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Wirtschaft: Ein Klavier ist kein Glockenspiel

Das Testurteil: 9 Punkte 0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen Auf die wirklich drängenden ästhetischen Fragen im Leben haben Architekturzeitschriften meistens keine Antwort. Etwa die: Wie finde ich Boxen, die gut klingen, aber nicht das ganze Zimmer verhunzen?

Das Testurteil: 9 Punkte 0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen

Auf die wirklich drängenden ästhetischen Fragen im Leben haben Architekturzeitschriften meistens keine Antwort. Etwa die: Wie finde ich Boxen, die gut klingen, aber nicht das ganze Zimmer verhunzen? Denn abgesehen davon, dass kaum jemand genug Platz und Geld hat für audiophile Riesenboxen, die stehen meistens auch ziemlich aufdringlich herum.

Der Berliner Lautsprecher-Hersteller Sehring hat jetzt eine Alternative parat, die weder Auge noch Ohr beleidigt. Die Flachlautsprecher der 500er Reihe werden direkt an der Wand angebracht. 30 Mal 30 Zentimeter misst ein Modul, bei 10 Zentimeter Tiefe. Ein Patent darauf hat Sehring auch, weil das Grundmodul bis auf sechs Paneele erweitert werden kann und dann von einer Zwei-Wege- Box zur Drei-Wege-Box mutiert. Im Test war die zweitkleinste Variante: Das Grundmodul plus Resonator.

An den Klang der Sehring-Boxen muss man sich erst einmal gewöhnen. Zumindest dann, wenn man wie der Tester eine im Bass und den Höhen künstlich gedopte Box zu Hause hat. Die erste CD, Infinity des Jazzpianisten McCoy Tyner, klang auch bei Sehring noch ziemlich kräftig im Bass, was bei dem geringen Volumen doch überrascht. Aber wo war das glockenhelle Klavier hin verschwunden? Ganz einfach: Es war auf der CD so gar nicht drauf. Und was nicht drauf ist, spielt die Sehring nicht, weil ein echtes Klavier eben nicht klingt wie ein Glockenspiel.

Sehring ist 1989 in Berlin gegründet worden und gilt mit seinen Studiomonitoren als Geheimtipp. Deren Charakteristika zeichnen auch die neuen Flachlautsprecher aus. Sie klingen klar und fein ausdifferenziert. Die Musik kommt unaufgeregt und auf eine angenehme Weise entspannt auf einen zu.

Eineinhalb Jahre Entwicklungszeit hat das neue System verschlungen. Der Clou besteht in der Entkopplung von der Wand. Denn ohne die finge so manche Rigipsmauer plötzlich an, mitzuschwingen. Was die Boxen nicht können, wird erst im Vergleich mit Sehrings Studiomonitoren deutlich, die – frei im Raum stehend – ein fantastisch dreidimensionales Hörbild zaubern. Bei den Flachlautsprechern ist an der Rückwand naturgemäß Schluss, der Hörraum kann sich nur nach vorne ausdehnen. Ganz billig sind die Boxen natürlich auch nicht. 450 Euro pro Stück kostet das Grundmodul, die getestete Version 650 Euro. Aber bei 95 Prozent Fertigungstiefe in Berlin und bei solch einem Klang sind die Sehrings das allemal wert (www.sehring-audio.de).

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