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Wirtschaft: Nur schön zum Anschauen

Münzen, Gold und Papieraktien – Experten warnen vor dem Kauf von edlen Weihnachtsgeschenken

Es ist einige Jahre her, dass sich ein „Deutscher Ideen Verband“ zu einer steilen Empfehlung hinreißen ließ. Vor dem Weihnachtsfest wurde das Verschenken von Aktien zur „Geschenk-Idee des Jahres 1997“ gekürt. Finanzexperten können darüber heute nur lachen. „Wer seinen Enkeln zu Weihnachten Geld geben will, sollte auch wirklich Geld schenken – dafür wurde es schließlich erfunden“, sagt Stephan Kühnlenz von der Stiftung Warentest.

Aktien, Münzen oder Goldbarren. Wer zum Fest statt bunter Socken oder feiner Hemden lieber geldwerte Dinge verschenken will, muss vor allem eines sein – vorsichtig und informiert. „Münzen oder Diamanten sehen unter dem Weihnachtsbaum toll aus“, sagt Peter Lischke von der Berliner Verbraucherzentrale. „Aber sie verlieren oft schneller an Wert, als einem lieb ist.“ Lischke rät deshalb, sich schlau zu machen, zum Beispiel, wie viele Münzen hergestellt wurden und ob es eventuell weitere, ähnliche Sondermünzen gibt, die den Preis drücken könnten. Fußballmünzen etwa werden derzeit en masse im Fernsehen und in Magazinen angeboten. Der Weltverband Fifa hat anlässlich seines 100-jährigen Bestehens eine Münzreihe für 345 Euro auf den Markt gebracht. Stückzahl: Beachtliche 15 000. Weil allerdings die Fußball-WM 2006 ansteht, kommen in diesen Wochen noch mehr teure und ähnliche Münzen in großer Stückzahl auf den Markt. Selbst in 20 Jahren wird es weltweit noch so viele Münzen geben, dass ein Verkauf schwierig wäre. „Münzen sind in erster Linie schön für Sammler“, sagt Lischke. „Aber selten geeignet als Wertanlage.“

Der Kunde muss eines ganz genau wissen: Was soll der Beschenkte mit dem Präsent? Wenn es eine sichere Geldanlage sein soll, raten Experten zu klassischen Anlagen Bausparverträgen, Bundesschatzbriefen oder Depots, die in der Regel überschrieben werden können. Beim Kauf von Aktien muss man vorsichtig sein. Ist der Kurs abgestürzt, ärgert sich nicht nur der Enkel, sondern auch Opa, weil er damals so viel Geld bezahlt hat. In den siebziger Jahren war etwa die „Playboy“-Aktie sehr begehrt, weil sie hübsch aussah, von Firmengründer Hugh Hefner gegengezeichnet und als Papier erhältlich war. „So etwas hängt man sich ins Zimmer an die Wand – mehr nicht“, sagt Kühnlenz von der Stiftung Warentest. Auch Aktien des Erotikkonzern „Beate Uhse“ sind in Papierform erhältlich, doch das ist heute eine der großen Ausnahmen. Ebenfalls für das Wohnzimmer, aber eher wenig für die Börse geeignet, ist eine Aktie des Zoologischen Gartens in Berlin. Die kostet rund 1750 Euro pro Stück, doch kaum jemand handelt mit ihr. „Unsere Aktionäre horten die Aktien und verschenken sie von Generation zu Generation weiter“, heißt es beim Zoo. „Sie sind ein ideeller Wert, kein materieller“. Zumal sich die Aktie alles andere als gut entwickelt hat. Zu Zeiten des Börsenbooms Anfang 2000 kostete der Titel fast 9500 Euro.

Auch beim Verschenken von Diamanten drohen Überraschungen, wenn man sie als Anlage sieht und wieder verkaufen will (siehe Kasten). Die Verlustraten der „härtesten Währung der Welt“, wie Diamanten von der Werbung gerne genannt werden, können schon mal bei 80 Prozent liegen, sagen Experten. Verbraucherschützer Peter Lischke warnt deshalb vor „dubiosen Händlern“, die „viel Blödsinn“ am Telefon erzählen. Auch Werbeanzeigen im Internet seien mit „großer Vorsicht zu genießen“. So kam es vor, dass 10 000 Euro für Diamanten gezahlt wurden, die zwar echt waren, für die sich aber wenig später kein Käufer finden ließ. „Diamanten sind ein persönliches Geschenk“, sagt Lischke. Die Edelsteine sind vor allem im Alter beliebt. Das Wall Street Journal hat in den neunziger Jahren einmal herausgefunden, dass die Größe der Diamanten und Alter der Frau proportional zunehmen.

Eine weitere Idee einfallsloser Männer mit gutem Einkommen sei das Verschenken von Goldbarren, sagen Spötter. Doch die Kreativität ist nicht alles, was zu bemängeln ist. Der Goldpreis ist derzeit so hoch wie seit den achtziger Jahren nicht mehr. Für einen 1-Kilo-Barren werden rund 10 000 Euro verlangt, also so viel wie für einen Kleinwagen. Wer Gold als Anlageform wählt, sollte genug anderweitige Reserven haben, denn nur langfristig werden wieder Gewinne erwartet. Geringere Beträge zu investieren macht aus Anlegersicht keinen Sinn, sagt Tester Stephan Kühnlenz. Denn während die Differenz zwischen An- und Verkauf von 1-Kilo-Barren bei vier Prozent liegt, sind es „bei 10-Gramm-Barren fast 15 Prozent“. Gewinne würden sich erst durch sehr große Schwankungen erzielen lassen. Und zu beachten sei an dieser Stelle noch eine Kleinigkeit, auf die Verbraucherschützer Lischke hinweist. „Gold lagert man nicht unter dem Kopfkissen.“ Die Beschenkte müsste sich also noch einen Safe bei der Bank mieten.

André Görke

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