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Kaufen oder nicht: Der Wert stimmt nie und nimmer

Was sagt schon das Gewicht? Muskeln wiegen mehr als Fett, sehen aber besser aus. Trotzdem möchte man ganz genau wissen, wie viele Kilos man mit sich herumschleppt. Miriam Schröder testet eine Personenwaage.

Ich habe Freundinnen, die sagen: „Ich brauche keine Waage. Ich sehe im Spiegel, ob ich zugenommen habe, und die Hauptsache ist doch, dass man sich wohlfühlt.“ Ich bin da anders. Ich denke: Spiegel können lügen, Gefühle können täuschen, aber eine Waage, die sagt einem immer ehrlich, wie es ist.

So ganz sicher bin ich mir da bei meiner herkömmlichen Waage aber auch nicht. Es fängt damit an, dass man den Zeiger nie auf null stellen kann. Jeden Morgen muss ich mich entscheiden, ob ich mich ein bisschen dicker oder ein bisschen dünner mogeln will. Und überhaupt: Was sagt schon das Gewicht? Muskeln wiegen mehr als Fett, sehen aber besser aus. Und Knochen machen ja angeblich auch viel aus.

Um Gewissheit zu haben, teste ich die Diagnose-Waage der Firma Beurer. Sie kostet 149 Euro (unverbindliche Preisempfehlung). Dafür bekommt man sechs Batterien, vier Hand- und vier Fußelektroden. Die Messung erfolgt über die „Bioelektrische Impedanz-Analyse“. Das ist genauso kompliziert, wie es klingt. 18 Seiten umfasst die Gebrauchsanweisung.

Als ich alles gelesen und meine persönlichen Daten eingegeben habe, umfasse ich die Elektroden mit beiden Händen und steige mit den Füßen auf die Waage. Die zeigt 54 Kilogramm an. Zuerst freue ich mich riesig. Dann werde ich misstrauisch: Ich bin 1,75 groß, wenn das stimmt, hätten sie mich längst für eine Talkshow mit dem Titel: „Hilfe, ich habe Bulimie“ gecastet. Dann aber sehe ich: Die Waage hat nur meinen Oberkörper gemessen.

Das kann laut Anleitung passieren, wenn die Füße zu trocken sind oder zu viel Hornhaut haben. Dann leiten die Elektroden nicht so gut. Ich halte meine Füße in die Badewanne und versuche es noch mal. Jetzt wiege ich fast 110 Kilo. 44 Prozent davon sind Fett. Für mein Alter ist das viel zu viel, sagt die Anleitung überflüssigerweise. 36 Prozent Wasser (zu wenig), 28 Prozent Muskeln (zu wenig). Mit schweren Knochen kann ich mich auch nicht rausreden: Die wiegen nur 15 Kilo.

Abends treffe ich M. Der schaut mir in die Augen. Der Blick sagt: Schön. Vielleicht werfe ich die Waage raus und höre doch auf mein Gefühl, nicht aufs Gewicht. Und kümmere mich stattdessen um die Hornhaut.

DAS TESTURTEIL: Ein Punkt von zehn möglichen Punkten.

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