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Kinderhandy

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Kinder-Handy: Nichts für Große

Kaufen oder nicht: Heike Jahberg und Ursula Weidenfeld testen ein Kinder-Handy.

Es war nicht leicht, jemanden zu finden, der das Kinder-Handy Kandy-Mobile testen wollte. Ältere Kinder oder auch jüngere Kinder mit älteren Geschwistern wollten partout nicht. Bei jüngeren Kindern ohne Geschwister wollten die Eltern nicht.

Wenn Klassenkameraden mit ihren Handys Filme drehen, coole Fotos machen und im Internet surfen können, steht man als Mitglied der Kernzielgruppe (sechs bis zehn Jahre) fürs Kinder-Handy mit dem Kandy-Mobile ziemlich dumm da. Dass mit dem Ding etwas nicht stimmt, merkt man schon an der fehlenden Tastatur und an der fehlenden Kamera, die fast alle anderen Handys inzwischen haben. Der User als Loser? Das schreckt nicht nur Zehnjährige, sondern auch deren jüngere Geschwister. Keine Chance, einen Test mit dem „Baby-Handy“ zu machen. Niente.

Das war die Stunde von Miriam (fünf Jahre alt). Es stört sie kein bisschen, dass sie nur zwei Nummern anrufen darf (Kandy lässt sich von den Eltern für alles sperren, was teuer, schädlich oder möglicherweise beides ist). Das Handy ist extrem strahlungsarm, niemand kann damit Schindluder treiben, es hat weder Bluetooth, Internet noch anderen Schnickschnack. Dafür aber niedliche Spiele, eine (zensurbedürftige) Musikauswahl – und den Elternbereich. Darin kann man monatliche Limits für Telefon und SMS festlegen. Es gibt zwei kostenlose Festnetznummern, die das Kind auch nach Ausschöpfen des Limits noch anrufen kann. Nur im passwortgeschützten Elternbereich können neue Inhalte aufs Handy geladen werden. Und nur hier gibt es die Möglichkeit, das Kind zu orten.

Allerdings sollte niemand annehmen, dass dieses Extra wie versprochen zur Beruhigung der Eltern beiträgt. Tut es nicht. Bei der ersten Ortung, abends um 22.15 Uhr, trieb sich das Kind laut Handy an der 500 Meter von zu Hause entfernten Shell-Tankstelle herum. Mit fünf! In heller Aufregung wird der Babysitter angerufen. Der, ungläubig-entsetzt, rast ins Kinderzimmer, guckt nach. Das Kind liegt im Bett und schnarcht. Natürlich. Geortet wird nur annäherungsweise, steht in der Gebrauchsanweisung, gemeint ist damit offenbar das Gebiet eines größeren Eifeldorfs.

Das fünfjährige Kind will das Handy nun behalten. Unbedingt. Nur: wozu? Seine Freunde haben (zu Recht) keins. Außerdem haben die Eltern schon ein Weihnachtsgeschenk. Eine hübsche neue Puppe.

Sie haben keine Puppe mehr im Geschäft bekommen? Und Ihr Kind ist auch jünger als sechs Jahre alt? Springen Sie über Ihren Schatten. Kaufen Sie noch schnell Kandy (knapp 50 Euro, monatlich – nach drei Flatrate-Monaten – 12,90 Euro plus Kosten fürs Telefonieren). Ihr Kind wird Sie lieben. Die puppenkaufenden Eltern seiner Freunde werden Sie hassen.

Das Testurteil:

Für ältere Kinder: 1 von 10 Punkten Für jüngere Kinder: 9 von 10 Punkten

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