zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Parkplatz für Aussteiger

Viele Anleger haben mit Aktien Gewinn gemacht und denken ans Verkaufen. Doch wohin mit dem Geld?

An den internationalen Aktienmärkten wächst die Anspannung. Die Zahl der Skeptiker, die vor sinkenden Kursen warnen, steigt. Mancher Anleger fragt sich, ob er jetzt nicht – zumindest vorübergehend – aussteigen sollte. Wer ein wenig Glück hatte, könnte dabei einen schönen Kursgewinn mitnehmen. So hat zum Beispiel der Dax den Anlegern in den vergangenen zwölf Monaten einen Gewinn von 30 Prozent beschert.

Doch wohin mit dem Geld? Eines sollte der Sparer auch nach dem Ausstieg bleiben: flexibel. Die meisten Beobachter erwarten, dass die Europäische Zentralbank bereits in naher Zukunft ihren Leitzins von 2,25 Prozent auf 2,5 Prozent anhebt. Wer seine Zinsen auf einen längeren Zeitraum festgeschrieben hat, gehört dann zu den Verlierern. Anleger, die ihr Geld hingegen nur kurzfristig parken „haben bei Zinsanstiegen den Vorteil, dass sie bequem auf andere Angebote umsteigen können“, sagt Peter Griebel, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Anlage-Alternativen gibt es viele, doch meist ist die Rendite mager. Viele Tagesgeldkonten von Sparkassen und Banken dürften kaum in Frage kommen. Sie bieten 1,5 bis zwei Prozent Zinsen. Zieht man davon Steuern und Inflationsrate ab, darf getrost von Geldvernichtung gesprochen werden. Genauer hinzuschauen lohnt sich deshalb.

Das Bankhaus Driver & Bengsch etwa bietet für Tagesgeld immerhin bis zu vier Prozent jährlich – allerdings nur für Neukunden und nur in den ersten drei Monaten (siehe Tabelle auf dieser Seite). Auch bei einigen Autobanken bekommen Sparer etwas höhere Zinsen. Vorsicht ist bei ausländischen Banken geboten: Während Gelder bei deutschen Geldhäusern durch den Einlagensicherungsfonds vollständig abgesichert sind, erhalten Kunden einer ausländischen Bank bei einer Pleite oft nur 20 000 Euro zurück. Und der Kunde sollte auf Gebühren achten. Anleger, die auf befristete Promotionangebote eingehen, müssen zudem bereit sein, regelmäßig die Angebote zu vergleichen und gegebenenfalls das Institut zu wechseln.

Relativ bequem machen es den Sparern die Postbank und die ING-Diba. Das Konto kann per Internet eröffnet und geführt werden. Die Postbank mit ihrer Sparcard plus 3000 direkt bietet immerhin 2,4 Prozent pro Jahr. Doch das Konto muss mindestens ein Guthaben von 3000 Euro aufweisen. Ist weniger Geld auf dem Konto gibt es nur noch sehr bescheidene 0,5 Prozent pro Jahr. Die ING-Diba lockt die Kunden aktuell mit einer Zinserhöhung. Für das so genannte Extra-Konto, bei dem das Geld täglich verfügbar ist, werden die Zinsen zum 15. April von 2,25 Prozent auf 2,5 Prozent angehoben. Der Zinssatz wird ab dem ersten Euro ohne Höchst- oder Mindesteinlagen gewährt.

Berliner Sparkasse und Berliner Volksbank empfehlen Kunden trotz vergleichsweise niedriger Zinsen Tagesgeldkonten, zumindest wenn der Anleger sehr konservativ investieren wolle. Gleiches gilt für Termingelder , bei denen der Kunde für einen bestimmten Zeitraum festgelegt ist und pro Jahr in der Regel nur um die zwei Prozent Zinsen kassiert.

Wer bereit ist, etwas mehr Risiko einzugehen, kann in Zertifikate investieren. Bei der Volksbank ist dies zum Beispiel der „Plus Zins Garant Sprinter“. Die Rückzahlung des Kapitals erfolgt zu 100 Prozent, die Zinsausschüttung kann während der Laufzeit schwanken. Wer längerfristig investieren will, für den kommen auch Garantiefonds in Frage.

Michael Risch, Wertpapierspezialist bei der Commerzbank in Berlin, rät eher zu Pfandbriefen , besonders zu Papieren mit großem Volumen, so genannte Jumbopfandbriefe. Hier beträgt die Rendite zwischen drei Prozent für ein Jahr und 3,29 Prozent für Briefe mit dreijähriger Restlaufzeit. Der Anleger sollte die Papiere aber bis zur Endfälligkeit halten, schon wegen der Kosten für An- und Verkauf. Wer sein Geld in Geldmarktfonds anlegen wolle, solle auf „reinrassige“ Fonds setzen, sagt Risch. „Dort ist das Risiko gleich null.“ Anleihen und Festverzinsliche, in die klassische Geldmarktfonds investieren, haben eine Restlaufzeit von unter drei Monaten. Die Rendite liegt leicht über zwei Prozent. Bei den breiter gefassten Fonds sei das Risiko von Kursverlusten nicht durch die etwas höhere Rendite gerechtfertigt, meint Risch.

Von einem kompletten Rückzug vom Aktienmarkt hält Gunter Schmelowsky von der Hypo-Vereinsbank wenig. Rund ein Viertel seines Geldes sollte der Anleger weiter an der Börse investieren, rät er – allerdings abgesichert in Bonuszertifikaten . „Die sichern noch eine Rendite, auch wenn die Kurse leicht fallen.“ Rund ein Viertel des Kapitals könnte in so genannte Total-Return-Produkte fließen. Der Anleger erhält sein eingesetztes Geld garantiert zurück, kann aber Chancen am Aktienmarkt nutzen. Freilich haben diese Produkte auch ihren Preis.

Auch Michael Noglik, Berater für vermögende Privatkunden bei der Weberbank, hat die Börse nicht abgeschrieben: „Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass deutsche Aktien nicht zu teuer sind.“ Anlegern die dennoch „kalte Füße“ bekommen, rät Noglik zu gemischten Fonds . Wichtig sei, dass diese eine breite Risikostreuung vornehmen und aktiv gemanagt würden. In Frage kämen etwa Dachfonds . Je nach Risikoneigung sollte der Kunde dann eine Aktienquote von 30 bis 50 Prozent wählen.

Daniel Rhee-Piening

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false