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© dpa

DSL-Anschluss: Regulierer rügt die Telekom

Der Konzern behindere den DSL-Ausbau auf dem Land, kritisiert Chefregulierer Matthias Kurth. Die Konkurrenz beklagt, dass es zu wenig Schnittstellen zum Netz der Telekom gibt.

Düsseldorf - Chefregulierer Matthias Kurth übt herbe Kritik an der Deutschen Telekom: Sie trage eine Mitschuld daran, dass es in Deutschland immer noch Regionen gebe, die keine Internetanschlüsse besäßen. „Ich bin zum Teil sehr irritiert vom Verhalten der Telekom“, sagt Kurth dem „Handelsblatt“. „Der Konzern könnte einiges erleichtern, um den Ausbau auf dem Land voran zu treiben, aber er erschwert vielerorts die geplanten Aktivitäten Dritter.“

Hintergrund des Unmuts ist die Weigerung der Telekom, ihren Wettbewerbern Technik zur Verfügung zu stellen, mit der sie kleine Orte an das DSL-Netz anschließen könnten. Kurth hatte die Telekom im März verpflichtet, für ihre Konkurrenten vor jedem Ort eine Schnittstelle zum Telekomnetz zu bauen.

Damit müssten die Rivalen nur von dieser einen Stelle im Ort eigene Leitungen bis ins Kernnetz bauen, das die Dörfer mit dem Internet verbindet. Ohne diese Schnittstelle, im Fachjargon Schaltverteiler genannt, müssten die Rivalen eigene Kabel weitverzweigt durch die Ortschaften legen. Das ist vor allem in dünn besiedelten Regionen zu teuer.

Der Streit hat auch eine politische Dimension: Die Bundesregierung fordert in ihrem Konjunkturpaket, dass Ende 2011 alle Haushalte in Deutschland einen Internetanschluss haben, der mindestens ein Megabit pro Sekunde überträgt. Derzeit surfen vier Prozent aller Haushalte entweder gar nicht oder langsam.

Vor allem für Unternehmen ist der fehlende DSL-Anschluss ein gravierender Standortnachteil. „Uns liegen zahlreiche Initiativen von Kommunen, Landkreisen und Gemeinden vor, die zu Recht eine Anbindung an das Internet fordern“, erklärt Chefregulierer Kurth. Er hat deshalb beschlossen, dass die Telekom in allen Regionen ohne DSL-Zugang Schaltverteiler am Ortseingang bauen muss, um investitionsbereiten, regionalen Anbietern wie Eifelnet zu ermöglichen, diese Orte anzuschließen.

Die Telekom aber weigert sich und hat Ende Juni eine Eilklage gegen Kurths Verfügung eingereicht. Sie argumentiert, dass sie die Schaltverteiler selbst nicht benötige. Die Bundesnetzagentur weigere sich aber bisher konstant, ihr die Baukosten in voller Höhe zu erstatten. Statt dessen habe Kurth Obergrenzen für die Kosten eingeführt. „Das würde darauf hinauslaufen, dass wir das Geschäftsmodell unserer Wettbewerber subventionieren“, sagt ein Konzernsprecher.

In Kreisen der Bundesnetzagentur ist zu hören, die Telekom treibe ein politisches Spiel und behindere ihre Wettbewerber bewusst beim Ausbau. Damit mache sie ihre Investitionen unverzichtbar und fordere als Gegenleistung Erleichterungen bei der Regulierung. lou (HB)

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