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Wirtschaft: Felgaufschwung kann er nicht

DAS TESTURTEIL: 8 Punkte0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen Schuld an diesem Warentest ist Peter Hintze. Der Wirtschaftsstaatssekretär beschrieb kürzlich bahnbrechende Technologie, made in Germany.

DAS TESTURTEIL: 8 Punkte 0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen

Schuld an diesem Warentest ist Peter Hintze. Der Wirtschaftsstaatssekretär beschrieb kürzlich bahnbrechende Technologie, made in Germany. Er lobte ein Gerät, „dessen digitale Waage eine unglaubliche Messgenauigkeit erreicht“. Er schwärmte von „Varomadampf“. Und er triumphierte: „Und das macht die Firma Vorwerk. Aus Wuppertal.“ Es ging weder um einen Staubsauger, noch um ein Weltraumgerät. Es ging um eine Küchenmaschine. Der Thermomix 31 ist ein Mittelding aus Küchenmaschine, Schnellkochtopf, Waage und Thermometer.

Susanne Rößler, Thermomix-Chefin in Berlin gibt die Maschine nicht einfach nur so aus der Hand. Die Einweisung in der Musterküche am Borsigturm in Tegel ist eine Leistungsschau im Expresskochen. Auf dem Tisch stehen Frischkäse, Salami, Mehl, Zucker, Pfefferkörner, Butter, Apfelsinen, Salz, Reiskörner, Möhren, Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch. Rößler wirft die Sachen in einer geheimnisvollen Reihenfolge in den Stahltopf, der fest in einem schweren Gehäuse aus weißem Kunststoff sitzt, drückt verschiedene Schalter. Dann rumpelt es mal, mal piept es, mal dampft es vor sich hin, mal gehen verschiedene Lampen an. Dann wieder lärmt der Topf, als wolle er doch noch in den Weltraum. Immer wieder wird er geleert, gefüllt, in Gang gesetzt. Orangenmarmelade, Brotaufstrich, Rohkost, Hefezopf, Tomatensuppe, Saft – und das alles in einer Stunde in einem einzigen Kochtopf. Das ist effizient.

Zuhause suche auch ich nach Zutaten, werfe sie in den Topf, mal rumpelt der, mal pumpelt der, mal brutzelt er, mal stöhnt er. Die Ausbeute von vierzig Minuten: Basilikumpesto, Kartoffelsuppe, Apfelkompott, Mürbeteig. Es folgen Schokoladenpudding, Bolognesesauce, die komplizierte Sauce Hollandaise, die hier kinderleicht funktioniert. Dann sind die Vorräte erschöpft, der Blick fällt auf vertrocknete Schnittblumen. Ich bilde mir ein, Frau Rößlers Raunen zu hören: „Nur Mut, das kann er auch.“ Danach wundere ich mich über die Waschmaschine, die immer noch nicht bügeln will.

Bleiben wir auf dem Teppich: Der Kessel ist für eine kleine Familie (er fasst knapp zwei Liter) von Gutverdienern (er kostet spektakuläre 935 Euro) eine feine Sache. Wer funktionsnotwendige Kleinteile von Küchengerät oft verliert, findet hier eine Maschine mit einer überschaubaren Zahl an Bestandteilen. Der Nachteil: Wer seine Hände gern tief in die Teigschüssel taucht, kommt zu kurz. Der Thermomix verrichtet sein Werk allein, im geschlossenen Topf. Am besten gelingen die Gerichte, die im Thermomix- Kochbuch stehen, das die Vorzüge des Geräts mit einem kleinen Kurs in praktischer Haushaltsführung kombiniert. Eigene Kreativität ist nur von begrenztem Nutzen. Und: Würfel, Stifte und Scheiben kann er nicht, „und das lernt er auch nicht mehr“, bedauert Frau Rößler. Aber sie sagt es in dem Ton, in dem eine Lehrerin bemängelt, dass der Musterschüler in Latein und Mathe keinen Felgaufschwung kann.

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