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Wirtschaft: Mit Sicherheit gegen Einbrecher

Konzerne versichern wertvollen Hausrat oft nur gegen Auflagen / Wer freiwillig nachrüstet, kann sogar Geld sparen

Das Fenster aufgebrochen, die Wohnung durchwühlt, der Schmuck gestohlen – ein Albtraum für Eigenheimbesitzer und Mieter. Wer sich gegen Einbruch und Verlust schützen will, sollte seine Wohnung nicht nur gut sichern sondern auch richtig versichern. Häufig hängt beides zusammen, denn die Versicherung kann bestimmte Schutzmaßnahmen verlangen. „Wenn Sie wertvolle Gegenstände wie Gemälde im Haus haben, macht der Versicherer einen Rundgang und sagt, was nachgerüstet werden muss“, erklärt Stephan Schweda vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Das können zusätzliche Schlösser für Fenster und Türen, Gitter oder sogar Alarmanlagen sein.

Auch finanziell muss manchmal nachgerüstet werden – in den Klauseln der Hausratversicherung sind Obergrenzen für Wertsachen wie Schmuck, Teppiche oder Bargeld festgelegt. Was wertvoller ist, muss extra versichert werden. Wer seinen Hausrat versichern will, kann die Versicherungssumme selbst festlegen. Er läuft dabei aber Gefahr, im Fall eines Einbruchs unterversichert zu sein, wenn der Wert des Hausrats über die Jahre gewachsen ist. Die Versicherer empfehlen ein Pauschal-Modell, bei dem eine Versicherungssumme von 650 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche zu Grunde gelegt wird. „Damit vermeidet man unterversichert zu sein“, sagt Schweda. Gabriele Francke von der Verbraucherzentrale Berlin empfiehlt dieses Modell nur für Haushalte, deren Inventar wirklich wächst. „Für die Studentenwohnung lohnt sich das nicht.“

Die Prämienhöhe hängt von der Versicherungssumme, aber auch maßgeblich von der Sicherheitslage ab. Entscheidend ist zunächst der Wohnort. Wer in Hamburg lebt, muss – je nach Anbieter – etwa doppelt so viel zahlen wie Bewohner eines bayerischen Dorfs. „Wir haben Deutschland in vier Zonen eingeteilt – von ungefährlich bis gefährlich“, sagt Christian Weishuber von der Allianz. Berlin gehört dabei zur Gruppe drei – der zweitgefährlichsten.

Besonderen Schutz gegen Einbruch müssen Versicherte nur bei besonders hohen Versicherungssummen installieren. Ansonsten gelten einige Mindestvoraussetzungen. „Wenn Sicherheitstechnik da ist, soll sie auch genutzt werden“, sagt Schweda. Das heißt, wer das Fenster gekippt lässt oder die Tür nicht abschließt, der bekommt Ärger mit seiner Versicherung. Auch ein marodes Türschloss, das nicht mehr richtig schließt, kann zum Problem werden. Der Einbau von Sicherheitstechnik lohnt sich häufig auch finanziell. „Wer seine Fenster und Türen gut gesichert hat, kann oft günstigere Prämien heraushandeln“, rät Verbraucherschützerin Francke. Bei der Hamburg-Mannheimer spart man so etwa zehn Prozent. Allerdings bieten nicht alle Versicherer einen Rabatt an.

Dass es unter den Produkten große Preis- und Qualitätsunterschiede gibt, zeigt die Untersuchung der Stiftung Warentest (siehe Kasten). Um gute von schlechten Sicherungen zu unterscheiden, helfen auch Zertifikate, etwa von der VdS Schadenverhütung, die im Auftrag der Versicherer prüft. Auch beim Auftrag für den Einbau sollte man wählerisch sein. In der Branche gibt es viele unseriöse Anbieter, die horrende Preise verlangen. „Der Kunde merkt erst nach dem Einbruch, ob die Montage was getaugt hat oder nicht“, sagt Paulus Vorderwülbecke von der VdS. Die führt eine Liste mit geprüften Firmen (www.vds.de). Aus Berlin ist dort nur eine Firma vertreten: Werner Sicherheitstechnik.

Auch die meisten Landeskriminalämter veröffentlichen Listen mit seriösen Betrieben. Berlin hat eine solche Liste noch nicht und wird sie wohl frühestens im nächsten Jahr einführen. „Es wird eine bundesweite Vereinheitlichung geben“, sagt Jens-Oliver Heuer vom Programm Polizeiliche Kriminalprävention (ProPK) in Berlin. „Wir können uns dem nicht entziehen.“ Schon jetzt können sich die Bürger bei der Beratungsstelle der Kriminalpolizei über geeignete Firmen und den Einbau von Sicherheitstechnik informieren. „Wir raten, drei Kostenvoranschläge von verschiedenen Betrieben einzuholen“, sagt Heuer. So könne man schwarze Schafe am besten erkennen.

Die Aufrüstung durch Sicherheitstechnik zeigt offenbar bereits Wirkung. „In den vergangenen fünf Jahren sind die Einbruchzahlen in Berlin stetig gesunken“, sagt Heuer. „Im letzten Jahr gab es nur knapp über 6000 Taten bei Einfamilienhäusern und Wohnungen.“ 2003 seien es noch fast 7000 gewesen. Die gescheiterten Einbruchversuche seien dagegen gestiegen. „Die Täter scheitern immer mehr an der Sicherheitstechnik“, erklärt Heuer die Entwicklung. „Die wollen klauen und nicht arbeiten.“ Und selbst einfache Technik bereite den Einbrechern nun mal große Mühe.

Beratungsstelle der Kriminalpolizei Berlin: Otto-Braun-Straße 27, 10178 Berlin, Telefon: 030-4664-973466

Stefan Kaiser

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