sprach Heike Jahberg

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