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Wirtschaft: Ruckeln und pixeln

DAS TESTURTEIL: 8 Punkte(0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen) „Wissen Sie, wo Sie sind?“, fragt eine Frau den am Boden liegenden Mann.

DAS TESTURTEIL: 8 Punkte

(0 Punkte: Hände weg und alle Bekannten warnen, 5 Punkte: Noch mal drüber schlafen, 10 Punkte: Sofort kaufen)

„Wissen Sie, wo Sie sind?“, fragt eine Frau den am Boden liegenden Mann. „Ungefähr“, sagt er. Ich liege nicht auf dem Boden, sondern auf meinem Sofa. Es ist tief in der Nacht und ich empfange zum ersten Mal Fernsehen auf dem Handy. Gesendet wird ein ZDF-Drama. Ich verfolge das 3,5 mal 4,5 Zentimeter große Fernsehbild – bis ich einschlafe.

Mobiles Fernsehen ist das Heißeste, was man im Moment mit dem Handy anstellen kann. Ungefähr das Heißeste, würde der Mann am Boden sagen. Denn als ich das Testgerät von Samsung (SGH-P900) zum ersten Mal aufklappe, passiert gar nichts. Das Rundfunksignal ist noch zu schwach, um ein TV-Bild auf dem Display zu erzeugen. Auch beim zweiten, dritten, vierten… Mal bleibt der Bildschirm leer. ZDF, N24, MTV, eine Entertainment-Auswahl von Pro Sieben Sat 1 oder das Bilderradio bigFM – bei keinem der installierten Sender ist Empfang möglich. Aber ich habe die Dramaturgie von „Watcha“ unterschätzt: Kurz bevor ich aufgeben und das Handy endgültig zuklappen will, beginnt rechtzeitig die WM. Und der Handy-TV-Dienst des Anbieters Debitel läuft reibungslos. Es ruckelt und pixelt noch, der Ton verstummt ab und an. Aber mit jedem WM-Tor wird das System stabiler. Wenn auch Fußball auf diesem Format ein einsames Vergnügen bleibt – wenn man den Ball findet.

Dennoch: Plötzlich ahne ich, warum in der Telefon-Branche von einer Killer-Applikation die Rede ist, wenn es um mobiles Fernsehen geht. So ähnlich hat es sich angefühlt, als ich meinen ersten Walkman in der Hand hielt. Oder mein erstes Handy. Zuerst hält man das Gerät für überflüssig, dann benutzt man es unbeholfen, gewöhnt sich daran und kommt schließlich nicht mehr los davon.

Das Samsung-Klapphandy hat ein brilliantes Display, das man um 90 Grad drehen kann, damit die Bilder im fernsehgerechten Querformat zu sehen sind. Übertragen wird im DMB-Standard, den nur Debitel nutzt. Schade, dass die ARD zur WM noch nicht auf Sendung ist. Die Gespräche laufen aber. Dass das Samsung SGH-P900 eine Zwei-Megapixel-Kamera, einen MP3-Player, Bluetooth und einen Web-Browser hat, verwundert bei einem Preis von 199 Euro (mit Vertrag) nicht. Den TV-Dienst lässt sich Debitel – wie bei Pionieren üblich – prächtig bezahlen: Pro Monat kostet er je nach Grundgebühr des Handy-Vertrages 9,95 Euro oder 14,95 Euro. Macht zusammen rund 25 Euro pro Monat plus variable Telefongebühren. Das hält wach.

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