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Wirtschaft: Durchblick im Fonds-Dschungel

Worauf man beim Kauf eines Investmentfonds achten muss – und welche Kosten man vermeiden kann

Mit steigenden Aktienkursen wagen sich wieder mehr Anleger in Aktien und Investmentfonds. Rund 280 000 Fondsbesitzer mehr als 2004 verzeichnete das Deutsche Aktieninstitut zur Jahresmitte 2005. Trotzdem besitzt nach Angaben des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) nur jeder vierte deutsche Haushalt Fonds. In Italien sind es 41 Prozent, in den USA fast jeder zweite Haushalt. Privatanleger, so scheint es, scheuen nicht nur das vermeintlich höhere Risiko. Viele fragen sich zudem, worauf sie bei der Auswahl des richtigen Investmentprodukts achten sollten.

WERTPAPIER-KENNNUMMER

Jeder Fonds (wie auch jede Aktie oder jedes Zertifikat) besitzt eine so genannte Wertpapier-Kennnummer, kurz WKN. Diese sechsstellige Zahl dient der genauen Identifikation eines Wertpapiers und ist bei der Aufgabe von Kauf- oder Verkaufsaufträgen erforderlich. Wegen des zunehmenden länderübergreifenden Handels hat jedes Wertpapier zudem die so genannte ISIN-Nummer (International Securities Identification Number), die 2003 die WKN offiziell abgelöst hat, aber in der Praxis weiter nur bei internationalen Geschäften gebraucht wird. Die ISIN besteht aus der WKN, der drei Nullen und ein Länderpräfix (hier DE) vorangestellt werden, sowie einer Prüfziffer am Ende.

AUSGABEAUFSCHLAG

Beim Kauf eines Fonds wird ein Ausgabeaufschlag fällig. Das ist jene Spanne von – je nach Fondsart – einem bis gut sechs Prozent, um die der Kaufpreis über dem aktuellen Verkaufspreis liegt. Der Investor zahlt beispielsweise für einen Fondsanteil, der 100 Euro kostet, 105 Euro, also fünf Euro oder fünf Prozent Ausgabeaufschlag, der meist voll als Provision an den Vertrieb geht. Diese Spanne muss der Fonds folglich erst erwirtschaften, bevor er überhaupt für den Anleger Gewinn abwirft. Vielfach lassen sich die teuren Ausgabeaufschläge, die vor allem bei Fonds-Sparplänen mit regelmäßiger Einzahlung die Wertentwicklung deutlich schmälern, mindern oder sogar ganz umgehen. So bieten die meisten Direktbanken eine Vielzahl von Fonds zu reduzierten Tarifen an, in Fonds-Supermärkten oder Fonds-Discountern im Internet gibt es Fonds vielfach sogar direkt zum Rücknahmepreis. Eine Beratung entfällt dabei aber. Daneben gibt es Fonds, bei denen von vornherein kein Ausgabeaufschlag anfällt: No-load-Funds, die dafür aber meist höhere Verwaltungsgebühren verlangen und sich für kurzfristigere Anlage-Zeiträume eignen.

GEBÜHREN

Die Gewinnbilanz eines Fonds schmälert eine Reihe zusätzlicher Gebühren: Bei der Bank, die die Wertpapiere aufbewahrt, fallen Depotgebühren an. Darüber hinaus berechnet die Fondsgesellschaft selbst interne Verwaltungsgebühren, darunter Kosten für das Fondsmanagement, für Wirtschaftsprüfer, Rechenschaftsberichte oder Prospektmaterialien, die direkt vom Fondsvermögen abgezogen werden. Hilfreich für den Investor im Gebührendschungel: Seit Januar 2004 müssen alle Fondsgesellschaften, die Mitglied im Branchenverband BVI sind (darunter alle deutschen Gesellschaften sowie mehrere ausländische wie Fidelity, Crédit Suisse oder Axa), das so genannte Total Expense Ratio oder TER veröffentlichen. Die TER wird als Prozentsatz des Fondsvolumens im zurückliegenden Geschäftsjahr angegeben und erleichtert die Vergleichbarkeit der Kosten eines Fonds. Nicht enthalten sind der Ausgabeaufschlag sowie Kosten, die der Fonds selbst beim Kauf und Verkauf von Aktien oder Renten bezahlt. Zudem gilt die TER nur für das abgelaufene Geschäftsjahr. Bei der Entscheidung zwischen mehreren Fonds ähnlicher Ausrichtung und Wertentwicklung kann eine niedrigere TER also ein Entscheidungskriterium sein. Aber: Ein guter Fondsmanager hat seinen Preis, so dass die Gebühren bei einem erfolgreichen Fonds nicht überbewertet werden sollten. Im Schnitt liegt die Aktienfonds-TER in Europa bei 1,92 Prozent des Fondsvermögens.

WERTENTWICKLUNG

Wichtig ist bei der Fondsauswahl ein Blick auf die vergangene Wertentwicklung im Vergleich zum Gesamtmarkt und zur Konkurrenz. Viele Direktbanken und Fonds-Netzwerke bieten im Internet Rankings und Hitlisten an. Entscheidend ist hier nicht die Wertentwicklung der letzten Monate, sondern ein möglichst über mehrere Jahre und Zeiträume kontinuierlich erfolgreiches Management.

RATING-AGENTUREN

Eine zusätzliche Hilfe bei der Auswahl unter den rund 7000 Fonds bieten auch spezielle Rating-Agenturen. Die renommiertesten unter ihnen sind Morningstar, Feri Trust bzw. Standard & Poor’s (S & P), die auch weltweit zu den führenden Anbietern von Fondsanalysen gehören. Ähnlich den Schulnoten vergeben die Rating-Firmen einen bis fünf Sterne (S & P und Morningstar) oder die Bewertung A bis E (Feri), wobei A einen Fonds kennzeichnet, dessen Gewinne über fünf Jahre hinweg deutlich über jenen der Konkurrenz lag, bei gleichzeitig geringem Risiko. Fonds, denen S & P oder Morningstar fünf Sterne verliehen haben, zählen zu den besten zehn Prozent aller bewerteten Fonds eines Sektors. Ein Stern dagegen bedeutet, dass der Großteil der Konkurrenz besser gearbeitet hat. Die Bewertungen werden monatlich überprüft. Und: Ein Fonds ohne Sterne muss nicht zwangsläufig ein Verlierer sein. Denn S & P etwa vergibt nur Ratings, wenn dies vom Fondsanbieter beantragt und bezahlt wird. Übrigens: Bei den meisten Fonds-Hitlisten im Internet lassen sich auch Rating-Sterne als Suchkriterium verwenden. Eine komplette Liste aller Fondsanalyse-Firmen mit Informationen zu ihren Methoden findet sich auf der Homepage des Fondsverbands BVI.

Trotz der Kosten bleiben Fondsanlagen langfristig ein erfolgreiches Investment, das zeigen BVI-Statistiken zur Wertentwicklung in 10- oder 20-Jahres-Zeiträumen. Deutsche Aktienfonds etwa erwirtschafteten in den vergangenen zehn Jahren (Stichtag 30. September) im Schnitt 8,3 Prozent pro Jahr, trotz der dreijährigen Baisse zwischen 2000 und 2003. Und wer vor 20 Jahren 10 000 Euro in einen europäischen Aktienfonds investierte, verfügt heute im Schnitt über 41 760 Euro.

Mehr Informationen unter:

www.bvi.de

Veronika Csizi

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