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Wirtschaft: Globale Währung

Kreditkarten sind im Ausland ein beliebtes Zahlungsmittel. Doch mitunter fallen hohe Gebühren an

Plastikgeld lacht – und ist eine fast auf dem gesamten Erdball akzeptierte Währung geworden. Mit der Kreditkarte bezahlen deshalb gerade Touristen und Geschäftsleute gern. Doch längst nicht jede Kreditkarte eignet sich gut für den Einsatz im Ausland, hat die Zeitschrift „Finanztest“ herausgefunden. So verlangen einige Banken happige Extra-Zuschläge für Länder außerhalb des Euroraums. In Deutschland können Kunden mittlerweile zwischen tausenden Karten wählen. „Der Markt wird immer unübersichtlicher“, sagt „Finanztest“-Experte Uwe Döhler. Er hat 43 Karten untersucht. Ein Ergebnis: Auf ihre Kreditkarte allein sollten sich Reisende nicht verlassen.

AKZEPTANZ

Anders als EC- oder Geldkarten werden Kreditkarten weltweit akzeptiert. „In den USA ist es fast überall möglich, mit ihnen zu bezahlen“, sagt Erk Schaarschmidt, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Brandenburg. Trotzdem gibt es noch weiße Flecken auf dem Kreditkartenglobus – so kann es etwa in ärmeren Ländern und ländlichen Regionen schwierig sein, mit der Karte zu zahlen. Sicherheitshalber sollten Reisende deswegen außer der Kreditkarte eine Bargeldreserve und Reiseschecks dabei haben.

Welche Kreditkarte in welcher Weltregion die beste Wahl ist, ist nicht leicht auszumachen. „Die Kreditkartenanbieter geben leider keine aktuellen Daten zu einzelnen Ländern mehr heraus“, sagt Uwe Döhler von „Finanztest“. Nach seinen Angaben werden Visa- und Mastercard-Karten jeweils an 20 bis 25 Millionen Kassen und etwa einer Million Geldautomaten akzeptiert. Mit American Express lässt sich an rund 550 000 Automaten in über 220 Ländern und Territorien Bargeld ziehen. Die Automatenstandorte lassen sich mit Suchfunktionen auf den Websites der einzelnen Kartenanbieter finden. Um Geld aus dem Automaten abzuheben, ist jedoch eine Pin notwendig.

GEBÜHREN

Die Banken verlangen in der Regel Gebühren von einem bis zwei Prozent auf Zahlungen mit der Kreditkarte außerhalb der Eurozone. Darin unterscheiden sich Karten ohne Jahresgebühr – wie die Visa Card der DKB oder die Mastercard der Sparda-Bank – nicht von Gold-Karten mit Gebühren von bis zu 140 Euro (American Express Gold). Ausnahmen sind Tui- Card-Visakarten, bei denen keine Zusatzgebühren aufgeschlagen werden. Einige Banken verstecken die Gebühren aber auf den Abrechnungen. Anstatt sie auszuweisen, rechnen sie zu schlechteren Kursen ab. „Um sicherzugehen, sollten sich Karteninhaber das Preisverzeichnis von der Bank besorgen“, sagt Uwe Döhler.

Teuer kann das Geldabheben am Automaten werden: Dabei buchen die Banken bis zu 7,11 Euro (Karstadt-Quelle Bank) oder Gebühren von bis zu vier Prozent des Umsatzes ab (Blue Card von American Express, Barclaycard Visa). Ausnahmen sind die kostenlosen Visakarten von DKB und ING-Diba, mit denen kostenlos Bargeld an Automaten erhältlich ist. Bei ihnen fallen aber Umsatzgebühren von 1,75 und zwei Prozent an. Die Citibank bietet für 40 Euro im Jahr eine Kreditkarte an, mit der ebenfalls kostenlos am Automaten Geld abgehoben werden kann. Nur das Auslandseinsatzentgelt bleibt wie bei Einkäufen mit der Kreditkarte bestehen. Uwe Döhler empfiehlt zum Geldabheben die Sparcard der Postbank ohne Kreditkartenfunktion. Bis zu vier Mal im Jahr ist kostenloses Abheben an Geldautomaten mit Visa-Zeichen möglich.

SICHERHEIT

Wer sichergehen will, dass ein Betrag nicht doppelt abgebucht oder zu viel Geld berechnet wird, sollte im Restaurant mit dem Kellner mitgehen und zuschauen, wie er den Betrag eintippt und die Karte durch das Gerät zieht, rät Verbraucherschützer Erk Schaarschmidt. Vor der Unterschrift sollten Kartennutzer jedoch wenigstens genau kontrollieren, dass Betrag und Währung zueinanderpassen und nicht etwa statt 1000 türkischer Lira 1000 Euro abgebucht werden, warnt „Finanztest“-Experte Döhler. Für den Fall, dass die Pin ausgespäht oder die Karte geklaut wird, sollten auch im Ausland stets die Telefonnummern der Hotlines griffbereit sein, um die Karte zu sperren. Karteninhaber haften zwar nur beschränkt für Schäden, die durch Diebstahl oder Verlust entstehen – bei American Express etwa nur bis zu einer Höhe von 50 Euro. Allerdings muss ein Verlust umgehend gemeldet werden. „Sonst kann einem die Bank Probleme machen“, sagt Schaarschmidt. Oft wird eine neue Karte sogar innerhalb von 24 Stunden direkt ins Urlaubshotel geliefert. Ob das mit zusätzlichen Kosten verbunden ist und wie schnell es geht, hängt aber von der ausgebenden Bank ab.

ZUSATZLEISTUNGEN

Ein weiteres Kriterium bei der Auswahl der Karte sind Rabattprogramme und Zusatzleistungen. „Wer viel fliegt, könnte von einer Bonusmeilen-Karte profitieren“, sagt Experte Schaarschmidt. Das erlaubt etwa die Lufthansa-Miles-and- More-Karte der Bayern LB. Beliebt sind Karten, die Rabatte beim Tanken gewähren (Santander Mastercard). Wer sich eine Karte mit Zusatzleistungen – etwa Kranken-, Gepäck- oder Reiserücktrittsversicherungen – aussucht (beispielsweise Hypo-Vereinsbank-Reise-Mastercard), sollte auf das Kleingedruckte achten, rät Schaarschmidt. „In manchen Fällen gelten Versicherungen nur, wenn die jeweilige Reise auch mit der Karte gebucht wurde, oder nur dann, wenn die Reise gebucht wurde, nachdem die Karte ausgestellt wurde.“ Wer das nicht beachte, könne böse Überraschungen erleben. So wie ein Brandenburger, der krank wurde, seine gebuchte Kreuzfahrt stornieren wollte – und jetzt auf 4000 Euro sitzen bleibt, weil er sich die Kreditkarte samt Rücktrittsversicherung erst nach der Buchung der Reise zugelegt hat.

ÄRGER

Gibt es Ärger mit der Kreditkarten-Abrechnung von Buchungen im In- oder Ausland, kann der Kunde sich an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) wenden. Die Behörde bittet dann die Bank um eine Stellungnahme. Eine E-Mail an Verbraucherbeschwerden@bafin.de mit allen Daten zum Vorfall genügt.

Nils-Viktor Sorge, Jens Tönnesmann

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