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Wirtschaft: Reizende Düfte

Viele Allergiker haben Angst vor dem Parfüm im Waschpulver. Aber Mediziner geben Entwarnung

Weich soll sie sein und gut duften. Wirklich schmutzig ist die Wäsche häufig gar nicht, wenn sie in die Maschine kommt. Oft geht es nur darum, sie wieder frisch zu machen. Doch gerade wegen der Duftstoffe im Waschmittel fürchten viele Menschen, die unter Kontaktallergien leiden, dass sich ihre Beschwerden verschlimmern. „Aus allergologischer Sicht bin ich grundsätzlich gegen eine starke Parfümierung von Waschmitteln“, sagt Professor Uwe Gieler von der Abteilung Psychosomatische Dermatologie der Universität Gießen. „Waschmittel sollen die Wäsche sauber und frei von Bakterien machen, Parfümstoffe braucht man dafür nicht.“ Gefährlich seien diese jedoch nicht: „Normalerweise sind Waschmittel für Allergiker kein Problem. Man sollte aber darauf achten, dass die Wäsche gut gespült wird“, sagt Gieler. Dennoch haben bereits viele Hersteller reagiert. Das Angebot an duftstofffreien Waschmitteln wächst.

Generell stehen Duftstoffe auf der Hitliste der allergieauslösenden Substanzen nach Nickel auf Platz zwei. Doch auch Axel Schnuch, Leiter des Informationsverbunds dermatologische Kliniken, der diese Hitliste erstellt, sagt, die Duftstoffe in Waschmitteln seien kein Problem. „Wir haben viele Produkte untersucht. Bei Waschmitteln hat es am wenigsten Probleme mit Kontaktallergien gegeben“, sagt Schnuch.

7,8 Kilogramm Waschmittel verbrauchen die Bundesbürger pro Kopf und Jahr. Rund eine Milliarde Euro gaben sie 2004 dafür aus. Während die Menge etwa gleich bleibt, schrumpft der Umsatz wegen des harten Preiskampfs auf dem Markt. Die Hersteller stehen unter Druck, immer neue Produkte zu bringen – auch solche für Menschen mit sensibler Haut.

„Viele Allergiker haben den Wunsch an uns herangetragen, die Entwicklung solcher Produkte zu fördern. Die Verbraucher machen Waschmittel häufig für ihre Hautprobleme verantwortlich, auch wenn das wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist“, sagt Ingrid Voigtmann, Mitglied des wissenschaftlichen Beratungsteams im Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB). Seit 1999 arbeitet der DAAB mit der Industrie zusammen an der Entwicklung von Waschmitteln ohne Duftstoffe. Inzwischen gibt es sechs Produkte unter den Marken „Dalli med“, „dm denk mit pur“ und „Persil sensitive“, die das Logo des Allergie- und Asthmabunds tragen. „Wir haben mit den Produkten intensive Verbrauchertests durchgeführt“, sagt Voigtmann. „Nur wenn die Tests positiv ausfallen, erhalten sie unser Logo.“

Insgesamt sei der DAAB über die Zusammenarbeit mit der Industrie zufrieden. Jedoch gebe es noch Nachholbedarf. „Viele Verbraucher fragen auch nach Colorwaschmitteln und Weichspülern ohne Duftstoffe“, sagt Voigtmann. Sehr enttäuscht hätten viele Kunden darauf reagiert, dass Henkel die Formel für „Persil sensitive“ im Frühjahr 2004 geändert hat. Ursprünglich parfümfrei, duftet es jetzt – dank eines laut Henkel „Haut-Allergiker-verträglichen Dufts“.

„Viele Personen haben zwar eine empfindliche Haut, wollen aber trotzdem nicht auf den Duft von frischer Wäsche verzichten“, sagt Thomas Tönnesmann, Marketingdirektor der Henkel Wasch- und Reinigungsmittel. Das neue Waschmittel sei für Allergiker „genauso sicher wie das parfümfreie Produkt“. Und: „Seit der Umstellung verkauft sich Persil sensitive deutlich besser.“ Persil sieht weitere Entwicklungsmöglichkeiten: „Wegen des gestiegenen Gesundheitsbewusstseins der Verbraucher und den generell steigenden Umwelteinflüssen kommt Sensitive-Produkten eine gesteigerte Bedeutung zu“, sagt Tönnesmann. Inzwischen gibt es Persil sensitive auch als Pulver.

„Wir wären sehr glücklich, wenn wir wüssten, was genau in den Waschmitteln drin ist“, sagt Professor Thomas Fuchs von der Uni Göttingen. Im Oktober tritt eine neue EU-Verordnung in Kraft, nach der die Duftstoffe, die am häufigsten Allergien auslösen, auf den Waschmittel-Verpackungen deklariert werden müssen. „Das trifft wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs“, fürchtet Fuchs. „Wünschenswert wäre eine volle Deklaration.“

Die BleichmacherPREISWERT UND GUT

„Nie war das Angebot an Spitzenwaschmitteln größer“, bilanziert die Stiftung Warentest. 15 Vollwaschmittel haben die Tester an 1,5 Tonnen Schmutzwäsche ausprobiert. Testsieger sind die Pulver von Aldi, Lidl, Rossmann und Schlecker . Einziges Markenpulver in der Spitzengruppe ist Persil : Es erhielt zwar ebenso das Qualitätsurteil „gut“, ist dabei pro Waschgang aber mehr als doppelt so teuer.

NEUE REZEPTE

Immer wieder ändern die Hersteller ihre Rezepturen und mischen neue Enzyme in die Waschmittel. In diesem Jahr sind „oxi“ und „kurz“ in Mode, heißt es bei Warentest, wie etwa bei „Oxi-Sauerstoff-Aktiv“ (Tandil) oder „Kurzwaschformel“ (Persil). Dahinter verberge sich jedoch meist eine verstärkte Bleichwirkung . Die Tester haben auch untersucht, ob Ariel und Persil das Versprechen, dass die Wäsche auch im Kurzwaschgang sauber wird, einhalten können. Ergebnis: Sie entfernten dabei Flecken nicht schlecht. Gleiche Leistung wie bei normaler Wäsche erreichten die Pulver jedoch nicht.

RICHTIG WASCHEN

Die Deutschen waschen falsch – so lautet jedenfalls das Urteil der Stiftung Warentest. Obwohl Unterhosen, Socken, und Betttücher heute meist bunt sind, verwenden die Verbraucher überwiegend Vollwaschmittel. Die jedoch enthalten Bleiche und Aufheller – und seien daher nicht die erste Wahl für Buntes. Wer seine bunten Textilien liebe, so die Warentester, sollte daher besser Colorwaschmittel verwenden. Die verzichten auf Bleiche und Aufheller. Schon bei 40 Grad schaffen Colorwaschmittel hygienisch einwandfreie Wäsche. Tsp

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