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Wirtschaft: Sicherheit statt Rendite

Jeder fünfte Deutsche ist über 65: Was Senioren bei der Geldanlage beachten müssen

Beim Thema Altersvorsorge kommen nicht nur 30-Jährige ins Grübeln: Auch immer mehr Senioren im Alter jenseits der 55 machen sich darüber Gedanken, wie sie ihre Ersparnisse für den Lebensabend sinnvoll anlegen oder verwenden können. Auch sie wissen: Die gesetzliche Rente reicht in den meisten Fällen nicht aus, um den Lebensstandard zu halten.

In Deutschland ist fast jeder Fünfte 65 Jahre und älter – das sind rund 15 Millionen Seniorinnen und Senioren. Weil die Geburtenrate niedrig ist und das durchschnittliche Lebensalter in Deutschland steigt, wird ihr Anteil an der Gesellschaft künftig noch deutlich steigen. Dabei ist viel Geld im Spiel: Schon heute verfügen die 55- bis 65-Jährigen laut Statistischem Bundesamt über ein Geldvermögen (einschließlich Lebensversicherungen) von insgesamt mehr als 360 Milliarden Euro.

Mehr und mehr Anlage- und Finanzberater haben erkannt, dass dieses Kapital gute Geschäfte verspricht. Sie werben deshalb immer aggressiver um ältere Kunden und haben sich auf altersgerechte Finanz- und Investitionsmodelle spezialisiert – bestenfalls. Nicht selten werden den Senioren auch Geldanlagen angeboten, die völlig ungeeignet sind: zu riskant, zu langfristig, zu teuer.

Worauf sollten ältere Menschen achten? Wie bei jeder Finanzberatung gilt es zunächst, die persönliche Risikobereitschaft einzuschätzen und eine Bestandsaufnahme der Vermögenssituation vorzunehmen. Dazu gehören neben Wertpapieren und Sparkonten genauso Immobilien – die eigene Wohnung, das Haus oder ein Feriendomizil, – oder Lebensversicherungen. Aber auch wertvolle Münz- oder Porzellansammlungen können Teil eines verwertbaren Vermögens sein. Die meisten Fragen werfen jedoch die eigenen vier Wände auf. „Etwa 70 Prozent der finanziellen Probleme im Alter resultieren aus der Wohnsituation“, weiß Horst Kalz von der Finanzberatergruppe „Die alten Hasen“. Dabei sind allgemeine Empfehlungen schwierig. So kann es für Mieter im Rentenalter laut Verbraucherzentrale ratsam sein, an den Kauf einer selbstgenutzten Immobilie zu denken. Andererseits sollten Hausbesitzer überlegen, wie lange sie ihre Immobilie bewirtschaften wollen und können. In jedem Fall sollten Vermögende in Erwägung ziehen, frühzeitig Eigentum an Kinder oder Enkel zu übertragen – aus steuerlichen Gründen.

Die „Alten Hasen“ haben sich darauf spezialisiert, Finanzkonzepte zu erstellen, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen und Senioren zugeschnitten sind. Für Stundensätze zwischen 150 und 300 Euro geben die Ex-Banker Ratschläge bei der Vermögensverwaltung:

Das angelegte Geld sollte nicht zu langfristig gebunden sein. Es sollte trotzdem eine angemessene Rendite abwerfen, da es im Alter um den Werterhalt des Vermögens geht.

Sicherheit geht vor Rendite. Es sollte deshalb nicht auf Superzins- und Schnäppchenangebote eingegangen werden. Es zählen Anlagen mit hoher Transparenz und breiter Streuung.

Ein Teil des Geldes muss im Bedarfs- oder Notfall schnell verfügbar sein, etwa auf einem Tagesgeldkonto.

Eine monatliche Ausschüttung kann als Zusatzrente sinnvoll sein.

Hohe Aktienanteile sind für Senioren allerdings wenig ratsam, da die Kurse starken Schwankungen ausgesetzt sind. Berater Kalz nennt folgende Faustregel: Ziehe man von 100 das eigene Alter ab, ergebe sich der Anteil, den Aktien maximal im Depot haben sollten. Bei einer 75-jährige Anlegerin sollten es demnach nicht mehr als 25 Prozent sein.

Senioren, die ein regelmäßiges Zusatzeinkommen zur gesetzlichen Rente wünschen, haben die Wahl zwischen einer privaten Rentenversicherung oder einem Renten- oder Aktienfonds mit einem Auszahlungsplan. Vor- und Nachteile hängen von der Lebens- und Vermögenssituation ab. Vorteil der Sofortrente: Sie gilt bis ans Lebensende, auch wenn der eingezahlte Betrag aufgebraucht ist. Nachteil: Hinterbliebene gehen leer aus, wenn der Versicherungsnehmer vorzeitig stirbt. Beim Investmentonds mit Auszahlungsplan wird ein Teil des ausgezahlten Geldes verbraucht, der andere Teil in eine Versicherung eingezahlt, die dann zum Beispiel ab dem 80. Lebensjahr greift.

Mehr Informationen unter:

www.diealtenhasen.de

Katrin Wluka

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