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Wirtschaft: Nicht nur virtuell

Online-Banken wollen mehr sein als elektronische Dienstleister: In eigenen Filialen beraten sie ihre Kunden jetzt auch persönlich

Geldanlagen sind kompliziert – und längst nicht mehr ein Luxus-Problem nur für Reiche. Wer sich als Normalverdiener aber zum Beispiel mit seiner Altersvorsorge beschäftigt, verliert schnell den Überblick. Doch was tun, wenn man sein Depot bei einer Online-Bank hat, die keine persönliche Beratung anbietet?

Einige Internet-Banken haben auf die wachsende Nachfrage reagiert. Zusätzlich zu den Analyse-Werkzeugen und Datenbanken im Internet sowie der Möglichkeit zur telefonischen Beratung bieten Comdirect, DAB-Bank und Cortal Consors jetzt mehr: die persönliche Beratung in einer Filiale. Anders als die Online-Ableger der Filialbanken – etwa S-Broker der Sparkassen oder Maxblue von der Deutschen Bank – konnten die reinen Internet-Broker bisher nicht auf ein ausgebautes Filialnetz zurückgreifen.

Am weitesten vorgewagt hat sich die Comdirect -Bank. Der Online-Broker der Commerzbank hat mit der eigens gegründeten Tochterfirma Comdirect Private Finance bereits 13 Geschäftsstellen in zehn größeren Städten eröffnet – davon jeweils zwei in Berlin, Hamburg und München. „Das Wort Filialen hören wir nicht so gerne“, sagt Comdirect-Sprecher Johannes Friedemann. „Wir sind nach wie vor eine Direktbank. Unsere Kunden wollen aber lieber nicht in ihrem Wohnzimmer, sondern an einem neutralen Ort über Geldangelegenheiten reden. Wir setzen deshalb keine mobilen Berater ein.“

Wer sich auf ein Gespräch einlässt, den erwartet zunächst eine Analyse seiner persönlichen Vermögenssituation. Darauf stützen sich dann Empfehlungen. Dabei wird alles durchleuchtet: Versicherungen, Immobilien, Altersvorsorge, Vermögensanlage. „Unsere Berater arbeiten bankunabhängig“, betont Friedemann. „Es werden nicht nur Commerzbank-Produkte angeboten.“ Von den Preisvorteilen der Online-Bank kann der Kunde weiterhin profitieren. Die Beratung kostet nichts extra, Rabatte und Gebühren gelten für ihn genauso wie für den reinen Online-Kunden. Mit dem Zulauf ist die Comdirect zufrieden. Bis September dieses Jahres haben über 6000 Kunden den Service in Anspruch genommen. Im kommenden Jahr sollen es 17000 in dann rund 20 Geschäftsstellen werden.

Der Nürnberger Online-Broker Cortal Consors setzt auf „mobile“ Berater. Rund 60 sind im Einsatz, der Service soll ausgebaut werden. „Es handelt sich nicht um freie Versicherungsmakler, sondern um Finanzberater, die nur für uns arbeiten“, sagt Sprecher Dirk Althoff. „Die Berater sollten mindestens zehn Jahre einschlägige Berufserfahrung haben.“ Der Weg zu einem der Anlageberater von Cortal Consors führt über die Website, wo ein Termin vereinbart werden kann. Dann kommt der Berater nach Hause. Auch hier verspricht die Bank zunächst eine Analyse der Situation des Kunden, dann erst gibt es Empfehlungen zur Optimierung des Vermögensaufbaus. Über den Berater kann man auch Versicherungen erwerben oder Baufinanzierungen abwickeln. „Unsere Berater nutzen unabhängige Plattformen wie etwa Interhyp für Hypotheken-Darlehen“, sagt Althoff. Auch bei Consors ist die Beratung gratis.

Bei der DAB-Bank hat man sich einen anderen Weg überlegt. Beratung suchende Kunden werden an Partner verwiesen. Für die Finanzplanung ist das die Firma Plansecur aus Kassel, für die Vermögensberatung findet sich der Kunde bei SRQ, einer Firma, die in Hannover und Berlin ihren Sitz hat, wieder. „Wir wollten schnell eine kompetente Beratung anbieten“, sagt DAB-Sprecher Markus Kiefer. „Das hätten wir alleine nicht gekonnt.“ Unabhängig soll die Beratung auch bei der DAB sein. „Es werden nicht nur Produkte unserer Mutter Hypo-Vereinsbank angeboten“, betont Kiefer. Die DAB habe 6000 Fonds im Angebot, auf die die Kunden zugreifen können.

Achten sollte der Kunde darauf, wie sorgfältig der Berater der Online-Bank die persönliche finanzielle Lage begutachtet, denn damit steht und fällt die Anlagestrategie und die entsprechende Empfehlung. Wirklich unabhängige Berater werden auch verschiedene Alternativen zur Auswahl stellen. Auch wenn die Beratung für die Kunden kostenlos ist, sein Geld verdient der Berater am Ende mit den Provisionen aus dem Verkauf entsprechender Produkte, etwa von Versicherungen.

Susanne Schmitt

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