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Wirtschaft: Ein gewisses Suchtpotenzial

DAS TESTURTEIL 0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen Muss man jetzt haben. Klar, das Leben ist auch ohne Sandwichtoaster lebenswert, aber der Zeitgeist will so ein Ding, will den schnöden Toast gefüllt und von beiden Seiten schön knusprig, will italienische Panini und belegte Baguettes und alle anderen Dinge, die mit dem klassischen Toaster oder im Ofen nie hinhauen.

DAS TESTURTEIL 0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen

Muss man jetzt haben. Klar, das Leben ist auch ohne Sandwichtoaster lebenswert, aber der Zeitgeist will so ein Ding, will den schnöden Toast gefüllt und von beiden Seiten schön knusprig, will italienische Panini und belegte Baguettes und alle anderen Dinge, die mit dem klassischen Toaster oder im Ofen nie hinhauen.

Haushaltsgeräte sind vor allem auch ein ästhetisches Problem, und deshalb fällt der Blick des Sandwichtoastsuchers mehr oder weniger automatisch auf die puristische, mit rund 100 Euro ziemlich teure „Panini Press“ von Russell Hobbs. Man kann damit weder Waffeln backen noch Hemden bügeln, und das ist in den Zeiten des Multitaskings schon fast eine Provokation. Es hat nicht einmal Knöpfe oder Regler: Man steckt den Stecker in die Dose, eine gelbe Leuchte flammt auf, dann auch eine grüne, die das Erreichen der Betriebstemperatur anzeigt. Das dauert eine Weile, und wir nutzen die Zeit, das hübsche Design zu betrachten, Glas und verchromtes Metall, Plastik nur ganz dezent als Holzimitat an den Griffen.

Grün! Was jetzt? Zwei Scheiben Brot rein, egal welche. Der Russell-Toaster hat nichts als zwei große, mit Teflon beschichtete Heizplatten, die sich durch einen simplen Klappmechanismus an jede beliebige Toasthöhe anpassen, egal, ob ein dickes Baguette oder dünne Crepes dazwischenliegen. Zwei amerikanische Toastscheiben nebeneinander, das ist praktisch – nur die Qual der Suche nach dem richtigen Belag nimmt uns das Gerät nicht ab. Käse, das ist klar, Käse ist der Stoff, der die Welt des Sandwich-Toasts zusammenhält wie das Atom das Universum. Mozzarella, Gouda, warum nicht Camembert. Wurst, Speck, Thunfisch, Paprika, das darf alles rein. Nehmen wir also einen Klassiker, Butter, Tomaten, Schinken, gewürfelte Oliven, dazu Käse. Alles geschichtet, auf die Platte gelegt, Deckel zu. Zwei Minuten, na, noch ein wenig blass, eine Minute drauf, das Brot ist hübsch braun. Reingebissen, schmeckt ganz gut. Na, ein wenig mehr Salz hätte nicht geschadet, aber man lernt ja dazu. Nochmal: prima. Vollkornbrot, Reste von der Weihnachtsente, dazu ein wenig Chilisauce – schräge Sache, aber passt Käse dazu? Ich will keine engen Vorschriften erlassen, finde allerdings nach ein paar Versuchen, dass die klassischen Rezepturen am besten funktionieren: Wenn drinnen der Käse über Tomaten und Speck schmilzt und dazu ein paar Kräuter kicken, dann ist das schon sehr köstlich. Der Russell macht das zuverlässig, er lässt sich leicht handhaben und gut reinigen, und das ist ja schon die halbe Miete. Die entscheidende Schlüsselfrage lautet aber: Wird das Ding nun zum Mittelpunkt der schnellen Küche – oder landet es bald im Schrank? Es hat auf jeden Fall ein gewisses Suchtpotenzial. Und hätte, wäre denn auch noch ein kleines Rezeptbuch in der Packung, glatt noch einen Punkt mehr verdient.

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