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Mehr Netto: Umsteigen und sparen

Autofahren wird immer teurer. Wer mit Bahn und Bus unterwegs ist, kommt oft billiger ans Ziel. Wie sehen die Sparmöglichkeiten aus?

Mobilität hat ihren Preis, und der steigt und steigt. Das merkt jeder Autofahrer, wenn er zur Tankstelle fährt. Benzin und Diesel sind seit dem Jahr 2000 um über ein Drittel teurer geworden, aber auch öffentliche Verkehrsmittel haben sich im Schnitt um 24 Prozent verteuert. Wer ein Auto kaufen will, muss heute rund zehn Prozent mehr ausgeben als noch vor acht Jahren. Viele gute Gründe also, nach Sparmöglichkeiten zu suchen. Wir haben den Verkehrsclub Deutschland (VCD) gebeten, unsere drei Tagesspiegel-Leserhaushalte genauer unter die Lupe zu nehmen. Fazit: „Für alle sind Bus und Bahn die günstigere Alternative“, sagt VCD-Experte Daniel Kluge.

WAS KOSTET DAS AUTO?

Mit den Tipps des Experten kann auch jeder Leser selbst ausrechnen, wie er am günstigsten fährt. Zuerst muss geklärt werden, wie viel Geld das Auto im Jahr tatsächlich verschlingt. Also Rechnungen für Inspektionen, Reifen und Reparaturen aufheben, auf dem Kontoauszug nachsehen, was Steuer und Versicherung kosten und den jährlichen Spritverbrauch ausrechnen. Nicht vergessen: den Wertverlust des Neuwagens. Den ermittelt man am Schnellsten im Internet unter www.schwacke.de oder www.autobudget.de. Von den Gesamtkosten gegebenenfalls noch die Steuererstattung durch die Pendlerpauschale abziehen. Bei Familie Kron kommen so für die Opel Astra und Zafira Gesamtkosten von 7900 Euro im Jahr zusammen.

WAS KOSTEN BUS UND BAHN?

Der nächste Schritt: Den Kosten, die mit dem Auto verbunden sind, muss man die Ausgaben gegenüberstellen, die bei einem Leben ohne eigenes Auto anfallen. Da wären die Jahreskarte für den Nahverkehr (VBB), Bahncard und Bahnreisen, gelegentliche Taxi- und Mietwagenfahrten und natürlich Verschleiß- und Reparaturkosten am Fahrrad. Bei seinen Vergleichsrechnungen hat VCD-Experte Kluge pro Jahr vier bis sechs längere Bahnfahrten pro Erwachsenen unterstellt. Dafür hat er jährliche Ticketkosten von 600 Euro pro Person angenommen plus 55 Euro für die Bahncard 25. Bei seinen Berechnungen ist Kluge davon ausgegangen, dass ein Fünftel der mit dem Auto gefahrenen Kilometer Fernreisen sind, die alternativ mit der Bahn zurückgelegt werden müssten. Für Anschaffung, Reparaturkosten, Verschleiß oder Ersatzteile für das Fahrrad hat Kluge pro Person 250 Euro im Jahr veranschlagt, für Taxifahrten und Mietwagen zwischen 400 und 500 Euro pro Person.

WAS IST BILLIGER?

Unsere Beispielfamilie Kron käme nach den Berechnungen des VCD auf Ausgaben von 4175 Euro im Jahr für die öffentlichen Verkehrsmittel und ihre Räder. Gegenüber den beiden Autos wäre das eine Ersparnis von 3700 Euro im Jahr. Doch trotz dieser stolzen Summe wird sich die Familie wohl nicht von ihrem Astra und Zafira trennen. Dafür ist das Bahn- und Busnetz im Brandenburgischen zu löchrig. Auch bei Familie Casper, die sich neben dem Auto drei Motorräder leistet, ist das Sparpotenzial beträchtlich (2784 Euro). Und selbst Franziska Dill, die ein kleines, relativ sparsames Auto fährt, würde mit öffentlichen Verkehrsmitteln noch 520 Euro einsparen. „Der Verzicht auf das Auto ist trotzdem für die meisten keine Alternative. Entweder aus Bequemlichkeit, oder weil sie ihre Wege nur mit dem Auto erledigen können“, weiß Kluge. Auch der jüngste Streik bei der BVG dürfte die Bereitschaft, vom Auto umzusteigen, eher gedämpft haben.

WIE KÖNNEN AUTOFAHRER SPAREN?

Wer sein Auto behalten, aber trotzdem sparen will, sollte versuchen, spritsparend zu fahren, kurze Wege zu Fuß zurückzulegen und Fahrgemeinschaften zu bilden. Außerdem kann man prüfen, ob sich eine Umrüstung auf Erd- oder Flüssiggas auszahlt, empfiehlt Kluge: „Als Faustformel gilt, dass sich die Kraftstoffkosten durch einen Umstieg auf Gas halbieren.“ Bei Umrüstungskosten zwischen 2000 und 3000 Euro kann sich die Investition für Vielfahrer schon nach zwei Jahren rentieren. Allerdings ist das Tankstellennetz noch sehr lückenhaft. Flüssiggas gibt es bundesweit an 3600 Zapfsäulen, davon rund 50 in Berlin, Erdgas an 780 Tankstellen, ein gutes Dutzend in Berlin.

WELCHES TICKET IST DAS RICHTIGE?

Wer vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen will, muss die richtige Fahrkarte wählen: 174 Euro kann sparen, wer seine Monatskarten für den Tarifbereich AB im Abo bestellt und nicht jeden Monat einzeln kauft. Noch mal 20 Euro billiger geht es für alle, die das Abo nicht gestückelt zahlen, sondern jährlich abbuchen lassen. Auch beim Schulweg kann gespart werden: Haben der Bruder oder die Schwester ein Ticket abonniert, gibt es das Geschwisterticket für 160 statt 260 Euro. Bei Familienausflügen am besten ein Gruppenticket ziehen: Fünf Personen zahlen gemeinsam 15,90 Euro (AB), eine einzelne Tageskarte würde 6,10 Euro kosten. Für Gelegenheitsfahrer und Berlin-Besucher attraktiv: das Vier-Fahrten-Ticket, das jetzt wieder eingeführt wurde.

Johannes Pennekamp

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