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Wirtschaft: Im Netz der Banken

Online-Banking wird immer beliebter – preiswerter sind elektronische Konten oft nur auf den ersten Blick

Jeder dritte Deutsche hat ein elektronisches Bankkonto. Rund 35 Millionen Online-Konten gibt es bereits in Deutschland. Doch die Banken geben sich damit nicht zufrieden. Am liebsten wäre es ihnen, wenn alle Kunden sich für das Homebanking im Internet entscheiden könnten. Denn: Die Geldinstitute sparen viel Geld, vor allem Personalkosten. Entsprechen aggressiv werden deshalb Kunden umworben – oder mit steigenden Kosten im Filialgeschäft ins Internet abgedrängt.

„Online-Konten sind einfach günstiger“, sagt Stefanie Pallasch von der Zeitschrift „Finanztest“. „Der Kunde macht eben alles selbst: Überweisungen eintippen, Daueraufträge ändern.“ Um die Kosten transparent zu machen, vergleicht „Finanztest“ einmal im Jahr Online-Konten. Für ein Musterkonto werden die Kosten pro Jahr berechnet. Dabei kommt es zu erheblichen Unterschieden: Von null Euro bei verschiedenen Sparda-Banken und dem Online-Konto der Deutschen Kreditbank bis zu 150 Euro für ein reguläres Konto bei der Citibank.

Der persönliche Kontakt zum Bankmitarbeiter am Schalter hat seinen Preis. Die monatlichen Gebühren für ein reguläres Girokonto bei einer Filialbank sind oft erheblich höher als die für ein Online-Konto. So verlangt die Deutsche Bank für das Girokonto 6,99 Euro im Monat, für ein Online-Konto hingegen nur 3,99 Euro. Bei der Berliner Sparkasse zahlt man sieben Euro für ein herkömmliches Girokonto, 3,50 Euro für ein Direktkonto. Teuer kann es für Kunden auch werden, wenn sie ein Online-Konto haben, aber trotzdem mit einem Überweisungsbeleg in einer Filiale auftauchen. „Finanztest“ hat Beträge von 25 Cent bis 2,50 Euro je nach Kontenmodell und Anbieter festgestellt.

Bei der Berliner Volksbank muss man zum Beispiel für ein Girokonto mit fünf Euro Gebühr rechnen, ein Online-Konto ist umsonst. Wer trotzdem eine Überweisung auf Papier einreicht, muss satte 1,53 Euro bezahlen. Die Deutsche Bank will für eine Überweisung in der Filiale von den Online-Kunden 1,50 Euro haben, von allen anderen 75 Cent.

Echte Gratiskonten sind selten. Das günstigste Angebot hat „Finanztest“ bei der Deutschen Kreditbank gefunden: Kontoführung, Buchungen mit Beleg, Maestro- und Kreditkarte – alles umsonst. Geldautomaten liefern gebührenfrei Bargeld mit der Kreditkarte, mit der EC-Karte werden die Fremdgebühren in Rechnung gestellt. Das Kreditbank-Konto ist aber ein reines Online-Konto, die Kontoführung übernimmt der Kunde per PC. Eine weitere Einschränkung: Die Kreditkarte ist Pflicht. Neukunden müssen sich deshalb einer strengen Bonitätsprüfung unterziehen. Auch bei anderen Anbietern sind gebührenfreie Konten oft nur unter Vorbehalt zu bekommen. Die Postbank verlangt einen monatlichen Geldeingang von 1250 Euro. Wer so viel nicht erreicht, muss die monatlichen Gebühren von 5,90 Euro bezahlen. Bei der Hypo-Vereinsbank entfallen die Kontoführungsgebühren erst ab einem Guthaben von durchschnittlich 1500 Euro pro Quartal.

Postbank-Kunden müssen zudem seit mehr als einem Jahr auf einen besonderen Service verzichten: Girobriefe, mit denen man früher unbegrenzt portofrei Überweisungen und andere Unterlagen an die Bank schicken konnte, gibt es nur noch einmal im Jahr ohne Gebühr im Bündel à zwölf Umschläge. Bei jedem weiteren Brief muss der Kunde das Porto bezahlen. Ein Postbank-Sprecher: „Dieser Service wurde nicht mehr so nachgefragt.“ Von den 4,4 Millionen Girokonten bei der Postbank wurden Ende Oktober vergangenen Jahres 2,4 Millionen online geführt – Ende 2003 waren es 500000 weniger.

„Online-Kunden bekommen auch günstiger Ratenkredite“, sagt Thomas Dambier von „Finanztest“. Beim aktuellen Kreditkostenvergleich liegen Online-Anbieter vor den Instituten, die Kredite am Schalter verkaufen. Bei der Postbank etwa kostet ein Kredit in der Filiale durchschnittlich zwei Prozentpunkte mehr.

Verbraucherschützer raten Bankkunden, die mehr als 60 Euro im Jahr für ihr Girokonto ausgeben, scharf nachzurechnen. Online-Konten haben auf den ersten Blick zwar einen Gebührenvorteil. Beim Vergleich sollte man sich aber nicht nur auf Grundgebühren und eventuelle Zusatzgebühren für Standardgeschäfte stützen. Beachtet werden sollten auch die Kosten für die EC-Karte, Kreditkarten und die Kosten, die für eine Bargeldabholung an einem nicht zum eigenen Institut gehörenden Automaten anfallen. Denn bis zu 7,50 Euro können vom Barbetrag abgezogen werden. Ein Wechsel zu einem billigen Anbieter lohnt nur dann, wenn man nicht viel unterwegs ist und sich das Bargeld immer am Automaten um die Ecke zieht.

Susanne Schmitt

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