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Wirtschaft: Es kommt nicht nur auf den Beitrag an

Wer gesund lebt oder selten zum Arzt geht, wird belohnt – mit Rabatten und Geschenken

Einheitsbrei bei den Krankenkassen, gleiche Leistung für denselben Beitrag – das war gestern. Heute bieten die knapp 300 Institute der gesetzlichen Krankenversicherung eine breite Palette von Tarifen, Zusatzleistungen und speziellen Behandlungsmodellen an. Zudem vermitteln sie private Zusatzversicherungen für ihre Mitglieder (siehe oben).

BONUSPROGRAMME

Gesund leben und dafür Preise und Prämien kassieren – das ist die Idee, die hinter den Bonusprogrammen steckt. Wer Mitglied im Fußballverein ist, das Sportabzeichen macht, mit dem Rauchen aufhört, eine Rückenschule besucht oder regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung bei seinem Haus- oder Zahnarzt geht, bekommt Punkte gutgeschrieben. Ist eine gewisse Summe erreicht, darf sich der Versicherte ein Geschenk bei seiner Kasse aussuchen – Turnschuhe, Sportbekleidung, eine Waage, ein Wellness-Wochenende oder sogar eine Ballonfahrt. Das Angebot ist sehr bunt. Das missfällt Verbraucherexperten. Sie kritisieren, die Bonusprogramme würden in erster Linie zum Kundenfang eingesetzt statt zur Prävention.

SELBSTBEHALTE

Warum teure Versicherungsbeiträge bezahlen, wenn man gar nicht zum Arzt geht? Wer tatsächlich über einige Monate kerngesund geblieben ist und keine Leistungen in Anspruch genommen hat, kann bei vielen Krankenkassen einen Beitragsrabatt bekommen, wenn er freiwillig versichert ist. Dafür muss er sich allerdings verpflichten, die Behandlungskosten bis zu einer gewissen Grenze selbst zu tragen. Allerdings ist dieses Modell nicht ohne Risiko, denn viele Institute wollen bei einem Selbstbehalt-Tarif mit dem Patienten speziell abrechnen. Er soll wie ein Privatpatient die Behandlungskosten vorstrecken und bekommt sie später von der Kasse zurück. Die Gefahr: Der Arzt rechnet Leistungen ab, die nicht zum Angebot der gesetzlichen Kassen gehören. Prompt bleibt der Versicherte auf den Kosten sitzen – und muss mit dem Arzt herumstreiten.

INTEGRIERTE VERSORGUNG

Röntgenuntersuchungen im Zwei-Wochen-Abstand, Ärzte, die nichts über Vorerkrankungen ihrer Patienten wissen und ihnen Medikamente verschreiben, deren Kombination mehr schadet als nutzt, derartige Missstände sollen bald der Vergangenheit angehören. Durch Ärzte, die besser miteinander vernetzt sind und Informationen über ihre Patienten austauschen, verbessert sich die Behandlungsqualität. Das hoffen zumindest die Kassen, die eine integrierte Versorgung anbieten oder ein so genanntes Hausarztmodell. Vorteil für den Versicherten: Er kann sich darauf verlassen, dass Krankenhäuser, Ärzte und Apotheker die Behandlung genau auf ihn zuschneiden. Zudem soll der Hausarzt für ihn der Lotse im unübersichtlichen Gesundheitssystem werden. Und obendrein spart der Versicherte meist einen Teil der Praxisgebühr. Nachteil: Er muss auf die freie Arztwahl verzichten.

CHRONISCH KRANKE

Rund 80 Prozent der Gesundheitsausgaben werden in Deutschland aufgewendet für etwa zehn Prozent der Patienten. Das sind zumeist Menschen mit langwierigen, chronischen Krankheiten – Brustkrebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bieten die Kassen für sie eine bessere Behandlung an, sparen sie auf Dauer Geld. Den Patienten geht es besser, sie leiden unter weniger Beschwerden. Diese so genannten Disease-Management-Programme, bei denen die Kassen die Patienten intensiv betreuen und ihnen Ratschläge zur richtigen Anwendung ihrer Medikamente oder zu einer gesünderen Lebensweise geben, haben mittlerweile fast alle größeren Kassen im Angebot.

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