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Wirtschaft: Mit gezieltem Schuss

Neun von zehn Diabetikern nutzen Insulinpens. Doch einige der Stifte haben ihre Tücken

Der teuerste Helfer schnitt am schlechtesten ab. Neun von zehn Diabetikern nutzen Insulinpens. Doch einige der Stifte haben ihre Tücken

Auf den ersten Blick sehen sie aus wie dicke, bunte Kugelschreiber. Doch bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass diese Stifte mehr können. Die meisten tragen Dosierrädchen, einige Digitalanzeigen. Und beschriftet sind sie mit Namen, die man sonst nur aus der Apotheke kennt.

Für Diabetiker – und das sind immerhin rund sechs Millionen Menschen in Deutschland – können diese Stifte lebenswichtig sein. Die Insulinpens („Pen“ steht für Stift) helfen ihnen, sich regelmäßig mit Insulin (siehe Kasten) zu versorgen und damit ihren Blutzuckerspiegel zu regulieren. Bei neun von zehn insulinpflichtigen Diabetikern ersetzen sie inzwischen die Spritze. „Die Pens sind einfacher in der Handhabung und genauer in der Dosierung als Spritzen“, sagt Martina Gehrenbeck-Brückner, Inhaberin der Praxis für Diabetologie am Klinikum Nürnberg-Nord.

Die Stiftung Warentest hat für ihr jüngstes Heft 21 Insulinpens von 60 Diabetikern verschiedenen Alters testen lassen. Die Testpersonen sollten ausprobieren, wie gut die Pens zu handhaben sind (wie leicht man zum Beispiel die Nadel wechseln kann), wie genau man sie dosieren kann, ob die Gebrauchsanleitung so verfasst ist, dass sie verständlich ist, und wie gut der Kundenservice funktioniert.

Da nicht jeder Pen für jeden Diabetiker gleich gut geeignet ist, wurden zudem unterschiedliche Arten von Pens getestet. 15 der 21 waren dank Wechselkartuschen wieder auffüllbar. Getestet wurden auch sechs Fertigpens mit fest eingebauter Patrone. Ist sie leer, wandern die Pens in den Müll. „Einmal-Pens sind besser für Patienten geeignet, deren Motorik etwa nach einem Schlaganfall eingeschränkt ist, weil das Wechseln der Kartusche entfällt“, sagt Diabetologin Gehrenbeck-Brückner.

Die meisten Insulinpens ließen sich im Test gut bedienen, bei einigen Modellen taten sich die Anwender allerdings mit bestimmten Besonderheiten in der Anwendung schwer. Bei keinem Gerät gab es Probleme mit der Dosiergenauigkeit, nur das Einstellen der richtigen Dosis am Rädchen machte einigen Patienten zu schaffen. Probleme hatten viele Diabetiker mit Seh- und Motorikeinschränkungen – eine häufige Folge der Zuckerkrankheit – ausgerechnet mit dem teuersten Pen (Diapen 3.1.): Mehr als jeder zweite stellte eine falsche Dosis ein. Der Diapen gehörte insgesamt zu den am schlechtesten bewerten Insulinstiften im Test.

Jugendliche und Erwachsene kamen mit den wiederauffüllbaren HumaPens Luxura und Ergo und den Fertigpens InnoLet und Flexpen insgesamt am besten zurecht. Personen mit körperlichen Einschränkungen bevorzugten den NovoPen 3 und NovoPen Junior.

Die Kosten für die Helfer interessieren übrigens weniger Patienten als die Krankenkassen, wenn überhaupt. „Die Pens wurden von den Insulin-Herstellern oft gratis abgegeben“, sagt Diabetologin Gehrenbeck-Brückner. Einige Anbieter hätten aber angekündigt, dies zukünftig zu ändern. Allerdings würden die Kosten auch von den Kassen meist anstandslos erstattet, sagt die Ärztin, einschließlich der dafür nötigen Schulungen.

Für Nachfragen bieten die Hersteller Telefonhotlines an (siehe Grafik). Bis auf eine Ausnahme (Diapen) waren die Tester mit dem Ergebnis ziemlich zufrieden.

Die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist eine Stoffwechselkrankheit . Folge ist eine chronische Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Diabetes entsteht, weil die Produktion von Insulin in der Bauchspeicheldrüse gestört ist und der Körper daher entweder kein Insulin mehr produziert ( Typ 1 Diabetes) oder das Insulin an seinem Zielort, den Zellmembranen, nicht richtig wirken kann ( Typ 2 Diabetes). Insulin ist ein Hormon, das den Zuckerabbau regelt. Bleibt die Krankheit unbehandelt, ist ständig zu viel Zucker im Blut. Dadurch werden Blutgefäße und Nervenzellen geschädigt, das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen wächst. Tsp

Maren Peters

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