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Energie: Wie sicher ist Deutschlands Stromversorgung?

Deutsche Netzbetreiber haben am Montagabend vier Kaltreservekraftwerke angefordert. Das heißt aber nicht, dass in Deutschland dramatischer Strommangel herrscht.

Netzbetreiber müssen immer auf das Schlimmste vorbereitet sein. Deshalb haben sie am Montagabend entschieden, vier Kaltreservekraftwerke anzufordern. Es dauert rund 20 Stunden, bis ein solches an sich eingemottetes Kraftwerk wieder betriebsbereit ist. Am Mittwoch liefen Block 3 des Gemeinschaftskraftwerks Neckar (GKN) in Mannheim und drei Öl- und Kohlekraftwerke in Österreich auf der Mindestleistung, in Mannheim rund 100 Megawatt, die drei österreichischen Anlagen mit rund 500 Megawatt. Am Donnerstag liefen lediglich zwei österreichische Kraftwerke, am Freitag sollen noch einmal alle vier Kaltreservekraftwerke mit ihrer Mindestleistung laufen.

Das liegt allerdings nicht daran, dass in Deutschland ein dramatischer Strommangel herrscht. Den gesamten Mittwoch hindurch hat Deutschland zu jeder Stunde mehr Strom exportiert als importiert. Doch nach den Prognosen der vier großen Netzbetreiber hätte es in dieser zweiten Wochenhälfte eng werden können. Seit Mittwoch und nach den Windprognosen für die kommenden Tage auch weiterhin flaut der Wind immer am Nachmittag ab. Außerdem bestehen aufgrund des gegenwärtigen Gasengpasses bereits Einschränkungen beim Betrieb von Gaskraftwerken in Süddeutschland. Es gibt offenbar Probleme, die Kraftwerke aus den norddeutschen Gasspeichern zu beliefern.

„Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass weitere Kraftwerke ausfallen könnten“, sagt Ulrike Hoerchens, Sprecherin des Netzbetreibers Tennet, der das frühere Eon-Netz managt. Außerdem ist der Strompreis in Frankreich derzeit so hoch, dass sich viele Stromhändler große Kontingente für den Export gesichert haben. „Auf den Markt haben wir keinen Einfluss“, sagt Hoerchens. An der französischen Strombörse wird die Kilowattstunde derzeit mit bis zu 34 Cent gehandelt, an der Leipziger Strombörse kostet sie höchstens halb so viel.

Frankreich importiert seit Beginn der Eiseskälte viel Strom. Allerdings: Deutschland hat Frankreich seit Jahren jeden Winter mit Stromexporten ausgeholfen. Dort wird im Winter deutlich mehr Strom verbraucht als in Deutschland, weil es sehr viele Elektroheizungen gibt. Im Sommer dagegen importiert Deutschland mehr Strom. Allerdings hat Deutschland im vergangenen Sommer auch viel Strom nach Frankreich exportiert, weil die Wasserstände vieler Flüsse nach einer langen Dürre so niedrig waren, dass nicht genügend Kühlwasser für die mehr als 50 Atomkraftwerke zur Verfügung stand und deren Leistung gedrosselt werden musste.

Dass jetzt also die Kaltreserve angezapft worden ist, hat vor allem mit dem Marktgeschehen zu tun – und zeigt, dass gut vorgesorgt worden ist.

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