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Wirtschaft: Fairplay unterm Weihnachtsbaum

Kaffee, Holz und Fußbälle – wie Produkte gekennzeichnet sind, die bei der Herstellung Mensch und Umwelt gerecht werden

Eigentlich ist es erschreckend, was zu Weihnachten alles verschenkt wird. Der Fußball – in der Dritten Welt von Kinderhänden genäht. Der Wollpullover – unter menschenunwürdigen Bedingungen gestrickt. Und die neue Wohnzimmereinrichtung – aus Tropenholz. Gerade an Weihnachten denken viele Verbraucher darüber nach, welche Produkte sie kaufen. Aber nur die wenigsten wissen, wie man Waren erkennt, die unter ethisch vertretbaren Bedingungen hergestellt werden. Dabei gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, wie man ohne schlechtes Gewissen einkaufen kann.

Eine Hilfestellung bietet die Stiftung Warentest. In ihrem Test für Funktionsjacken haben die Prüfer erstmals nicht nur die Qualität der Produkte bewertet, sondern getrennt davon auch untersucht, ob die Anbieter ihre Verantwortung für Soziales und die Umwelt wahrnehmen. Von 14 befragten Unternehmen weigerten sich zwar zwei zu antworten. Elf Anbieter aber machen bei ihren Zulieferern Kontrollen; drei beauftragen damit sogar unabhängige Auditoren. Im Gesamturteil stellte die Stiftung bei sieben Anbietern „Ansätze“ oder „bescheidene Ansätze“ für eine verantwortliche Unternehmenspolitik fest; vier zeigten „deutliche Initiative“. Auf Platz eins kam Karstadt mit einem „stark engagiert“.

Aber auch sonst können Verbraucher bewusst einkaufen. Hilfreich ist dabei vor allem das „Transfair“-Siegel. Das Gütezeichen verspricht, dass die Produzenten in der Dritten Welt garantierte Mindestpreise erhalten, so dass sie ihre Familien ernähren können. Außerdem ist Kinderarbeit verboten. Der große Vorteil des Transfair-Siegels: Man muss nicht unbedingt in einen Weltladen gehen, um unbedenkliche Waren zu kaufen. Es gibt sie auch in Supermärkten und Kaufhäusern.

Beispiel Edeka: In fast allen Filialen gibt es Tee und Kaffee mit Transfair-Siegel. „Edeka ist sehr engagiert“, sagt Laura Groche von der Verbraucherinitiative e. V. Andere Supermärkte bieten auch Orangensaft und Kakao aus fairem Handel an. Kaiser’s verkauft zudem Transfair-Bananen. „Das beflügelt den gesamten fairen Handel mit Südfrüchten“, lobt Groche. Karstadt hat sogar in seiner Unternehmensphilosophie ein Bekenntnis zum sozialen Handel festgeschrieben.

Für Verbraucher hat das Siegel einen angenehmen Nebeneffekt: Die Produkte haben eine hohe Qualität. Bei anderen traditionellen Kolonialwaren, zum Beispiel Zucker, sei das nicht immer der Fall, sagt Groche. „Der höhere Preis ist also gerechtfertigt.“ Die Konsumenten schätzen das: Umfragen zufolge kaufen 28 Prozent regelmäßig oder gelegentlich fair gehandelte Produkte.

Doch nicht nur Lebensmittel, auch Möbel stammen aus der Dritten Welt. Nur wenige Händler verraten, woher das Holz kommt. Wer ohne Bedenken einkaufen möchte, sollte auf das „FSC“-Siegel achten. Es wird vergeben vom Forest Stewardship Council, einer internationalen Organisation, die von Unternehmen, Umweltschutzgruppen und Gewerkschaften unterstützt wird. Der FSC setzt sich für eine ökologisch und sozial verantwortliche Nutzung der Wälder ein. Zu kaufen gibt es FSC-Möbel zum Beispiel bei Obi.

Schwieriger ist es bei Textilien. „Oft wissen selbst die Hersteller nicht, woher ihre Stoffe kommen“, sagt Ralf Schmidt- Pleschka von der Verbraucherinitiative. Entsprechend schwierig sei die Zertifizierung. Immerhin gibt es das Qualitätszeichen „Naturtextil“. Es kennzeichnet Textilien, die unter Berücksichtigung ökologischer und sozialer Standards hergestellt wurden. Die Kennzeichnung wird in zwei Qualitätsstufen, „Better“ und „Best“, vergeben. Allerdings: Weit verbreitet ist das Siegel in Deutschland nicht. Neben dem Naturtextilhandel findet man es bei Hess.

Teppiche aus fairem Handel sind mit dem „Rugmark“-Siegel gekennzeichnet. In Indien, Nepal und Pakistan können Exporteure und Knüpfbetriebe eine Lizenz für das Siegel erhalten, wenn sie unter anderem keine Kinder unter 14 Jahren beschäftigen. Teppiche mit dem Rugmark- Siegel gibt es im Versandhandel, in Kaufhäusern und im Fachhandel.

Vollständig auf fairen Handel eingestellt ist die „Gepa“. Gepa ist kein Siegel, sondern eine Marke. Das Handelshaus setzt sich für sozial- und umweltverträglichen Handel ein; getragen wird es von evangelischen und katholischen Einrichtungen. Der europaweite Umsatz liegt bei knapp 37 Millionen Euro im Jahr, Gewinne werden grundsätzlich reinvestiert. Gepa-Produkte werden in Weltläden, Supermärkten und im Internet vertrieben.

Ein besonders heikles Weihnachtsgeschenk sind Fußbälle. 80 Prozent der Weltproduktion stammen aus der pakistanischen Stadt Sialkot – fast immer von Hand genäht, oft von Kindern. Bei fair gehandelten Bällen, zum Beispiel von der Gepa, bekommen die Hersteller einen höheren Preis. Dank der Mehreinnahmen können die Familien ihre Kinder zur Schule schicken. Das kommt auch bei Profis gut an: Unter dem Motto „Fair play, fair pay“ kicken die Spieler des Bundesligisten SC Freiburg mit fair gehandelten Bällen.

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