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Wirtschaft: Gut geschmiert

Wer seine Haut richtig eincremt, kann sie vor Sonnenbrand bewahren – doch kaum jemand wendet die Mittel ausreichend an

Lange haben wir sie vermisst, jetzt kommt sie endlich: die Sonne. Der Mensch braucht sie, sie fördert die Vitalität und sorgt für seelische Ausgeglichenheit. Aber wie bei fast allem, was schön ist und Spaß macht: Zu viel Sonne schadet der Haut. „Sonnenbrände – ganz besonders in der Kindheit – erhöhen das Risiko, später an schwarzem Hautkrebs zu erkranken“, sagt Beate Volkmer von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention. Im Prinzip kann man seine Haut mit Sonnenschutzmitteln vor einem Sonnenbrand bewahren. Aber: „In Studien wurde festgestellt, dass Personen, die Sonnencreme benutzen, genauso häufig Hautkrebs bekommen wie Menschen, die sich nicht schützen.“

Das liegt jedoch offenbar nicht daran, dass die Cremes und Lotionen nicht wirken. Vermutet werden vielmehr zwei Gründe: „Zum einen setzen sich Menschen, die Sonnenschutz benutzen, eher der Sonne aus“, sagt Volkmer. „Zum anderen cremen sich die Menschen nicht richtig ein.“ Im Labor wird der Lichtschutzfaktor (LSF) nämlich getestet, indem zwei Microliter pro Quadratzentimeter aufgetragen werden. Das Ergebnis ist ein gleichmäßiger fettiger Film auf der Haut: „Das macht niemand“, sagt Volkmer. Dermatologen empfehlen daher zuerst einen textilen Sonnenschutz – sprich Hut und TShirt – und die Verwendung von Lotionen zusätzlich an den unbedeckten Flächen.

Auch Christiane Nientimp von der Stiftung Warentest sagt, „man sollte sich nicht nur auf die Sonnenschutzmittel verlassen, sondern insgesamt einen vernünftigen Umgang mit der Sonne pflegen.“ Acht Lotionen hat die Stiftung Warentest geprüft. Ausgewählt wurden Produkte mit einem Lichtschutzfaktor von zwölf oder 15. Für Menschen mit normal empfindlicher Haut bieten diese Mittel ausreichenden Schutz. 90 Prozent der aggressiven Strahlen werden herausgefiltert. Viel mehr schafft auch LSF 20 nicht: Hier lässt der Filter rund 95 Prozent der Strahlung nicht durch. Für Menschen mit besonders empfindlicher Haut kann dieser Unterschied jedoch entscheidend sein.

Es gibt zwei Arten von Lichtschutzfiltern: Chemische Filter bilden einen Schutzfilm auf der Haut, sie absorbieren das Licht und wandeln es in Wärme um. Physikalische Filter dagegen bilden eine Schicht winzig kleiner Metallteilchen, die das Licht streuen und reflektieren. Physikalische oder auch anorganische Filter wie Titandioxid oder Zinkoxid gelten als besonders hautfreundlich. „Nach meiner Erfahrung ist es jedoch schwierig, mit rein physikalischen Filtern einen vernünftigen Schutz zu erreichen“, sagt Nientimp von der Stiftung Warentest. „Produkte mit rein physikalischem Filter fallen beim Lichtschutzfaktortest eher durch. Das heißt nicht, dass sie nicht schützen, sondern dass es schwieriger ist, einen hohen Schutzfaktor zu erreichen.“

Der Sonnenschutz muss übrigens nicht – wie von der Industrie früher empfohlen – schon 20 oder 30 Minuten vor dem Sonnenbad aufgetragen werden. „Der Sonnenschutz wirkt sofort“, sagt Nientimp. Dennoch rät sie, sich vor dem Gang zum Strand einzureiben, damit die Haut nicht bereits gerötet ist, wenn man dort ankommt.

Tadellos geschützt und gepflegt ist man nach dem Urteil von Warentest schon mit den preiswertesten Lotionen im Test: mit dem Testsieger Alando Sun Sonnenmilch von Drospa/Ihr Platz, die 1,30 Euro pro 100 Milliliter kostet, sowie mit der Sundance Sonnenmilch für einen Euro, angeboten von dm und Budnikowsky. Auch die „guten“ Lotionen von Delial und Biotherm pflegen laut Warentest „optimal“, sind aber deutlich teurer.

Durchgefallen mit dem Qualitätsurteil „mangelhaft“ ist nur eine Lotion, die Shiseido Sun Protection, die mit 16,70 Euro für 100 Milliliter auch die teuerste im Test war. Grund für das schlechte Abschneiden: Sie unterschritt den deklarierten Schutzfaktor um mehr als 20 Prozent. Statt des versprochenen Faktors von 15 wies sie im Durchschnitt nur elf auf. „Mit dem geringeren Schutz droht ein Sonnenbrand deutlich schneller als erwartet“, sagen die Tester.

Bei Shiseido wird nun geprüft, wie es dazu kommen konnte. Der auf den Produkten angegebene LSF-Wert „wird durch wissenschaftliche Tests bewiesen“, teilte Shiseido auf Anfrage des Tagesspiegels mit. „Der Konsument kann den Shiseido Produkten vertrauen.“ Die LSF-Messung und -Bewertung sei von zwei unterschiedlichen, klinisch unabhängigen Laboratorien in den USA und Frankreich durchgeführt worden. „Da Shiseido nicht über die Testmethode von ,Stiftung Warentest’ informiert ist, ist Shiseido nicht in der Lage, diese zu kommentieren“, heißt es weiter.

Im Internet:

www.test.de

www.unserehaut.de

www.sonnenregeln.de

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